Mülheim. Mülheims marode Gebäude: An der Martin-von-Tours-Schule und der Grundschule Trooststraße gehen Kinder nicht zur Toilette, weil es so stinkt.
„Es gibt Kinder, die nicht mehr zur Toiletten gehen wollen, weil sie sich ekeln.“ Das sagen die Schulleiterinnen der Martin-von-Tours-Schule, Nadine Knappertsbusch, und der Grundschule Trooststraße, Diana Nelsen, unisono. Beide Schulen stammen aus den 1880er Jahren, beide haben ausgelagerte Toilettenhäuschen, die in einem Zustand sind, der seit Jahren kaum noch tragbar ist. Und der trotzdem noch knapp drei Jahre anhalten wird.
Martin-von-Tours-Schule: Beißender Geruch in den Toiletten
Rund 280 Schüler hat die Martin-von-Tours-Schule, knapp die Hälfte von ihnen besucht den offenen Ganztag, bleibt also bis zum Nachmittag auf dem Schulgelände. „Es ist nicht schön für die Kinder“, sagt Knappertsbusch, „wenn sie einem Grundbedürfnis nicht nachgehen können“. Sie verkneifen sich den Gang zur Toilette, warten, bis sie zu Hause sind.
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Die Anlage stammt aus den 1960er Jahren, viel gemacht wurde seitdem nicht. Betritt man das Gebäude aus roten Backsteinen, schlägt einem beißender Geruch ins Gesicht. Bei Jungen und Mädchen ist es gleichermaßen unangenehm. Die blauen Toilettentüren sind verkratzt und dreckig, die Füße der Trennwände verrostet. An den gelb-gestrichenen Wänden blättert der Putz ab. Und der Geruch – er steckt seit Jahrzehnten in den Fugen.
Sanierungsmaßnahmen für 2022 geplant
„Hier muss alles neu gemacht werden“, sagt Alexander Schmidt, der die Martin-von-Tours-Schule für den städtischen Immobilien-Service betreut. „Die Fliesen müssen raus, die Grundleitungen erneuert werden. Alles muss bis auf den Estrich runter. Geplant sind die Maßnahmen für 2022, im vierten Quartal sollen sie beendet sein. Weil der Rat einer Verschiebung dieser und anderer Investitionen für die VHS-Sanierung nicht zugestimmt hat, bleibt es erst einmal bei dem Zeitplan.
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Dann soll auch die alte Hausmeisterwohnung, die seit über zehn Jahren leer steht, endlich nutzbar gemacht werden. „Die Grundschule ist räumlich am Ende“, sagt Frank Buchwald, Leiter des Immobilienservices. In der Wohnung im Dachgeschoss könnten Fachräume und Platz für die Nachmittagsbetreuung geschaffen werden.
Urin sickert seit Jahrzehnten in die Fugen
Auch in der Grundschule Trooststraße, im ähnlichen Stil gebaut wie die Martin-von-Tours-Schule, soll das Dachgeschoss für die Nachmittagsbetreuung ausgebaut werden. Das allerdings werde komplizierter, sagt Frank Buchwald, die Kosten sind noch nicht eingeplant. Derzeit findet die OGS in Containern statt.
Doch das Hauptproblem an der Trooststraße ist nicht der Platz, es sind ebenfalls die Toiletten. Zwar sind Kabinen und Urinale neu gemacht, aber der Geruch ist nicht weniger streng als an der Martin-von-Tours-Schule. Auch hier sickert seit Jahrzehnten der Urin in die Fliesen, setzt sich fest in den Fugen.
Toilettenhäuschen steht unter Denkmalschutz
Schulleiterin Diana Nelsen berichtet von Kindern, die morgens vor der Schule auf die Toilette gehen und dann erst wieder nachmittags zu Hause. „Sie trauen sich hier nicht, weil es so stinkt.“ Eindrucksvoll hatte die Schulpflegschaft Anfang Dezember im Vorfeld zu Ratssitzung auf die Zustände aufmerksam gemacht: „Für die Kinder ist diese unhygienische, desolate Anlage nicht nur eklig, sie stellt auch einen Angstraum dar“, schrieb sie in einem Brief an Oberbürgermeister Ulrich Scholten und den Rat.
Auch hier soll es nun bei der Sanierung in 2022 bleiben – wenngleich die Maßnahmen eigentlich schon seit Jahren nötig wären. Das Toilettenhäuschen der GGS Trooststraße steht unter Denkmalschutz, die Außenwände müssen stehenbleiben, alles andere soll erneuert werden. Das allerdings wird erst die nächste Grundschulgeneration erleben.