Mülheim. 100 Jahre Mülheimer Sportbund – wer in der Chronik nicht fündig wird, sollte Manfred Rixecker fragen. Der Saarner besitzt 1000 Sportbücher.

Das Arbeitszimmer von Manfred Rixecker (74) ist bis zur Decke vollgestellt mit Bücherregalen. Literarische Klassiker sucht man in dieser kleinen Bibliothek aber vergebens. Hier dreht sich alles um den Sport. Aus den 100 Jahren, die der Mülheimer Sportbund mittlerweile auf dem Buckel hat, hat der Saarner einen Großteil archiviert. Sein Interesse reicht aber weit über Mülheim hinaus.

Schon im Hauseingang bekommen Besucher einen Eindruck von der Vorliebe Rixeckers. Statt eines Kalenders liegt hier ein riesiges Buch, das für jeden Tag des Jahres den bekanntesten Fußballer porträtiert, der an jenem Tag Geburtstag feiert. „War nicht ganz günstig, aber wenn ich so etwas entdecke, dann muss ich es haben“, sagt der 74-Jährige. Seine Sammlung umfasst mittlerweile 1000 Titel rund um den Sport.

Fünfmal bei den Olympischen Spielen

Vor allem die Olympischen Spiele haben es dem Mülheimer angetan. Fünfmal war er als Besucher bei den Spielen vor Ort - 1972 in München, 1992 in Barcelona, 2004 in Athen, 2008 in Peking und 2012 in London. Knapp 100 Bücher der Spiele seit 1896 gehören zu Rixeckers Sammlung.

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„Der Sport hat mich immer interessiert“, sagt der mehrfache Großvater, seit er in der Jugend als rechter Läufer beim VfB Speldorf Fußball gespielt hat. Später kickte er in der Fußball-Auswahl der Stadtverwaltung, die sich „Lokomotive Rathaus“ nannte. Eine Zeitung vom ersten deutschen WM-Sieg 1954 in Bern ist eines seiner Lieblingsstücke.

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1952 begann die Sammelleidenschaft

Mit einem Olympiabuch von 1952 hat alles angefangen. „Seitdem habe ich auch bewusst gesammelt“, sagt Rixecker. In seinem Haus auf der Saarner Kuppe hat er sich extra ein eigenes Zimmer eingerichtet.

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Eine komplette Wandseite ist dort auch dem Mülheimer Sport vorbehalten. Chroniken, Veranstaltungshefte, Vereinsmagazine – Manfred Rixecker hat fast alles. „Ich habe mir das meiste besorgt oder kommen lassen“, erklärt er. Viele Jubiläumsbände wie das zum 75. Geburtstag des MSB hat er selbst geschrieben. Acht Jahre lang war er Pressesprecher des Stadtsportbundes. Heute schreibt er für das Mülheimer Sportmagazin und das Sportjahrbuch.

Sein Vorgänger als Sportarchivar in Mülheim war Edgar Reinhardt, ein früherer Handballer des RSV. Dieser besaß in den 1970er Jahren ein in Kisten verpacktes, ungeordnetes Archiv mit Bildern, Texten und Zeitungsausschnitten. Als Reinhardt Mülheim verließ, fuhr Rixecker eigens nach Pforzheim, um sich das komplette Material abzuholen. „Es war ein unheimlicher Aufwand, das alles zu sortieren“, sagt Rixecker. „Aber es war auch spannend zu sehen, wie Vereine entstanden und auch wieder untergegangen sind.“

Viele Anrufe und Nachfragen

Kontakt zu Kfar Saba

Gemeinsam mit dem früheren MSB-Vorsitzenden Bernhard Wirkus baute Manfred Rixecker auch die sportlichen Beziehungen zu Mülheims israelischer Partnerstadt Kfar Saba auf.

„Die liefen am Anfang ganz hoffnungsvoll“, sagt Rixecker. Er spielte den Übersetzer, als ein Fußballteam aus Israel in Mülheim zu Gast war.

Zudem lernte er Land und Leute kennen und ist spätestens seitdem „ein Freund Israels“. Der 74-Jährige habe immer noch telefonischen Kontakt zum Sportamtsleiter in Kfar Saba.

1992 gab er aus diesem Material und seiner eigenen Sammlung das Buch „Die Mülheimer Sportgeschichte“ gemeinsam mit der Sparkasse heraus. Es kostete damals immerhin 49 Mark.

In der Nachkriegsgeschichte des Mülheimer Sports macht Manfred Rixecker so schnell keiner etwas vor. „Ich wüsste nicht, wer sonst noch so eine Sammlung hat“, sagt der 74-Jährige. Er bekommt regelmäßig Anrufe mit Nachfragen zu Veranstaltungen oder Entwicklungen im Sport. Umso glücklicher ist er, dass sein Sohn Stephan versprochen hat, die Sport-Sammlung aufzuheben. „Es wäre sonst auch schade.“