Mülheim. Der neue Mietspiegel für Mülheim ist da. Die Wohnlage wird jetzt nach vielfältigen Kriterien bewertet: Nahversorgung, Grünflächen oder Lärm.

Seit 1. Januar 2020 gilt in Mülheim ein neuer Mietspiegel. Die Übersicht ist von großer Bedeutung, denn sowohl Vermieter als auch Mieter können hier ablesen, welcher Preis als angemessen gilt, je nach Alter, Ausstattung oder Lage einer frei finanzierten Wohnung. Die Durchschnittsmiete ist in jüngster Zeit im Schnitt um 1.5 Prozent pro Jahr gestiegen.

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Die Sorge vor einer „Preisexplosion“ bei den Mieten habe sich in Mülheim bislang nicht bewahrheitet, meint Michael Neitzel vom Bochumer InWIS-Institut, das die Daten für den Mietspiegel erhebt. „In größeren Städten haben wir Erhöhungen von 2,5 bis 3 Prozent.“ Die Mieten in Mülheim seien dagegen nur moderat gestiegen, etwas stärker als die allgemeinen Lebenshaltungskosten.

Daten werden alle vier Jahre erhoben

Am qualifizierten Mietspiegel für Mülheim, der jeweils zwei Jahre lang gültig ist, wirkt ein breit besetzter Arbeitskreis mit. Das Amt für Geodatenmanagement, geleitet von Matthias Lincke, ist ebenso beteiligt wie Interessenverbände beider Seiten - Vermieter und Mieter.

Die Richtlinie soll objektiv sein und beruht auf repräsentativen Daten, die das InWIS-Institut im Vier-Jahres-Takt erhebt, zuletzt im Mai 2019 für den Mietspiegel 2020. Die zweijährlichen Aktualisierungen dazwischen wurden auf Grundlage des Verbraucherpreisindex errechnet.

Nun gibt es also wieder eine runderneuerte Fassung des Mülheimer Mietspiegels, für deren Vorbereitung 4400 Hauseigentümer in der gesamten Stadt angeschrieben wurden. Knapp 50 Prozent haben den Fragebogen ausgefüllt und zurückgeschickt, was alle Beteiligten als erfreulich gute Quote werten. Angaben zu rund 5800 nicht sozialgebundenen Mietwohnungen in Mülheim sind eingeflossen, mehr als je zuvor.

Angaben zu rund Mülheimer 5800 Wohnungen wurden berücksichtigt

Dabei gibt es zwei wesentliche Veränderungen. Zum einen werden die Wohnflächenklassen jetzt noch feiner unterteilt. Aus nur vier Kategorien im Bereich von 20 bis über 90 Quadratmetern wurden acht. Zum anderen hat man sich bei der Bewertung guter und weniger guter Wohnlagen für ein anderes System entschieden.

Wohnlagen erster bis fünfter Klasse neu bewertet

Bis dato wurde das Stadtgebiet für den Mietspiegel schlicht in sieben geografische Zonen eingeteilt, in denen man höhere oder geringere Wohnqualität vermutete. Für Mülheim-Nord, etwa Styrum, wurde null Zuschlag angesetzt, für den Südosten, etwa Holthausen, plus 64 Cent pro Quadratmeter. Mit möglichen Abweichungen in Einzelfällen.

Fünf Farben im Mietspiegel markieren unterschiedlich gute Wohnlagen in Mülheim. Kriterien sind u.a. Infrastruktur, Nahversorgung, Grünflächen oder Lärm. In den weißen Bereichen befinden sich kaum Mietshäuser.
Fünf Farben im Mietspiegel markieren unterschiedlich gute Wohnlagen in Mülheim. Kriterien sind u.a. Infrastruktur, Nahversorgung, Grünflächen oder Lärm. In den weißen Bereichen befinden sich kaum Mietshäuser. © funkegrafik nrw | Selina Sielaff

Nun werden einzelne Straßenzüge bewertet, nach Kriterien wie Infrastruktur, Nahversorgung, Grünflächen oder Lärmbelästigung. Wohnlagen von 1 (grün, beste Kategorie) bis 5 (orange) sprenkeln das Stadtgebiet. Bevorzugte Lagen wie auch Brennpunkte bleiben zwar deutlich sichtbar - geballtes Orange in der Stadtmitte oder Styrum, grüne Bereiche eher in Holthausen oder Saarn. Doch im Mülheimer Westen beispielsweise finden sich alle fünf Kategorien in enger Nachbarschaft.

Gute Kooperation in Mülheim

Einen qualifizierten Mietspiegel wie in Mülheim gibt es längst nicht in allen Städten, betonen die Mitglieder des Arbeitskreises - Duisburg, Oberhausen, Bottrop hätten keinen. Generell stellt die Runde bei der Präsentation des Mietspiegels 2020 ihre gute Kooperation heraus. Amtsleiter Matthias Lincke bedankt sich auch ausdrücklich bei den Mülheimer Vermietern, die bei der Erhebung eifrig mitgeholfen hätten.

Einzelheiten zum Mietspiegel 2020

Im Arbeitskreis für den Mülheimer Mietspiegel sind vertreten: Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümerverein, Covivio Immobilien GmbH, Mieterbund Rhein-Ruhr, Mieterschutzbund, MWB, Ring Deutscher Makler, SWB, Vivawest und die Stadt Mülheim.

Den Mietspiegel 2020 gibt es ab sofort zum Download auf der städtischen Homepage www.muelheim-ruhr.de. Er gilt bis zum 31. Dezember 2021.

Über eine Suchfunktion kann man sich die Wohnlage (1 bis 5) für jedes einzelne Mietshaus anzeigen lassen.

Sonja Herzberg, die als Fachanwältin den Mieterbund Rhein-Ruhr vertritt, sagt: „Wir hoffen, dass auch der neue Mietspiegel zur Befriedung zwischen Vermietern und Mietern beiträgt.“ Bisher seien Mieterhöhungen in Mülheim sehr zurückhaltend erfolgt, „oft wurden die Mietervereine schon im Vorfeld kontaktiert, damit es nicht zu sozialen Härten kommt“.

Soziale Härten vermeiden

Mit jedem neuen Mietspiegel ziehen Vermieter Erhöhungen in Betracht. Damit müssen die Mülheimerinnen und Mülheimer jetzt rechnen. Rechtsanwalt Andreas Noje von Haus & Grund bestätigt: „Ein neuer Mietspiegel ist immer ein Anlass zum Abgleich. Viele private Vermieter kommen dann zu uns und lassen sich beraten.“

Mitglieder des Arbeitskreises präsentieren den Mietspiegel 2020 für Mülheim: (v.li.) Angela Lülf (Gutachterausschuss der Stadt), Michael Neitzel (InWIS-Institut), Sonja Herzberg (Mieterbund Rhein-Ruhr), Aaron Kempkens (Mieterschutzbund), Matthias Lincke (Amt für Geodatenmanagement), Andreas Noje (Haus & Grund) und Sven Glocker (SWB).
Mitglieder des Arbeitskreises präsentieren den Mietspiegel 2020 für Mülheim: (v.li.) Angela Lülf (Gutachterausschuss der Stadt), Michael Neitzel (InWIS-Institut), Sonja Herzberg (Mieterbund Rhein-Ruhr), Aaron Kempkens (Mieterschutzbund), Matthias Lincke (Amt für Geodatenmanagement), Andreas Noje (Haus & Grund) und Sven Glocker (SWB). © FUNKE Foto Services | Martin Möller