Mülheim. An vielen Straßen in Mülheim versperren parkende Autos den Weg für die Mülltonnen – wie ein besonderes Beispiel am Saarner Erlenweg zeigt.
An vielen Straßen in Mülheim stören parkende Autos die Müllabfuhr. Häufig bleiben Container ungeleert stehen, weil eine lange Parkreihe zwischen Straße und Müll-Unterstand liegt. Sylvana Meeßen und ihre Nachbarn vom Saarner Erlenweg ärgern sich jede Woche über diese Situation.
Seit Monaten quillen die 1100-Liter Container regelmäßig über. Zwischen dem Unterstand der Tonnen und der Straße liegen ein Gehweg und eine Parkreihe. Stehen Autos in den Parkbuchten, passen die großen Container nicht mehr durch. Aber: Die Autos dürfen dort parken, „es handelt sich um eine öffentliche Parkfläche“, erklärt Sylvana Meeßen. 32 Eigentümer-Parteien in vier Häusern sind betroffen.
Nachbarn bitten, das Auto umzuparken
Bislang war es immer so, dass die Mitarbeiter der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft (MEG) die schweren Tonnen außen um die Parkplätze herum gezogen haben. „Seit einigen Monaten tun sie dies nicht mehr“, wundert sich Meeßen. Sie und ihre Nachbarn der Eigentümergemeinschaft zahlen seit Jahren für die Abholung aus dem Unterstand, allerdings nur für zehn Meter. „Früher war der Parkplatz aber auch häufiger frei, mittlerweile hat die Dichte an Autos zugenommen.“
Kein gesonderter Weg möglich
Auch der Lösungsvorschlag, einen gesonderten Weg für die Tonnen auf der Grünfläche neben den Parkplätzen zu pflastern, sei baulich nicht möglich, so Helmut Voß. „In unmittelbarer Nähe steht ein Baum, dadurch gibt es zu viele Wurzelungen im Boden.“
In der Gebührensatzung für die Abfallentsorgung der Stadt sind die genauen Kosten für die Abholung am Straßenrand einzusehen. In diesem konkreten Fall kostet die Abholung eines 1100-Liter-Containers bis zehn Meter rund 154 Euro, bei 30 bis 100 Metern fallen rund 540 Euro Gebühren an. Info: www.muelheim-ruhr.de/cms/abfallgebuehrensatzung1.html
Also versuchen die Anwohner, sich selbst zu helfen. „Meistens wuchte ich die schweren Tonnen am Sonntagabend auf den Parkplatz, damit sich dort niemand hinstellt.“ Und wenn die Bucht zugeparkt ist? „Wenn wir das Auto kennen, schellen wir den entsprechenden Nachbarn raus und bitten ihn umzuparken.“ Beides sei aber sehr aufwändig und nicht immer möglich.
Dirk Eurskens, Leiter des Logistikbereichs bei der MEG, weiß, dass es seinen Kollegen auf ein oder zwei Meter mehr nicht ankommt. „Wenn es aber Überhand nimmt und die Wege aufgrund der zugeparkten Fläche zu lang werden, muss ein zusätzlicher Service hinzu gebucht werden.“ Das könnte in diesem Fall teuer werden: Müssten die Tonnen um die Parkfläche herum gezogen werden, wären das geschätzt 50 Meter – laut Gebührensatzung für die Abfallentsorgung bedeutet das etwa 400 Euro mehr pro Tonne im Jahr.
Stadt Mülheim lehnt Sonderlösungen ab
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müllabfuhr- mülheims zugeparkte straßen sind großes problemDer Stadt machten die Anwohner daher zwei Lösungsvorschläge: „Entweder ein Halteverbotsschild für die entsprechenden Müllabfuhr-Tage aufzustellen“, zählt Meeßen auf. „Oder aber einen gesonderten Abstell-Bereich neben der Parkfläche für die Tonnen zu schaffen.“ Beides lehnte die Stadt ab.
Helmut Voß, Teamleiter Straßenplanung beim Amt für Verkehrswesen und Tiefbau, kennt das Problem. „Es gibt viele Straßen in der Stadt, in denen Autos den Weg für die Müllabfuhr versperren.“ Ausnahmen werden gerade deswegen nicht gemacht. „Die Verwaltung lehnt die Anordnung von Halteverboten in diesem Zusammenhang grundsätzlich ab.“
Ungerecht der Allgemeinheit gegenüber
Die Stadt lehnt Sonderlösungen auch ab, weil es das Problem des Präzedenzfalles gibt – gewährt sie an dieser Stelle ein Parkverbot, müsste sie es womöglich an vielen anderen Stellen auch. „Zudem wäre es ungerecht, die einzelnen Interessen der Anwohner über die der Allgemeinheit zu stellen“, erklärt Voß.
Zunächst gelte also, dass der Eigentümer alle baulichen Maßnahmen in Erwägung ziehen muss, etwa eine Verlegung des Standortes an eine Stelle mit direktem Fahrbahnzugang oder organisatorische Lösungen wie die Bereitstellung durch einen Hausmeister am Abholtag.
Dies sei jedoch kaum möglich, entgegnet Sylvana Meeßen. Eine Versetzung des Mülltonnen-Standortes an eine andere Stelle auf dem Grundstück bringe nichts, weil die Parkreihe mit den Autos auch dann noch im Weg ist. „Und einen Hausmeister können wir dafür wohl kaum beschäftigen.“ Bleibt also nur, weiter auf eine Parklücke am Abholtag zu hoffen.