Mülheim. In Mülheim muss niemand obdachlos leben, sagt die Stadt. Neben 37 Notschlafstellen vermittelt sie auch Wohnungen. Nicht jeder nimmt die Hilfe an.
In Mülheim muss niemand obdachlos leben – das zumindest ist die Kernaussage der Stadtverwaltung. Denn neben den Stellen für Notschlafplätze, vermittelt die „Zentrale Wohnungsfachstelle“ im Sozialamt seit vielen Jahren Wohnungen an diejenigen, die ihre Wohnung aufgrund von fristlosen Kündigungen, Räumungsklagen und Zwangsräumungen verloren haben – und eine suchen. Angesichts sinkender Temperaturen will es die Grüne Fraktion jedoch genauer wissen und die Situation im Sozialausschuss am Dienstag debattieren.
„Weil es Menschen gibt, die die Notschlafstätten aus diversen Gründen wie eigenen Hunden oder Furcht vor Diebstahl meiden, ist meine Fraktion an Zahlen interessiert“, begründet die sozialpolitische Sprecherin der Grünen, Ingrid Tews, den Antrag. Insbesondere will sie wissen, ob und aus welchen Gründen Schlafstellensuchende abgelehnt worden sind.
37 Plätze in den zwei Notschlafstellen werden aktuell von 24 Menschen genutzt
Und so ist, nach Informationen der Stadt, die aktuelle Situation: Zwei so genannte Notschlafstellen mit insgesamt 37 Plätzen an der Broicher Kanalstraße für Männer sowie an der Styrumer Augustastraße für Frauen (Styrum) bietet die Stadt für Menschen an, die keine Wohnung wollen, etwa weil sie als „Nicht-Sesshafte“ von Stadt zu Stadt unterwegs sind.
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Die Stellen dienen für die Männer nur zur Übernachtung, von 8.30 bis 14.30 Uhr müssen sie das Haus verlassen. Ausnahmen: das Wochenende und bei Frost. Frauen hingegen dürfen an allen Tagen auch tagsüber bleiben. Die Stadt gibt an, dass aktuell vier Frauen und 20 Männer in den Notschlafstellen nächtigen. Wurden auch Menschen abgelehnt, und aus welchen Gründen? „Menschen, die einen Schlafplatz suchen, werden untergebracht“, antwortet daraufhin die Stadt, lässt aber offen, ob nicht auch Konflikte in der Vergangenheit eine Unterbringung verhindert haben.
Tagsüber versorgen kirchliche Stellen die Obdachlosen
Für Männer, die keine feste Adresse haben, aber einen geregelten Tagesablauf, betreibt die Stadt eine besondere Wohnform an der Gustavstraße. Zudem kooperiert die Verwaltung mit kirchlichen Stellen wie der Ambulanten Gefährdetenhilfe des diakonischen Werkes sowie mit der Caritas zusammen. Der Diakonietreff an der Auerstraße mit angeschlossener Teestube ist dann geöffnet, wenn Obdachlose die Schlafstellen verlassen müssen, montags bis donnerstags zwischen 8 und 16 Uhr, freitags bis 14 Uhr.
Und sie bieten auch günstig Getränke und etwas zu essen an sowie eine Hygienestation. Das wird auch gern genutzt, nicht aber alle Schlafmöglichkeiten. Trotz des breiten städtischen Angebots, wird dieses offensichtlich nicht immer genutzt, räumt die Stadt ein: Mancher Obdachloser sucht zum Übernachten den Bahnhof auf und schläft unter Brücken. Die Stadt schätzt ihre Zahl auf zehn Personen.