Mülheim. Am 13. Februar soll Mülheims Stadtrat die Weichen neu stellen: Er soll dem Flughafen einen Betrieb bis 2034 und die WDL-Investition ermöglichen.
Der Chef der Mülheimer Beteiligungsholding, Hendrik Dönnebrink, macht ernst in der Flughafen-Frage: Mit einer aktuellen Beschlussvorlage für den Stadtrat am 13. Februar fordern er und die Stadtverwaltung bei der Politik ein, den Flughafen-Betrieb vorerst bis 2034 zu sichern und auch den Weg freizumachen für die Millionen-Investition, die das Luftschiff-Unternehmen WDL am Flughafen plant.
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Schon in den vergangenen Wochen war gemunkelt worden, dass Dönnebrink an einem ebensolchen Papier arbeite, nun liegt es schriftlich vor. Mit der Beschlussvorlage kommt Dönnebrink dem Wunsch der WDL Luftschiffgesellschaft nach, im Frühjahr Klarheit haben zu wollen zur Perspektive am Standort.
Dönnebrink: WDL-Vorhaben kann als „Kerninvestition“ Initialzündung sein
Auf alle Forderungen der WDL geht Dönnebrink ein. Sowohl soll der Flughafen Essen/Mülheim bis Ende 2034 als Verkehrslandeplatz weiterbetrieben werden als auch der WDL eingeräumt werden, ihren Pachtvertrag entsprechend zu verlängern. Eingebaut in den Beschlussvorschlag hat Dönnebrink auch, dass der WDL, sollte sie wie geplant zehn bis zwölf Millionen Euro in einen Neubau mit angeschlossener, mit transparenter Hülle versehener Luftschiff-Eventhalle investieren, die Möglichkeit eröffnet werden soll, über 2034 am Standort zu bleiben. Für Dönnebrink ist dies „eine Kerninvestition“ am Flughafen, „die auch eine Initialzündung für andere Investoren darstellen und somit zusätzliche Arbeitsplätze schaffen kann“.
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Hatte die WDL ursprünglich ein Vorkaufsrecht für das von ihr gepachtete Grundstück verlangt, heißt es nun seitens der Beteiligungsholding: „Dies kann durch eine deutliche Verlängerung des Erbbaurechts erfolgen.“ Eine solche Vereinbarung habe sich aber an den Richtwerten des städtischen Gutachterausschusses auszurichten – heißt: Eine Pachtsubvention soll in Zukunft ausgeschlossen sein.
Politische Mehrheit dürfte der WDL den Weg freimachen
Das sind die Pläne der WDL
Zehn bis zwölf Millionen Euro will die WDL in einen Multifunktionsbau mit angeschlossener Luftschiff-Eventhalle investieren. Bestandsfirmen sollen darin Platz finden, aber auch weitere gewerbliche, soziale und museale Nutzungen.
Laut WDL soll eine namhafte Marketingagentur, die sich zur führenden Agentur für die Großunternehmen des Ruhrgebiets entwickeln wolle, bereits ihre feste Absicht erklärt haben, mit 200 Mitarbeitern am Flughafen ansiedeln zu wollen.
Weitere Unternehmen aus der Kreativwirtschaft könnten im Neubau Platz finden, dazu die WDL-Verwaltung, flugaffines und anderes Gewerbe, eine Kita, die schon vor Ort ansässige Musikschule und der Pflegedienst, die Theodor Wüllenkemper und Inge Bachmann-Stiftung, Gastronomie. . .
Die neu und transparent bespannte Luftschiffhalle soll mit neuer Technik so ausgestattet werden, dass der Luftschiffhangar mehr als 4000 Quadratmeter moderne Veranstaltungsfläche für bis zu 5000 Besucher bietet. Mit der Luftschiff-Erlebniswelt will WDL eine Nische in der Region besetzen für Veranstaltungen jenseits von Musikkonzerten.
Grundsätzlich dürfte dem Papier eine Mehrheit im Stadtrat gewiss sein. SPD, Bürgerlicher Aufbruch und FDP hatten sich bereits für eine Zukunft der WDL am Standort ausgesprochen. Am Wochenende signalisierte dies auch noch mal das Bündnis für Bildung. Das Bündnis verfügt nach dem Zusammenschluss mit den beiden Mandatsträgern der Linken, Andreas Marquardt und Birgit Felderhoff, sowie dem ehemaligen AfD-Ratsherrn Lutz Zimmermann über vier Sitze im Stadtrat. Eine sichere Mehrheit wäre gegeben.
Dönnebrink will der Politik indes einen weitergehenden Beschluss abringen. Sie soll nicht nur dem WDL-Ansinnen entsprechen, sondern gleichsam der Stadtverwaltung und der Flughafengesellschaft das Mandat erteilen, „die bestehende Genehmigungssituation des Flughafens an den heutigen Stand der Technik anzupassen und in den kommenden Jahren weiterzuentwickeln“.
Stadt will Flugbetrieb mit Turbinen- und Düsenantrieb möglich machen
Heißt: Es soll nun doch ermöglicht werden, dass kleine Flugzeuge mit Turbinen- oder Düsenantrieb den Flughafen anfliegen können. „Im Rahmen der gegenwärtig zugelassenen Gewichtsklassen“, so Dönnebrink. Außerdem soll ein GPS-Anflugverfahren möglich werden, so dass der Flughafen bei schlechten Wetterverhältnissen besser erreichbar sei. Ein Anflug per GPS soll auch dazu beitragen, dass über die Vorgabe von Anflugrouten Lärm von Wohngebieten ferngehalten werden kann.
Unabhängig von einem Mülheimer Ratsbeschluss wären natürlich die Essener Mitgesellschafter mit ins Boot zu holen. Hierzu soll Mülheims Verwaltung nach den Vorstellungen Dönnebrinks engen Kontakt zur Stadt Essen halten, um sich abzustimmen, „sofern dies notwendig ist“. Laut aktueller Vorlage beabsichtigt die Essener Stadtverwaltung, die Frage des Flughafen-Fortbestands erst zu einem späteren Zeitpunkt an die Politik in Essen zu richten.
Dönnebrink: Auch anderen Flughafen-Firmen eine Perspektive eröffnen
Die Stadträte in Essen und Mülheim hatten in der Vergangenheit jeweils mehrheitlich den Flughafen-Ausstieg beschlossen. 2016 hatten sie einen Masterplan für die zukünftige Nutzung des Flughafen-Areals angestoßen. Die Arbeiten hieran waren zuletzt ins Stocken geraten; die Veröffentlichung noch manch eines Gutachtens steht aus.
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Laut Dönnebrink wird der Masterplan-Prozess, der ungeachtet des jetzt abgefragten Beschlusses fortgesetzt werden solle, nicht vor 2021 zu einem Ergebnis geführt sein. Da mit dem Aero Club ein Pachtverhältnis bestehe, das bindend sei, gebe es bis 2034 ohnehin Flugbetrieb in Raadt, wirbt Dönnebrink dafür, auch den anderen am Flughafen ansässigen Firmen und deren 200 Mitarbeitern eine Perspektive bis 2034 zu geben. Das mache auch deshalb Sinn, weil für eine Gesamtentwicklung des Areals noch zahlreiche planungsrechtliche Hürden zu nehmen seien.
Erbitterter Widerstand dürfte Dönnebrink und Co. gewiss sein. Grüne und Netzwerk gegen Fluglärm hatten dies schon angekündigt.