Mülheim. Nach drei Monaten Umbauphase wird Mülheims erster Unverpackt-Laden am 14. Januar eröffnet. Im Café soll es auch einen Mittagstisch geben.
In der von Leerständen gebeutelten Innenstadt entsteht etwas Neues: Ariane Gerke und die beiden Schwestern Lara und Jana Weyers eröffnen am Dienstag ihren Unverpackt-Laden „Püngel & Prütt“ am Löhberg. Mit ihnen keimt neue Hoffnung auf ein Stück mehr Vielfalt in der City auf.
Auch interessant
Die drei Jungunternehmerinnen Lara und Jana Weyers sowie Ariane Gerke sind am Freitagmittag noch fleißig am Einräumen und Dekorieren im Laden und dem angeschlossenen Café. Am 14. Januar schließen sie den Laden für alle Mülheimer auf. Viel Herzblut haben die drei in ihr Projekt gesteckt, jedes Detail ist durchdacht und auf Nachhaltigkeit hinterfragt.
In Mülheimer Laden gibt es Gewürze, Brot oder vegane Süßigkeiten
mülheimer unverpacktladen „püngel & prütt“ zieht zum löhbergHell und geräumig wirkt das 170 Quadratmeter-Ladenlokal mit den großen Fensterfronten. Der Einkauf startet vorne links bei den Behältern: „Hier wird erklärt, wie das Einkaufen funktioniert“, erklärt Jana Weyers (24). „Man kann seine eigenen Behälter mitbringen, sich Gläser von uns ausleihen oder kaufen.“ Diese werden gewogen und das Gewicht später von der Ware abgezogen.
Laden und Café eröffnen am 14. Januar
„Püngel & Prütt“, der Unverpackt-Laden mit Café, eröffnet am Dienstag, 14. Januar, um 12 Uhr am Löhberg 68/70. Die Öffnungszeiten: Montags geschlossen, Dienstag bis Freitag 8.30 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 18 Uhr. Mehr Info: puengel-pruett.de.
Die beiden Begriffe „Püngel“ und „Prütt“ kommen aus dem Ruhrgebiet. Püngel bedeutet so viel wie Bündel oder Tragebeutel, den Prütt kennen viele als Bezeichnung für Kaffeesatz.
In der Obst- und Gemüse-Abteilung liegen Äpfel oder Birnen in Körben, alles in Bio-Qualität. Süße und herzhafte Brotaufstriche oder Kokosöl werden in Gläsern angeboten. Mehl, Nüsse oder Nudeln füllen sich Kunden in ihre Behälter ab.
Ebenso im Angebot sind Gewürze, Brot oder vegane Süßigkeiten. „Wir bieten etwa lose Bruchschokolade an, bei der es sich um B-Ware handelt“, erklärt Jana Weyers. Diese ist etwas günstiger, weil sie kleine Fehler haben könnte. Kaffee ist hingegen etwas teurer – „ein Luxusprodukt, bei dem wir Wert darauf legen, das es fair hergestellt wurde“.
Letzte Arbeiten an der Ladentheke
Im nächsten Regal lagern Reis, Linsen, Hirse oder Kichererbsen. In der Naturkosmetik-Ecke bieten die Unternehmerinnen Damen-Hygieneartikel an, Zahnpflege oder feste Seifen, ein Regal weiter können sich Kunden Reinigungsmittel aus Großbehältern abzapfen. „Hier gibt es alles für die Küche.“
Nebenan werkeln die letzten Helfer an der großen Theke. Kaffee, selbst gebackener Kuchen, ein Mittagstisch und belegte Brote wird es in der Bistro-Ecke geben. „Für den Service haben wir zusätzliche Kräfte eingestellt“, sagt Jana. Ein Vintage-Sofa lädt zum Chillen ein und ein Kaufmannsladen für Kinder zum Spielen. „Die Möbel haben wir alle gebraucht gekauft.“
Ansinnen: Menschen zum Umdenken anregen
Ohnehin findet Altes und Aussortiertes hier hübsch aufbereitet einen neuen Platz. „Etwa ein alter Apothekerschrank, eine Werkbank oder eine Tür aus unserer alten WG.“ Zwei Blumentöpfe hineingehängt – und schon dient diese als Deko-Element.
Jana, Lara und Ariane können es kaum erwarten, endlich aufzuschließen. „Immerhin sind wir jetzt schon seit Mitte September dabei, den Laden fertigzumachen.“ Sie freuen sich darauf, endlich ein Angebot für nachhaltiges Einkaufen in Mülheim zu schaffen und damit viele Menschen zum Umdenken anzuregen.
Citymanagerin: Positive Auswirkung auf das Quartier
Die Freude über die Neueröffnung von Püngel & Prütt ist auch bei City-Managerin Gesa Delija groß. „In den vergangenen Wochen haben mir die Leute die Türen eingerannt und gefragt, wann der Laden endlich eröffnet“, sagt Delija, die weiß, dass es noch so einige Leerstands-Sorgenkinder in der Innenstadt gibt. Sie glaubt, dass „Püngel & Prütt“ nicht nur gut beim Publikum ankommen, sondern sich positiv auf das gesamte Quartier rund um Kohlenkamp, Löhberg und Wallstraße auswirken wird.
„Man beflügelt sich gegenseitig mit Ideen“, meint sie. Und ergänzt: „Wo Laufwege totgesagt wurden, passiert nun viel.“ Der 4330-Laden oder der Diakonie-Upcycling-Shop „Urban Mining“ sowie ein Augenoptiker haben sich in diesem Bereich angesiedelt. Anfang Februar soll zudem ein neuer Konzeptladen mit Feinkost, Floristik und Fashion in der Nachbarschaft eröffnen. Sie ist überzeugt: „Wenn Händler wie Püngel & Prütt sich schmal aufstellen und auf ein Sortiment fokussieren, schaffen sie es auch.“