Mülheim. Katrin Dente, die neue Chefin des Standesamts, ist die jüngste Amtsleiterin in Mülheim. Sie weiß genau, was sie an ihrem Beruf so fasziniert.

Sie ist aktuell Mülheims jüngste Amtsleiterin, aber längst ein alter Hase. Seit beinahe zwei Jahrzehnten im Dienst der Stadtverwaltung leitet Katrin Dente (38) seit wenigen Wochen das Standesamt. Der Wunsch aus ihrer Bewerbung als Schülerin mit 19 Jahren ging in Erfüllung: Standesbeamtin wollte sie immer schon werden.

Standesbeamtin in Mülheim wurde die Oberhausenerin schon vor zehn Jahren. Davor lag eine klassische Verwaltungslaufbahn im Rathaus an der Ruhr: Nach der dreijährigen Ausbildung arbeitete sie im Personalamt der Stadt, wechselte 2009 ins Standesamt. Was sie an dieser Aufgabe so gereizt hat? „Man denkt ja immer an die Hochzeiten“, weiß Katrin Dente aus den Gesprächen im Bekanntenkreis. „Aber das ist es ja nicht allein.“ Natürlich, räumt sie ein, sei das Standesamt immer so ein bisschen das Aushängeschild einer Verwaltung, in der Wirkung nach außen hat das Standesamt eine ganz besondere Position. „Es ist aber nicht der typische Verwaltungsberuf“, sagt Dente. Der „romantische“ Aspekt ist nur die eine Seite. Aber immer sei man in dieser Tätigkeit nah am Bürger, nah am Menschen.

Rund 1100 Trauungen und 2000 Sterbefälle hat das Mülheimer Standesamt im Jahr

Ambiente-Trauungen finden auch samstags statt

Wer außerhalb des Mülheimer Rathauses getraut werden möchte, kann einen Ambiente-Termin im Aquarius, Schloss Broich oder Schloss Styrum, in der Camera Obscura oder auf einem Schiff der Weißen Flotte buchen. Neben den Trauungen im Trausaal, mittwochs und freitags, finden an fast jedem Samstag des Jahres Ambientetrauungen statt.

Individuelle Trauorte sind personell nicht möglich. Die einzige Ausnahme: Nottrauungen am Kranken- oder Sterbebett zu Hause oder im Krankenhaus.

Für jedes Brautpaar eine eigene, ganz persönliche Rede zu schreiben – das sei personell leider nicht möglich, sagt Katrin Dente. Doch vor allem bei den Ambiente-Trauungen könnte das private Umfeld des Brautpaars die Trauung gerne mitgestalten.

Im Rathaus ist das auch im Foyer vor dem Trausaal möglich. Der schöne holzvertäfelte Trausaal im historischen Rathaus ist seit neuestem bestuhlt. Für 20 Gäste gibt es Sitzplätze, insgesamt 40 können bei der Trauung dabei sein.

Am Freitag, 6. Dezember, bleibt das Standesamt für das Publikum geschlossen. Sterbefälle werden beurkundet und geplante Eheschließungen finden statt.

Rund 1100 Eheschließungen, 2000 Sterbefälle, 900 Geburten – das ist im Schnitt pro Jahr von den derzeit acht Standesbeamtinnen und -beamten zu stemmen. Dazu kommen Namenänderungen, zum Beispiel, diverse Urkunden, die benötigt werden. „Die Menschen kommen ja oft in den ganz besonderen Lebenssituationen zu uns.“

Und es kommen Bürger aus allen Altersklassen, allen Schichten, allen Nationalitäten. „Das macht die tägliche Arbeit so spannend“, sagt Katrin Dente über die Vielseitigkeit ihres Berufs. „Wir haben hier den Durchschnitt einer Stadtgesellschaft.“ Und neben dem speziellen Verwaltungswissen, das bei einem Lehrgang in der Personenstandsakademie in Bad Salzschlirf vermittelt wird, muss man auch etwas mitbringen, das laut Katrin Dente für den Beruf unerlässlich ist: „Empathie und Toleranz“.

Rechtlich gibt es für Standesbeamte immer wieder neue Herausforderungen

Der Beruf des Standesbeamten, erklärt Katrin Dente, erlaube viel Selbstständigkeit, aber auch viel
Verantwortung. „Man lernt nie aus. Und es kommt immer wieder etwas, das es vorher so noch nicht gegeben hat.“

So gibt es bei der Geschlechterangabe im Standesamt seit Jahresbeginn drei Optionen. Und auch internationales Recht ist nicht selten ein Thema, etwa bei Eheschließungen. Bis ein Standesbeamter, eine Standesbeamtin, im Job fest im Sattel sitzt, können eineinhalb bis zwei Jahre vergehen, so die Erfahrung von Katrin Dente: „Die Arbeit ist von der rechtlichen Seite sehr umfangreich.“ Als Standesbeamter müsse man auch schon einmal samstags arbeiten.

Trauung ist auch für Katrin Dente bei aller Routine etwas ganz Besonderes

Aber eine Trauung, das ist bei aller Routine für die Standesbeamtin immer noch etwas Besonderes. „Man ist an diesem Tag für die beiden Menschen eine wichtige Person, die den besonderen Tag mitgestaltet“, sagt Katrin Dente.

An eine Trauung hat sie eine ganz besondere Erinnerung. An die eigene, natürlich, die auch in Mülheim stattgefunden hat. Aber auch an diejenige, bei der sie ihren heutigen Ehemann zum ersten Mal sah. Bei der Arbeit, sozusagen. Denn er war ein Gast des Brautpaars, das Katrin Dente traute.