Mülheim. 360 statt 200 Wohneinheiten sollen laut aktuellen Planungen auf dem Lindgens-Areal an der Ruhr in Mülheim entstehen. Dafür gibt es scharfe Kritik.

Dass der Siegerentwurf für die Bebauung des Lindgens-Areals am Kassenberg den Investoren die Möglichkeit skizziert, deutlich mehr Wohneinheiten zu bauen als die bislang angekündigten rund 200, ist auch in der Politik angekommen. FDP-Fraktionschef Peter Beitz fand dafür im Stadtrat deutliche Worte.

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Bei einer Bürgerversammlung zum Start des Bebauungsplanverfahrens war jüngst erstmals öffentlich benannt worden, dass 360 neue Wohneinheiten auf dem Gelände der ehemaligen Lederfabrik Lindgens entstehen könnten, folgt die Politik dem Siegerentwurf aus dem städtebaulichen Wettbewerb von „rha reicher haase associierte“ (RHA, Aachen) und dem Landschaftsarchitekturbüro „club L 94“ aus Köln. Der Entwurf sieht auf dem Gelände eine drei- bis fünfgeschossige Bebauung vor.

„Attraktive Lagen müssen auch attraktiv bebaut und nicht zugepflastert werden“

Ein Filetstück der Stadtentwicklung: Das Lindgens-Gelände liegt in attraktiver Lage an der Ruhr.
Ein Filetstück der Stadtentwicklung: Das Lindgens-Gelände liegt in attraktiver Lage an der Ruhr. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Bis zu 360 Wohneinheiten sollen also möglich sein. „Wieso muss ich das aus der Zeitung erfahren?“, echauffierte sich Beitz in der aktuellen Fragestunde im Stadtrat. Er erinnerte daran, dass ursprünglich im Raum gestanden hatte, vor Ort exklusive Stadtvillen zu bauen. Nun sei man auf ganz anderen Pfaden unterwegs. „Attraktive Lagen müssen auch attraktiv bebaut und nicht zugepflastert werden“, drückte der FDP-Fraktionsvorsitzende seinen Unmut über die aktuelle Entwicklung in der Planung aus.

Zuletzt unklar blieb auch, ob es vor Ort Wohnungen mit Sozialbindung geben wird. Trotz Initiative der SPD hatte sich die Planungspolitik darauf nicht verständigen können. Die SPD wollte die Verwaltung beauftragt sehen, in Verhandlungen mit Investor SMW (Sparkasse, Mülheimer Wohnungsbau) zu treten, um „eine angemessene Quote“ von 25 bis 30 Prozent öffentlich geförderten Wohnraums sicherzustellen. Sie fand aber keine Mehrheit für ihr Anliegen.

SPD fordert bezahlbaren Wohnraum auch auf dem Lindgens-Gelände

Im Stadtrat betonte nun noch einmal SPD-Fraktionschef Dieter Spliethoff, dass seine Partei weiter dafür streiten werde, in der Stadt bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Die Gründung des „Bündnisses für Wohnen“ Ende Oktober sei „ein gutes Zeichen für unsere Stadt“.

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Ziel müsse es sein, den öffentlich geförderten Wohnungsbau im gesamten Stadtgebiet zu stärken. „Die von uns geforderte Quotierung von Sozialwohnungen bei größeren Bauprojekten ist dabei ein wichtiges Instrument, um Segregationstendenzen in einigen Stadtteilen entgegenzuwirken“, so Spliethoff auch mit Blick auf das Lindgens-Gelände. Von Planungsdezernent Peter Vermeulen erwarte die SPD nun, dass er einen rechtskonformen Vorschlag zur Umsetzung der Quotierung mache.