Mülheim. Eigentlich sollte es im Herbst losgehen, es gibt aber noch keinen Eröffnungstermin für Mülheims Unverpackt-Laden Püngel & Prütt. Das hat Gründe.

Manchmal ist das im Leben so: Erstens kommt es wohl anders und zweitens als man denkt. Ganz aktuell können Lara und Jana Weyers und Ariane Gerke diese Worte mehr als bejahen. Die Drei hatten eigentlich den Herbst zur Eröffnung von Mülheims ersten großen Unverpacktladen „Püngel & Prütt“ anvisiert. Doch noch immer sind die Fenster ihrer „Traumimmobilie“, ihrem Ladenlokal am Löhberg 68/70, zugeklebt. Einen konkreten Eröffnungstermin gibt es nicht, noch nicht. Das hat Gründe.

Mülheim: Brandschutz des Ladenlokals entsprach nicht mehr der Gesetzeslage

Der Schwerwiegendste: Im Verlauf der Renovierungen kamen bauordnungsrechtliche Fragen auf, mit denen die drei jungen Frauen nicht gerechnet hatten. Das Problem: „Das Ladenlokal fiel unter den so genannten Bestandsschutz, viele Dinge mussten überholt werden, vor allem aber entsprach das Brandschutzkonzept nicht mehr der aktuellen Gesetzeslage“, erklärt Jana Weyers.

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Also hieß es: nachbessern, nacharbeiten. So muss zum Beispiel noch ein Durchbruch im Keller des Ladenlokals gemacht, außerdem eine weitere Tür im Ladenlokal eingebaut werden. Auf ihrer Facebook-Seite schreiben die Gründerinnen: „Leider ist es aktuell unsicher, ob diese brandschutzrechtlichen Bauarbeiten rechtzeitig abgeschlossen werden können.“

Mülheimer Bauamt hat sich sehr kooperativ gezeigt

Dass die ersten Kunden noch vor Weihnachten zwischen Regalen mit unverpackten Lebensmitteln schlendern und im dazugehörigen Café verweilen, ist daher fraglich. Aber: „Wir geben Vollgas in der Hoffnung, dass wir es noch bis Weihnachten schaffen“, ist Lara Weyers zuversichtlich. Mit einer Einschränkung: „Das Problem ist, dass wir es schlecht abschätzen können.“ Sie betonen aber, dass sie nicht zuletzt durch die Unterstützung des Mülheimer Bauamtes – „es hat sich sehr kooperativ gezeigt“ – optimistisch bleiben.

Crowdfunding-Kampagne brachte das Startkapital

Im Sommer hatte „Püngel & Prütt“ eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Zahlreiche Unterstützer haben sich beteiligt, Geld für die Idee der drei Gründerinnen gespendet und das nötige Startkapital war schnell zusammen. Ziel war es, 25.000 Euro zu erreichen, am Ende kamen über 29.000 Euro zusammen.

„Püngel & Prütt“ hat eine eigene Homepage im Internet. Unter puengel-pruett.de gibt es noch mehr Infos zu Mülheims ersten großen Unverpacktladen.

Vollgas, das beschreibt ganz treffend, was die Mülheimerinnen mit ganz viel Unterstützung von Familie, Freunden und Bekannten, derzeit leisten. Und es ist schon so viel passiert, hinter den zugeklebten Fenstern, auf ihren 170 Quadratmetern „Püngel & Prütt“ im Erdgeschoss, aber auch im Keller, wo Toilettenräume und das Lager sind. Zwei ganze Wochenenden gingen allein dafür drauf, um beispielsweise den Keller zu streichen – sowohl Wände, als auch Estrich.

„Wir arbeiten auf unseren eigenen Traum hin, unseren eigenen Laden“

Wie viele Stunden Arbeit macht das Alles am Tag? „Ach, das zähle ich gar nicht mehr“, sagt die 25-jährige Ariane Gerke und lacht. Zwölf-Stunden-Schichten, manchmal sogar 15 Stunden am Tag arbeiten die Drei für ihre Vision des nachhaltigen Einkaufens und Genießens. So haben sie etwa die Upcycling-Möbel abgeschliffen und behandelt, die ersten Regale aufgebaut, Fliesenspiegel gelegt, sind zu wahren Handwerks-Königinnen geworden.

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Und all das, all die Arbeit mit einer riesigen Portion Zuversicht und positivem Denken. Denn sie wissen, wofür sie es tun: „Wir arbeiten auf unseren eigen Traum hin, unseren eigenen Laden“, betont Jana Weyers (24). Auf Facebook nennen die drei jungen Frauen es anders, verpackt in ein Motto: „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.“

Jetzt geht es in den Endspurt – mit Vollgas

„Wir machen nun einfach Schritt für Schritt weiter, das funktioniert ganz gut“, sagen die beiden Weyers-Schwestern und ihre Freundin Ariane Gerke unisono. Die Umsetzung der brandschutzrechtlichen Baumaßnahmen, die Verzögerungen, der Verzicht auf ein einträgliches Weihnachtsgeschäft – sie nehmen es hin und gehen damit um, ganz professionell. „Ausreichender Brandschutz ist ja nicht nur in unserem Interesse, sondern auch in dem unserer Gäste“, führt die 27-jährige Lara Weyers an. Die Erfahrungen, die sie bislang gemacht haben, beschreiben alle Drei als extrem lehrreich.

Und wenn sie so da stehen, inmitten ihres Traumes, und sich umschauen und sehen, was alles schon getan ist, sind sie bestimmt auch stolz. Wenn auch nicht alles immer glatt gelaufen ist. „Wir sehen jeden Tag die Ergebnisse unserer Arbeit. Und wir sind froh, dass das Thema Brandschutz in der Vorbereitungsphase aufgekommen ist“, sagt Jana Weyers. Über eine Sanierung nach der Eröffnung wollen sie gar nicht nachdenken. Müssen sie ja auch nicht. Jetzt geht es in den Endspurt – mit Vollgas.