Mülheim. . Die Hebamme Christina Krappe berichtet aus Benin. Malaria hat sie überstanden, jetzt steht Heimaturlaub bevor.

„Die vergangenen Wochen waren recht anstrengend für mich“, berichtet die Saarner Hebamme Christina Krappe aus Benin, wo sie seit Mitte September vergangenen Jahres lebt und arbeitet. Erst hat ein grippaler Infekt sie erwischt, dann bekam die 39-Jährige auch noch Malaria. Aber, schreibt Christina Krappe jetzt: „Inzwischen geht es mir wieder gut.“ Und so ist wieder dabei, sich für die Bevölkerung der Stadt Bembéréké und der umliegenden Dörfer stak zu machen: Genauer: den Frauen vor Ort zu helfen, damit diese nicht an den Folgen von Schwangerschaft und Geburt sterben. Denn die Mütter - und Säuglingssterblichkeit ist in Benin, wie in vielen afrikanischen Ländern, extrem hoch.

Chrsitina Krappe (l.) mit zwei Kolleginnen bei der Fortbildung.
Chrsitina Krappe (l.) mit zwei Kolleginnen bei der Fortbildung. © Krappe

Christina Krappe ist in dem westafrikanischen Land als Langzeitmissionarin in einem Krankenhaus im Auftrag des christlichen Missions- und Hilfswerks DMG tätig. Vor Ort hilft sie dabei, Frauen zu Hebammen auszubilden und Initiativen zu starten, damit die Menschen in den Dörfern selbst mehr für ihre Gesundheit tun können.

In den letzten Wochen hat eine Fortbildung das Team der Maternité, der Geburtsklinik, in der die Saarnerin arbeitet, auf Trab gehalten. Denn die Seminare mussten nacheinander alle Hebammen und Krankenschwestern sowie Gynäkologen für je zwei Wochen besuchen. „Das brachte dann jeweils ein großes Loch in das Team vor Ort“, erzählt Christina Krappe und schildert weiter: „Anstatt in die umliegenden Gemeinden zu fahren, blieb ich in Bembéréké, um das Team zu unterstützen, was ich zunächst nicht ganz ohne Zähneknirschen tat. In der ersten Woche schickte Gott mir allerdings so viele Frauen wie noch nie zuvor in die Sprechstunde und zeigte mir damit deutlich, dass es gut war, dort zu sein.“ Denn ihr Glaube ist ihre Antriebsfeder – auch dann weiterzumachen, wenn sie an ihre Grenzen stößt, Not und Elend hautnah zu spüren bekommt. Als praktizierende Christin versteht die Saarnerin ihre Aufgabe, in einem der ärmsten Länder der Welt zu helfen, auch als Ruf Gottes.

Rundbrief für Familie, Freunde und Förderer

Diese Einstellung spiegelt sich auch in ihrem aktuellen Rundbrief wider, mit dem sie Familie, Freunde und Förderer auf dem Laufenden hält: „Bald bin ich neun Monate hier und vieles ist mir schon alltäglich geworden. An anderen Tagen fühlt es sich an, als wäre ich gerade erst angekommen. Staub, Dreck, Lärm, Ziegenherden auf der Straße, betende Muslime vor der Moschee, angestarrt werden, hinterhergerufen zu bekommen, über den Tisch gezogen werden, der laute und oft raue Umgang der Menschen untereinander, das ständige Ausspucken mit den damit verbundenen Geräuschen, die offensichtliche Armut... Es gibt Momente, in denen ich denke, dass ich es jetzt wirklich nicht mehr aushalte. Im nächsten Moment spüre ich fast immer so etwas wie einen trotzigen Stolz: Ich bin aber da! Und ich halte es aus und mache mich meistens sogar ganz gut…. Ich danke Gott von Herzen, dass er mich daran immer wieder liebevoll erinnert. Ohne ihn könnte ich hier keinen Tag bestehen.“ In ihrem Rundbrief zitiert Christina Krappe Mutter Teresa: „Es ist nicht wichtig, wie perfekt du deine Arbeit machst. Es kommt darauf an, mit wie viel Liebe du sie tust.“

Wie Wissen vermittelt wird

Ein Leitspruch auch für ihre tägliche Arbeit. Über die Fortbildung berichtet Christina Krappe: „Für mich war es sehr hilfreich und erhellend, zu erleben, wie hier Wissen vermittelt und gelernt wird. So ist es zum Beispiel meist kein Problem, Definitionen auswendig aufzusagen, allerdings fehlt der Bezug zur Praxis total. So verstehe ich nun besser meine Hebammenschülerinnen, die mir ihre kompletten Untersuchungsergebnisse runterrasseln können, dann aber aus allen Wolken fallen, wenn sie von mir hören, dass die untersuchte Frau stationär aufgenommen werden muss.“

Ein weiteres Mal sei ihr bewusst geworden, wie groß der Stellenwert des Themas Verhütung in Benin ist und wie viel Einfluss es auf das Leben der Frau und der kompletten Familie hat. „Mich hat das sehr motiviert“, schreibt die Hebamme, die gerade wieder im Busch unterwegs ist, um auch Frauen in entlegenen Gebieten zu erreichen. Nun blickt Christina Krappe erstmal Richtung Heimat: Sie wird für vier Wochen Urlaub in Mülheim machen, bei Familie und Freunden, auch um den 70. Geburtstag ihres Vaters zu feiern. „Da freue ich mich riesig drauf.“

>>> EINSATZ ÜBER SPENDEN FINANZIERT

Das westafrikanische Benin ist eines der ärmsten Länder der Erde. Beim Index der menschlichen Entwicklung, einem Wohlstandsindikator der Vereinten Nationen, steht das Land auf Platz 167 von 188 Ländern.

Christina Krappes Einsatz in Benin unter dem Dach der DMG ist ehrenamtlich. Die Arbeit der Hebamme finanziert sie sich durch Spenden – etwa von Freunden, Gemeindemitgliedern und von Frauen, die die Saarnerin zu Hause als Hebamme betreut hat. Kontakt per E-Mail: krappechristina@gmail.com