Mülheim. Seit fast einem Jahr rollt der Verkehr wieder über Mülheims Thyssenbrücke. Weiter unklar ist aber, wer für die erheblichen Baumängel aufkommt.

Längst rollt der Verkehr wieder über die Thyssenbrücke in Styrum, doch ist weiter ungeklärt, ob die Stadt die beteiligten Firmen dazu bewegen kann, die Mehrkosten zu tragen, die durch erhebliche Baumängel und die daraus resultierende Zeitverzögerung entstanden sind.

Die letzte Statusmeldung stammt aus dem März diesen Jahres: Die Kosten für die neue Brücke würden wohl auf 30 Millionen Euro ansteigen, hieß es da. Als die Politik im Februar 2014 den Baubeschluss zum Projekt fasste, machte sie dies auf Basis von kalkulierten 18 Millionen Euro.

Vereinbarung, war die Mehrkosten trägt, lässt auf sich warten

Gut vier Millionen Euro – auf diese Zusatzkosten kam die Stadtverwaltung allein dafür, dass erst beim Auflegen der Stahlträger festgestellt worden war, dass sie teilweise bis zu sieben Zentimeter über den östlichen Brückenpfeilern in der Luft hingen. Die Stadtverwaltung sieht die Schuld für das Bauschlamassel beim Planungsbüro und bei der Baufirma.

Mai 2018: Bis zu sieben Zentimeter Luft liegen zwischen den Brückenpfeilern und den Stahlträgern. Es musste korrigiert werden. Zwischenzeitlich stand die Baustelle still.
Mai 2018: Bis zu sieben Zentimeter Luft liegen zwischen den Brückenpfeilern und den Stahlträgern. Es musste korrigiert werden. Zwischenzeitlich stand die Baustelle still. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Doch eine Vereinbarung dazu, wer für die Mehrkosten aufkommt, ist immer noch nicht zustande gekommen. Dies teilte Stadtkämmerer Frank Mendack nun im Stadtrat in Vertretung von Baudezernent Peter Vermeulen mit. BAMH-Fraktionschef Jochen Hartmann hatte nachgefragt – und drückte seine Verwunderung aus: „Die Vereinbarung war für letztes Jahr zugesagt. . .“

Gutachten soll erst im Frühjahr 2020 vorliegen

Kämmerer Mendack konnte dazu nur feststellen, dass die Stadtverwaltung ein Gutachten zur Kostenfrage erst für Frühjahr 2020 erwarte. Weitere Abstimmungsgespräche mit dem Bauunternehmer und einem Fachgutachter seien nötig. Mit einem Gutachten ist die Sache natürlich nicht zwingend vom Tisch. Nicht ausgeschlossen ist ein langwieriger Rechtsstreit.

Die neue Thyssenbrücke war mit einiger Verzögerung am 30. November 2018 freigegeben worden. Zwischenzeitlich stand auf der wichtigen Nord-Süd-Verbindung zwischen Oberhausen und Mülheim keine Brücke mehr zur Verfügung, weil die baufällige alte Brücke für den Abriss gesperrt werden musste.

Gesamtkosten sollen Ende 2019 feststehen

Nach Erledigung der Restarbeiten bis Mai 2019 hat das städtische Bauamt im vergangenen Sommer die Hauptprüfung der Brücke und der Stützwände abgenommen, zuletzt hat sie am 5. November die Straßen-, Gleis- und Ingenieurbauarbeiten abgenommen, heißt es in einer Vorlage für den nächsten Planungsausschuss.

Darin heißt es auch, dass die abschließenden Kosten für die Brücke noch nicht benannt werden können. Die DB Netz AG werde ihre Arbeiten an den Oberleitungen erst noch abschließen müssen. Eine Schlussrechnung sei am Jahresende zu erwarten. Erst dann könne auch geklärt werden, wie viele Fördermittel für den Brückenbau tatsächlich fließen.