Gelsenkirchen. Seit Tagen liegt Haus- und Sperrmüll vor dem Haus Vohwinkelstraße 84. Der Berg wird größer – und stinkt. Jetzt hat sich ein Anwohner beschwert.

Die Szenerie erinnert an den Müllwerkerstreik in Neapel, aber es ist eine Anwohnerstraße mitten in Gelsenkirchen. In der Vohwinkelstraße stinkt es zum Himmel – im wahrsten Sinne des Wortes. Kubikmeterweise türmt sich der Müll vor dem Haus Nummer 84: Sperrmüll ohnehin, aber auch viele Plastiktüten mit Hausmüll.

Und es scheint tagtäglich mehr zu werden. Der Bürgersteig vor dem (bewohnten) Haus verschwindet unter dem Müllberg. An der Bürgersteigkante stehen mehrere große Restmülltülltonnen, die so proppevoll sind, dass sich die Deckel nicht mehr schließen lassen.

Wohnhaus ist ständig zugeparkt

Aufgrund der sommerlichen Temperaturen geht von dem Müllberg ein ekelerregender Geruch aus, den Anwohner Rolf Kirchberg „Eau de Cadaver“ nennt – in Abwandlung des Begriffs „Eau de Cologne“. Von einem Mitarbeiter von Gelsendienste erhielt er die Auskunft, dass der Sperrmüll nicht abtransportiert werden könne, weil das Haus ständig zugeparkt sei. „Könnte man zur Not nicht in der zweiten Reihe parken?“, fragt der Gelsenkirchener. Nein, dürfen die Müllfahrzeuge nicht, sagt Gelsendienste-Sprecher Tobias Heyne: „Sperrmüll darf nicht zwischen parkenden Autos abtransportiert werden, um nicht die Fahrzeuge zu beschädigen.“

In der Tat versuchte ein Müllfahrzeug bereits am 30. Juni, den Sperrmüllberg abzufahren. Doch rechts und links der Bürgersteige parkten Autos, dazwischen auch mal eins ohne Kfz-Kennzeichen. Stillgelegt oder abgemeldet – jedenfalls ein weiteres Hindernis für die Müllwerker. Und weil der Müll solange bereits dort liegt, scheint das Gesetz der Serie zu greifen: Die Mülltüten vermehren sich.

Wechselseitiges Parken der Autos an geraden bzw. ungeraden Tagen ist laut Stadt keine Lösung, um freie Bahn für Müllfahrzeuge zu machen. „Der Parkplatz wird halbiert und es gibt immer wieder sehr viel Ärger mit den Anwohnern“, berichtet Stadtsprecher Martin Schulmann von den Erfahrungen der Vergangenheit.

Im Rathaus gilt die Vohwinkelstraße als „Brennpunkt“. Erst vor 14 Tagen hatte die Stadtverwaltung ein Wohnhaus mit mehreren Mietwohnungen stillgelegt, weil das Haus in miserablem Zustand war. Zudem ließ die Stadt mehrere Autos abschleppen, die, da nicht versichert, stillgelegt worden waren, gleichwohl im öffentlichen Straßenraum standen. Dass nun Restmülltonnen überquellen und der Hausmüll schließlich auf dem Bürgersteig abgeladen wird, passt ins Bild. Doch die Stadt sieht das dem Verhalten von Hausbesitzern geschuldet, die aus Kostengründen nicht ausreichend Müllgefäße bei Gelsendienste beantragten.

Gelsendienste wird am heutigen Dienstag den Müllberg abfahren.