Mülheim/Bochum. Vor dem Bochumer Landgericht berichtet eine 85-Jährige von dem brutalen Überfall, den sie im September 2017 in Mülheim-Speldorf erleiden musste.

Im September 2017 wurde eine heute 85 Jahre alte Hausbesitzerin aus der Jägerhofstraße in Speldorf Opfer eines brutalen Raubüberfalls. Die alte Dame hatte nachmittags im Obergeschoss ein Nickerchen gemacht, war dann jedoch von merkwürdigen Geräuschen aufgeschreckt – und kurz danach im Flur ihres Einfamilienhauses zwei fremden Männern und einer Frau in die Arme gelaufen. Auch um diesen Fall geht es in einem Prozess vor dem Bochumer Landgericht

„Noch bevor ich etwas rufen konnte, hat der eine Mann mir mit der Faust schon ins Gesicht geschlagen“, hatte sich die 85-Jährige als Zeugin vor dem Bochumer Landgericht erinnert. „Ich habe ihnen erklärt, dass es bei mir nichts zu holen gibt, weil ich alles schon verschenkt habe“, so die Seniorin. Auch die weibliche Täterin soll daraufhin erst auf sie eingeschlagen und sie dann auch noch mit einem Brotmesser bedroht haben. Zum Schluss wurde die von Schlägen im Gesicht und Quetschungen an den Armen gezeichnete Seniorin ins WC eingesperrt. Die Täter flüchteten mit 300 Euro Bargeld, einem Handy und einer Uhr.

Die 85-Jährige erlitt Quetschungen und Schläge ins Gesicht

Der Überfall hat nachhaltig Eindruck hinterlassen. Inzwischen ist die 85-Jährige aus Speldorf weggezogen. Dem Trio auf der Anklagebank (zwei Männer, eine Frau) werden darüber hinaus 31 weitere Einbrüche und Raubüberfälle im Ruhrgebiet zur Last gelegt. Laut Staatsanwaltschaft sollen sie sich mit Blick auf die Tatobjekte vor allem auf Pfarrhäuser, Gemeindebüros sowie von älteren Damen bewohnte Einfamilienhäuser spezialisiert haben. Der Fall in Speldorf war neben einem ebenso brutalen Raubzug in Wuppertal bei einer 74-jährigen Seniorin sowie zwei Einbruchscoups in Pfarrbüros in Haltern und Dortmund einer der wenigen, bei denen die Einbrecher direkt auf ihre späteren Opfer getroffen waren.

Seit dem Prozessauftakt im Februar wurden über Monate hinweg Zeugen vernommen

Weil die Angeklagten an den ersten 30 Prozesstagen am Bochumer Landgericht schwiegen, waren seit Februar über Monate hinweg Zeugen vernommen und abgehörte Telefonate vorgespielt worden. Erst Mitte Oktober hatte der Hauptangeklagte dann sein Schweigen gebrochen und pauschal einige Taten zugegeben, den brutalen Coup in Mülheim jedoch vehement abgestritten. Die Verteidiger aller drei Angeklagten versuchen nun mit einem Beweisantrag nach dem anderen, den Verdacht im Mülheimer Fall auf andere männliche Personen zu lenken, die von einer Nachbarin damals am Haus der 85-Jährigen beobachtet worden waren.

Mit Phantombildern nach den Tätern gesucht

Nach dem Überfall in Speldorf am 11. September 2017 auf die damals 83 Jahre alte Frau in ihrem eigenen Haus an der Jägerhofstraße hatte die Polizei mit Phantombilder nach den Tätern gesucht.

Die Täter konnten, nachdem sie die Seniorin ins Badezimmer gedrängt hatten, mit der EC-Karte und Schmuck des Opfers flüchten. Die EC-Karte wurde noch rechtzeitig gesperrt.

Erst am 29. November 2019 war deshalb noch einmal eine Polizeitruppe vor Ort und hatte mit Blick auf mögliche Beobachtungsperspektiven Tatort-Fotos gefertigt. Die Staatsanwaltschaft hat für die Angeklagten Haftstrafen von zwölf, zehn sowie sechs Jahren und einem Monat beantragt. Am 16. Dezember sollen die Verteidiger plädieren. Aktuell sind noch Verhandlungstage bis zum 10. Januar 2020 anberaumt.