Mülheim. . Im Notfall könnten aber auch kurzfristig Flüchtlingsunterkünfte für Wohnungslose geöffnet werden, heißt es in einem Bericht der Stadt.

Mittlerweile spürt man draußen den Winter. Und sobald sich bleibende Minustemperaturen einstellen, rücken auch die Obdachlosen wieder stärker in den Blick. In Mülheim stand das Thema jetzt auf der politischen Tagesordnung: In der jüngsten Ratssitzung hatte die SPD angefragt, ob die Unterbringungsmöglichkeiten ausreichend sind, oder ob es möglich ist, Flüchtlingsunterkünfte zeitweise zu öffnen, damit Menschen auf der Straße nicht erfrieren.

Dies ist durchaus eine realistische Option, wie aus der Stellungnahme der Sozialverwaltung hervorgeht. Dort heißt es: Momentan sei das vorhandene Angebot zwar ausreichend, um alle Wohnungslosen mit einem beheizten Schlafplatz zu versorgen. Bei steigendem Bedarf könne aber „sehr kurzfristig durch freie Kapazitäten im Bereich der Flüchtlingsunterbringung Abhilfe geschaffen werden“.

Notschlafstellen durchgehend offen

Städte sind gesetzlich verpflichtet, Unterkünfte für Wohnungslose zur Verfügung zu stellen. In Mülheim arbeitet die Zentrale Wohnungsfachstelle im Sozialamt hier mit der Ambulanten Gefährdetenhilfe des Diakonischen Werkes zusammen. Zum vorhandenen Angebot gehört die Notschlafstelle für Männer an der Kanalstraße mit maximal 18 Plätzen. Nach Angaben der Stadt sind davon derzeit etwa zwölf regelmäßig belegt. Normalerweise müssen Bewohner das Haus an der Kanalstraße vormittags zwischen 8.30 und 14.30 Uhr verlassen, außer am Wochenende. In diesen Tagen, bei Temperaturen kaum über dem Gefrierpunkt, ist es aber schon durchgehend geöffnet. Dann müssen die Männer nur etwa zwei Stunden am Vormittag überbrücken, in denen die Unterkunft gereinigt wird.

Wichtigste Anlaufstelle tagsüber ist die Teestube der Diakonie in der Auerstraße, werktags immer von 8 bis 16 Uhr, freitags bis 14 Uhr. Angeschlossen ist eine Hygienestation, in der die Besucherinnen und Besucher duschen können. Auch warme Kleidung und Schlafsäcke gibt es hier.

Bis zu acht Frauen finden Platz in der Notschlafstelle an der Augustastraße, die in den letzten Jahren immer stärker genutzt wurde. Im Augenblick übernachten dort regelmäßig sechs bis sieben Frauen. „Wenn die Einrichtung belegt ist, steht nebenan noch eine zusätzliche Wohnung zur Verfügung“, erklärt Andrea Krause, Leiterin der ambulanten Gefährdetenhilfe bei der Diakonie. Die Notunterkunft für weibliche Obdachlose ist durchgehend geöffnet.

Wie die Sozialverwaltung betont, sind zwei Streetworker im gesamten Stadtgebiet unterwegs, um Menschen in problematischen Situationen auf Hilfsangebote hinzuweisen. Diese aufsuchenden Sozialarbeiter „folgen auch Hinweisen aus der Bevölkerung“, heißt es im aktuellen Bericht der Verwaltung. Grundsätzlich gebe es aber auch Wohnungslose, die die vorhandenen Übernachtungsmöglichkeiten nicht nutzen möchten.

Keine feste Adresse, aber einen Job

Für Männer, die keine feste Adresse haben, aber einen geregelten Tagesablauf, betreibt die Stadt eine besondere Wohnform an der Gustavstraße. Nach Auskunft der Zentralen Wohnungsfachstelle im Mülheimer Sozialamt leben hier Obdachlose, die beispielsweise die Schule besuchen oder einer festen Arbeit nachgehen. Die Außenstelle ist durchgehend geöffnet, hier bekommt jeder Bewohner einen Schlüssel.

>>> VORSCHLAG: MOBILE VERSORGUNG

Leserin Marita Wietek hat, wie sie erzählt, als Ehrenamtliche gelegentlich Kontakt zu Obdachlosen in Mülheim. Sie stellt fest: „Manche fallen komplett durch das Netz.“ Dabei denke sie vor allem an einige Frauen, die hier oft in der Innenstadt sitzen, um ein paar Euro zu erbetteln.

Ihr Vorschlag, um den Menschen durch den Winter zu helfen: ein Bus mit warmer Suppe und Medikamenten, der durch die Stadt fährt und Wohnungslose mobil versorgt. Auch zusätzliche Schlafplätze in Flüchtlingsunterkünften hält sie für nötig, insbesondere für Frauen