Mülheim. Der Mülheimer Integrationspreis geht an Annette Lostermann-De-Nil. Die ehemalige Lehrerin bringt seit Jahren Menschen vieler Nationen zusammen.
Der Mülheimer Integrationsrat zeichnet Annette Lostermann-De-Nil mit dem Förderpreis für Integration aus. Seit über 30 Jahren setzt sich die pensionierte Lehrerin und ehemalige Grünen-Ratsfrau für Menschen ein, die neu in Mülheim ankommen, gibt ehrenamtlich Sprachunterricht oder Nachhilfe für Berufsschüler in Ausbildung. Besonders am Herzen liegt ihr die Unterstützung von Frauen, die sie in verschiedenen Netzwerken und Initiativen zusammen bringt.
Mit der Nachricht über die Auszeichnung hatte Annette Lostermann-De-Nil nicht gerechnet: „Ich war echt geplättet“, sagt die 67-Jährige. Dass sie am 8. Januar den „Förderpreis für ein gedeihliches Miteinander und gegenseitige Integration“ erhält, freue sie daher umso mehr. Überraschend kommt die Entscheidung aber nicht – immerhin prägt sie seit über 30 Jahren die Mülheimer Integrationsarbeit maßgeblich mit.
Mülheimer Integrationsrat wählt einstimmig
Die Entscheidung fiel den 24 Mitgliedern des Gremiums daher nicht schwer: „Wir haben Annette Lostermann-De-Nil einstimmig gewählt“, berichtet Emine Arslan, Vorsitzende des Integrationsrates. „Sie hat es längst verdient.“ Der mit 500 Euro dotierte Preis wird in diesem Jahr zum 21. Mal verliehen. „Von Menschen wie ihr, könnten wir noch viel mehr gebrauchen, die rechts und links anpacken und helfen“, sagt Emine Arslan.
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förderpreis für integration wird zum 20. mal verliehenAngefangen hatte ihr Engagement Ende der siebziger Jahre in der Initiative gegen Ausländerfeindlichkeit. Von dort aus ging es in den damaligen Ausländerbeirat. „Dort machte ich erste Erfahrungen in der Politik und lernte, dass es wichtig ist, lange am Ball zu bleiben, um etwas zu bewegen.“ Über den Ausländerbeirat brachten sie schließlich Themen wie die Flüchtlingsberatung als kommunale Aufgabe oder Standards für die Unterbringung von Geflüchteten in die Ratsgremien. Auch die ausländerrechtliche Beratungskommission, ein Härtefallgremium, wurde eingerichtet. Heute mischt sie zwar nicht mehr aktiv in der Politik mit, dafür aber in vielen Ehrenämtern.
Unterschiedliche Nationalitäten zusammenbringen
Preisgeld in die Frauenarbeit investieren
Das Preisgeld von 500 Euro möchte Annette Lostermann De-Nil in die Frauenarbeit investieren. Die ehemalige Lehrerin der Karl-Ziegler-Schule sitzt auch im Vorstand des Vereins „Hilfe für Frauen“, der sich um Frauen in schwierigen Lebenssituationen kümmert, die etwa häusliche Gewalt erfahren haben.
Im Integrationsrat der Stadt Mülheim sitzen 24 Mitglieder. Acht von ihnen sind vom Rat der Stadt entsandt, 16 von ihnen sind gewählte Migrantenvertreter. Im Jahr 1998 wurde der Förderpreis für ein gedeihliches Miteinander und gegenseitige Integration zum ersten Mal vergeben.
So unterrichtet Annette Lostermann De-Nil etwa ausländische Studenten im Medienhaus und bringt ihnen Deutsch bei. „Dabei wurde ich von weiteren Leuten angesprochen“, berichtet sie. Und lacht: „Mittlerweile sind nun eine syrische Studentin, ein indischer und ein chinesischer Student mit dabei.“ Auch Sprachcafés für Frauen hat sie bereits eingerichtet, Schwimmunterricht für Seiteneinsteigerinnen organisiert oder Amtsschreiben für Menschen mit Migrationshintergrund übersetzt.
Wichtig ist ihr, Menschen unterschiedlicher Nationalitäten zusammenzubringen. Nur so können Vorurteile und Ängste abgebaut werden. „Wichtig ist das Interesse füreinander“, weiß Lostermann-De-Nil. Leuten, die den Wandel zu einer vielfältigen Gesellschaft mit Sorge betrachten, möchte sie sagen: „Im Ruhrgebiet hat es immer Migration und damit Wandel gegeben. Und es hat immer davon profitiert.“ Immerhin leben mittlerweile Menschen aus rund 140 Nationen in der Stadt. Die zentrale Frage laute also: „Wie können sie sich positiv begegnen?“