Mülheim. Sven Ozera aus Mülheim ist verheiratet und hat zwei Kinder. Dennoch wird er nun für die katholische Kirche priesterliche Aufgaben übernehmen.

In Zeiten von Priestermangel und Kirchenaustritten setzt der Saarner Sven Ozera (37) ganz bewusst „ein Zeichen für den Glauben und für das Bekenntnis zur Kirche“, indem er sich am vergangenen Samstag zum Diakon weihen ließ und am Sonntagmorgen in St. Mariä Himmelfahrt seine erste Heilige Messe als ständiger Diakon der Linksruhr-Pfarrei feierte.

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Das Besondere: Als nebenamtlicher Diakon bleibt Ozera, der hauptberuflich die Serviceabteilung eines katholischen Krankenhauses in Düsseldorf leitet, in seinem Zivilberuf tätig. Anders als seine hauptamtlichen Kleriker-Kollegen in der katholischen Kirche, ist Ozera verheiratet und Vater von zwei Söhnen.

Nebenbei Theologie studiert und 27 Prüfungen abgelegt

Durch Handauflegung, Gebet und in Stille hat Bischof Franz-Josef Overbeck am Samstagmorgen drei Männer zu Ständigen Diakonen geweiht, darunter Sven Ozera (37, knieend) aus Saarn.
Durch Handauflegung, Gebet und in Stille hat Bischof Franz-Josef Overbeck am Samstagmorgen drei Männer zu Ständigen Diakonen geweiht, darunter Sven Ozera (37, knieend) aus Saarn. © Bistum Essen | Nicole Cronauge

Als Diakon wird Ozera in St. Mariä Himmelfahrt taufen, trauen, beerdigen, predigen, Wortgottesdienste halten, Kommunionunterricht erteilen und in die kirchliche Sozialarbeit einsteigen. „All das werde ich natürlich in enger Abstimmung mit den pastoralen Mitarbeitern der Pfarrgemeinde und mit Rücksicht auf die Erfordernisse meines Hauptberufes und meiner Familie tun“, betont Ozera. Er lässt keinen Zweifel daran, „dass mein Berufungsweg zum Scheitern verurteilt gewesen wäre, wenn meine Familie diesen Weg nicht mitgegangen wäre und ihn mitgetragen hätte.“

In den vergangenen vier Jahren hat Ozera neben seinem Beruf am Diakonen-Institut des Erzbistums Köln Theologie studiert und insgesamt 27 Prüfungen abgelegt. „Mein Arbeitgeber hat meine Ausbildung unterstützt, in dem er mir zwei Wochenarbeitsstunden erlassen hat“, berichtet Ozera.

Zum Zölibat möchte sich der neue Diakon nicht äußern

Weihe zum ständigen Diakon im Essener Dom

Sven Ozera wurde zusammen mit zwei anderen verheirateten Männern aus dem Ruhrbistum am Samstag im Essener Dom vom Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck zu ständigen Diakonen geweiht. Nach der Weihe wird es im Bistum 17 nebenamtliche und 79 hauptamtliche Diakone geben.

Neben Ozera gibt es in Mülheim zurzeit nur einen weiteren nebenamtlichen Diakon mit Zivilberuf. Nach den statistischen Prognosen des Pfarreientwicklungsprozesses vom Januar 2018 wird sich die Zahl der katholischen Priester in Mülheim bis 2030 auf sechs halbieren.

Im Juli 2019 hat mit Christian Böckmann der Pfarrer von St. Mariä Himmelfahrt auch die Nachfolge des pensionierten Manfred von Schwartzenberg als Pfarrer von St. Barbara übernommen.

Auch seine Kollegen wissen sein seelsorgerisches Talent zu schätzen, das er nun in St. Mariä Himmelfahrt einsetzen kann. Doch Ozera wird auch nach seiner Weihe noch die Schulbank drücken und bis zum Juli 2021 Pastoralkurse besuchen. In denen lernt er zum Beispiel das Predigen und das liturgische Singen, aber auch das kleine Einmaleins der gemeindebezogenen Öffentlichkeitsarbeit.

Zum Pflichtzölibat für katholische Priester möchte sich der angehende Diakon nicht äußern. Aber er räumt ein, dass er, anders als zölibatär lebende hauptamtliche Priester, seine eigenen Erfahrungen als Vater, Ehemann und Arbeitnehmer in seine Seelsorge einbringen kann: „Ich weiß, wie aufgeregt man vor der Hochzeit ist, wie unsicher man als junger Vater ist, ob man alles richtig mit seinen Kindern macht und wie sich Existenzangst anfühlt, wenn man um seinen Arbeitsplatz fürchten muss, weil der Arbeitgeber in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt.“

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Ozera will Begeisterung für die Frohe Botschaft weitergeben

Seinem Weihespruch („Ich bin mit dir. Ich habe dich gesandt.“) folgend, möchte Sven Ozera als Diakon das tun, was unter anderem eine engagierte Religionslehrerin, ein engagierter Kaplan und der hauptamtliche Diakon Jürgen Werner „durch ihr authentisches Lebensbeispiel“ für ihn getan haben, nämlich „die eigene Begeisterung für die Frohe Botschaft des christlichen Glaubens weiterzugeben und so neugierig auf den Glauben zu machen und Menschen zu zeigen, dass es sich lohnt, da genauer hinzuschauen, weil Gott für die Menschen und für die Welt wichtig ist.“