Mülheim. Ein Team für die Digitalisierung der Mülheimer Stadtverwaltung ist seit November aktiv. Bald soll elektronisches Bezahlen möglich sein.
Zwar kann man schon jetzt bei der Stadt sein Wunschkennzeichen online bestellen, es bargeldlos im Internet zu bezahlen, funktioniert aber noch nicht. Das soll sich bald ändern – und optimalerweise erledigt der Käufer diese Schritte dann auch direkt beim Autohaus, inklusive der Zulassung. Mit dem Team Digitalisierung, das im November an den Start gegangen ist, will die Stadt Mülheim dem Bürger einige Wege zum Amt ersparen. Ein Blick in die Zukunft.
Ein Kernaspekt der Digitalisierung ist das E-Payment, das elektronische Bezahlen. Nicht nur das Wunschkennzeichen, auch alle anderen online buchbaren Dienste, wie zum Beispiel die Ferienspiele, sollen künftig digital bezahlbar sein. Oder auch das Knöllchen an der Windschutzscheibe. Über den QR-Code kann man jetzt schon sehen, wie hoch der Bußgeldbetrag ist; künftig kann der Empfänger ihn auch direkt begleichen – mit allen gängigen Online-Bezahlsystemen.
Digitalisierung: Traukalender für Mülheimer Paare
„Wir wollen das im ersten Halbjahr durchbringen“, sagt Michael Antczak. Er leitet das insgesamt sechsköpfige Team Digitalisierung bei der Stadt. Neben dem digitalen Bezahlen sollen viele andere Angebote bequemer, schneller, einfach werden. Dazu gehört unter anderem ein Online-Traukalender.
Paare können zu Hause ihr Wunschdatum für die standesamtliche Hochzeit auswählen und in Ruhe planen. Der Gang zum Standesamt bleibt dabei allerdings nicht völlig erspart: Notwendige Unterlagen, wie Geburtsurkunden, müssen noch persönlich vorbeigebracht werden.
1300 Mitarbeiter der Stadt Mülheim gehen bis 2030 in Rente
Hintergrund der Digital-Offensive ist das Onlinezugangsgesetz, das Bund, Länder und Kommunen verpflichtet, bis Ende 2022 ihre Verwaltungsleistungen über Portale auch digital anzubieten. 575 dieser Leistungen gibt es, rund 380 kommunale sind darunter, wie der Antrag auf eine Baugenehmigung, die Wohnsitzmeldung oder das Beantragen persönlicher Dokumente (Reisepass/Personalausweis).
Hinzu kommt, dass die Hälfte der städtischen Mitarbeiter älter als 50 Jahre ist. Bis 2030 werden etwa 1300 der rund 3200 Mitarbeiter in den Ruhestand gehen. „Wir wollen nicht durch Digitalisierung Arbeitsplätze abbauen“, sagt Gudio Brücker, der sich um das Thema dezernatsübergreifend bei der Stadt kümmert. „Aber wir können Prozesse optimieren, so dass manche Stelle nicht mehr nachbesetzt werden muss.“
Stadt Mülheim führt Dokumenten-Management-System ein
Weitere digitale Angebote
Zur digitalen Entwicklung in der Stadt gehört auch eine neue, benutzerfreundlichere Aufrufanlage im Bürgeramt, die die Wartezeiten um 30 Prozent verringern soll.
Außerdem ist die Stadt gesetzlich verpflichtet, bis April dieses Jahres die Möglichkeit zu schaffen, dass öffentliche Aufträge elektronisch bei der Stadt eingehen können.
Wer das Kunstmuseum besuchen will, kann ab der Neueröffnung online sein Ticket kaufen und Guides buchen und kann das dann digital bezahlen.
Für die Kommunalwahl im September wird eine Schnittstelle angeschafft, die die Bewerbungsdaten von Wahlhelfer komfortabel und vollautomatisch in die entsprechenden Fachverfahren überleitet. Damit wird Porto und Papier eingespart und es erleichtert die Wahlvorbereitung.
Zu der Optimierung gehört im Hintergrund vor allem die Einführung eines Dokumenten-Management-Systems. Es soll Mitarbeitern ermöglichen, auf digitale Akten zuzugreifen – kein Papier mehr, das im Rathaus von Büro zu Büro getragen wird. „Das ist ein Paradigmenwechsel“, sagt Brücker. Und es ist ein langwieriges Unterfangen, das sich über Jahre hinziehen wird, denn insgesamt gebe es über 3000 Prozesse in der Stadtverwaltung, jeder muss einzeln geprüft werden.
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Wenngleich das ein interne Entwicklung ist, profitieren die Bürger indirekt durch kürzere Wartezeiten. „Was bringt Ihnen der schnelle Antrag zu Hause, wenn Sie dann Wochen auf Ihre Unterlagen warten“, sagt Michael Antczak. Klar sei aber auch, dass digitale Angebote den persönlichen Kontakt zu den Bürgern nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen sollen.