Mülheim. Jochen Schön ist einer der Gruppenleiter des Kommunalen Ordnungsdienstes in Mülheim. Das Außendienst-Team wurde aufgestockt und hat genug zu tun.
Der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) wurde personell aufgestockt und zeigt mehr Präsenz in Mülheim, nicht nur in der Innenstadt. 20 Männer und Frauen des Ordnungsamtes sind seit Juni auf Straßen und in Parks auf Streife. Jochen Schön (47), ist einer der beiden Gruppenleiter im KOD.
Schwerpunkt der Streifen ist die Mülheimer Innenstadt
Zusammen mit seinem Kollegen Ramin Sarrafi koordiniert Schön unter anderem die Einsatzpläne seiner insgesamt 28 Leute, die Vermüllung, Trinkgelage, (Lärm-)Belästigungen, nicht angeleinte Hunde und viele andere Dinge, die das verträgliche Miteinander stören, im Blick haben. „Wir sind sichtbar und jederzeit ansprechbar, und das soll auch so sein“, sagt Jochen Schön.
Schwerpunkt der Streifen, die auch gemeinsam mit der Polizei im Rahmen der Stadtwache erfolgen, sind die Innenstadt rund um die Haltestelle Stadtmitte, Bahnhof, Teile von Eppinghofen. Diese Bereiche hätten derzeit noch Vorrang vor den Außenbezirken, je nach Personalstärke. Hier gab es auch vermehrt Beschwerden der Bürger über Belästigungen, Ruhestörungen und Unsicherheitsgefühle, wenn sich dort bestimmte, auffällige Gruppen treffen.
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Jochen Schön wechselte vom Mülheimer Bürgeramt ins Ordnungsamt
Jochen Schön ist Mülheimer, seit 1990 in der Stadtverwaltung tätig und wechselte vor gut einem Jahr vom Bürgeramt ins Ordnungsamt. Er kennt den Bürgerwunsch nach Recht und Ordnung, den Ärger der Leute über Falschparker und wilden Müll, weiß aber auch, dass gern mal ein anderes Maß angelegt wird, wenn man selbst betroffen ist. Wenn man dabei erwischt wird, wenn etwa die Kippe achtlos weggeschnippt wurde, oder wenn der Hund unerlaubterweise nicht angeleint ist.
Auch das birgt Konfliktstoff, doch damit können er und seine Leute leben. „Bei 90 Prozent verläuft alles in ganz normalen Bahnen“, sagt Schön. „Es sind die anderen zehn Prozent, wo es schwierig wird.“ Da könne ein Konflikt schon mal eskalieren. Und diese Gruppe, die Probleme mache, wachse, so ist sein Eindruck.
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Respektlosigkeit gegenüber den Mitarbeitenden des Außendienstes nimmt zu
In der Konfliktbewältigung sind die KOD-Mitarbeitenden ausgebildet, verbal wie körperlich, doch letzteres sei bisher noch nicht nötig gewesen, betont Schön. Die stich- und schusssicheren Schutzwesten, die jeder Mitarbeiter trage, hätten bisher noch nicht vor Angriffen schützen müssen, der Einsatz von Schlagstöcken bei seinen Leuten sei „aktuell kein Thema“. Deeskalation, eine Begegnung mit dem Bürger auf Augenhöhe sei das Ziel, doch „am Ende des Tages müssen wir natürlich die Gesetze einhalten und für Ordnung sorgen“. Es gebe schon mal heftige Diskussionen, doch meist verlaufe alles noch im Rahmen, so Schön.
Dennoch erwähnt Jochen Schön auch Unerfreuliches im Job. Dass es bereits vorkam, dass einzelne Mitarbeitende nach dem Dienst abgepasst wurden, dass man ihnen hinterherfuhr. Auch, dass es Kraftausdrücke hagelte, als seine Leute ihre Pflicht taten. „Diese Respektlosigkeit nimmt zu, das ist auch zu spüren“, sagt Schön, räumt aber auch ein. „Das sind Extrembeispiele.“
Natürlich gibt es die Möglichkeit der Anzeige für seine Mitarbeitenden, die aber nicht so oft wahrgenommen werde. Eine Bilanz will Jochen Schön nach gut einem halben Jahr mehr KOD-Präsenz in der Stadt noch nicht ziehen, betont aber: „Wir müssen dranbleiben und auch nachlegen.“ Zwei weitere KOD-Mitarbeiter, die nach ihrer Ausbildung ab Juni das Team verstärken, werden dazu beitragen.
Leitstelle nimmt Beschwerden entgegen
Die im Sommer eingerichtete neue Leitstelle des Kommunalen Ordnungsdienstes ist zu erreichen unter 455-3275; montags bis donnerstags von 8 bis 19.30 Uhr und freitags von 8 bis 22.30 Uhr.
Samstags ist die Leitstelle von 15 bis 22.30 Uhr besetzt. Außendienst-Mitarbeiter sind auch länger auf den Straßen unterwegs. Auch bei der Bürgeragentur können Bürger Beschwerden loswerden: 455-1644.
Außerdem hat das Ordnungsamt eine neue Sicherheitskoordinatorin, bei der bei größeren Einsätzen, etwa bei Hausräumungen oder Einsätzen gegen kriminelle Clans, alle Fäden zusammenlaufen.
Auch bei Abschiebungen dabei
KOD-Mitarbeiter gehen nicht nur Streife: Sie sind auch bei Abschiebungen dabei, fahren die Betroffenen zum Flughafen. „Das verläuft meistens ohne Zwischenfälle“, so Schön. Der KOD begleitet, wenn nötig, die Räumung von problematischen Immobilien, bei denen – aus unterschiedlichen Gründen – kein sicheres Wohnen mehr möglich ist. Dies kam im vergangenen Jahr in Mülheim dreimal vor.
Jochen Schön rechnet auch künftig mit solchen Fällen: „Aber das entscheidet das Bauordnungsamt. Wir sind da, um die Situation zu begleiten und zu sichern.“ Auch da gebe es natürlich viele Diskussionen, wenn Menschen ihr Zuhause verlassen müssen: „Wir müssen den Leuten dann klarmachen, dass es um ihre Sicherheit geht.“