Mülheim. Wenn Mülheims Fridays for Future-Bewegung symbolisch Grünflächen beerdigt, ist Protest gegen das Wirtschaftsflächenkonzept aus Essen zugegen.

Die Mülheimer Bewegung Fridays for Future will am Freitagnachmittag mit einer symbolischen Beerdigung von Grünflächen (15 Uhr, Viktoriaplatz, mit Demozug zum Rathausmarkt) gegen das Wirtschaftsflächenkonzept von Wirtschaftsförderer Hendrik Dönnebrink protestieren. Mit dabei ist auch eine Bürgerinitiative, die schon vor 40 Jahren mobil gemacht hatte gegen Eingriffe in die Natur.

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Wolfgang Sykorra legt einen Zeitungsbericht aus Juli 1981 vor. Damals hatten Bürgerinitiativen sich gerade einmal ein Jahr darüber freuen können, dass sie sich erfolgreich gegen Pläne gestemmt hatten, dass der „Ostfriesenspieß“ der A 31 weiter nach Süden verlängert werden sollte, durch die Natur des Winkhauser Tals. 1981 aber stand die Initiative dann doch wieder am Nullpunkt: Nun hegte die Stadt Mülheim Pläne, 40.000 Quadratmeter im Winkhauser Tal als Reservefläche für Gewerbeansiedlungen auszuweisen.

Initiative will Grünzug B mit Winkhauser Tal und Hexbachtal erhalten

Es ist bis heute nicht dazu gekommen. Doch aktuell, wo Mülheim händeringend Wege sucht, seine Gewerbeflächennot zu lindern, ist das Winkhauser Tal wieder Thema. Wirtschaftsförderer Hendrik Dönnebrink will eine 46 Hektar große Fläche als „regionalen Kooperationsstandort“ in die laufende Regionalplanung eingebracht sehen. Berührt sind das Landschaftsschutzgebiet Hexbachtal und die Winkhauser Bachtäler.

In der Essener Nachbarschaft schrillen schon die Alarmglocken. So wird sich die Bürgerinitiative um Wolfgang Sykorra den Protesten von Fridays For Future gegen die Gewerbeflächen-Pläne in Mülheim beteiligen. Die Initiative aus Essens Stadtbezirk Borbeck hat sich zum Ziel gesetzt, den Regionalen Grünzug B mit Winkhauser Tal und Hexbachtal aus Umweltgründen zu erhalten.

Initiative: Die Luftbelastungen gehen insbesondere zu Lasten der Essener Nachbarn

„Seit Jahrzehnten verfolgen wir die Entwicklung des Grünzugs“, so Sykorra. Das Ergebnis einer eigenen Analyse zeige, dass die aktuellen Vorschläge Dönnebrinks deutlich denen des Jahres 1981 und der Folgejahre glichen. Letztlich, so Sykorra, habe damals der Verfassungsgerichtshof NRW pro Grün entschieden.

Sykorra kündigt erneut vehementen Widerstand an. „Denn wir erinnern uns nur zu gut an die eindeutige Aussage des seinerzeit von Mülheim in Auftrag gegebenen Gutachtens, wonach die Nachteile für die Luftqualität Essen zu tragen habe.“ Insbesondere Schönebeck und Borbeck würden Nachteile erleiden.

Sondersitzung des Wirtschaftsausschusses am 14. Januar

Am 14. Januar kommt der Wirtschaftsausschuss des Mülheimer Stadtrates zu einer Sondersitzung zusammen, um das dann bereits seit drei Monaten vorliegende Wirtschaftsflächenkonzept erstmals zur Debatte zu stellen.

Im Wirtschaftsflächenkonzept zeigt Dönnebrink auf, wie Mülheim es seiner Ansicht nach schaffen könnte, jene 88 Hektar Gewerbepotenzialfläche auszuweisen, die die Regionalplanung des RVR als Bedarf ermittelt hatte. Etwa plant Dönnebrink mit einem 14 Hektar großen Gewerbegebiet nördlich der Flughafen-Landebahn und 38 Hektar Gewerbe- und Industriefläche südlich davon. 24 plus vier weitere Hektar als Option soll ein Gewerbegebiet „Fulerumer Feld“ im Süden der Velauer Straße messen. Auch zehn Hektar am Auberg in Saarn sind Teil dieser Rechnung.

Flächen in Winkhausen und Selbeck sollen großflächige Ansiedlungen ermöglichen

Darüber hinaus schlägt Dönnebrink die Ausweisung von zwei „Regionalen Kooperationsstandorten“ im Regionalplan vor: Eben jene Fläche in Winkhausen und 70 Hektar in Selbecks Osten sollen Unternehmensansiedlungen ab einer Fläche von acht Hektar aufwärts möglich machen.