Mülheim. Die Parkplatzblockade bei der Anti-AfD-Demo in Mülheim hat ein Nachspiel. Teilnehmer sagen, sie seien angefahren worden. Die Polizei ermittelt.
Tausende Mülheimer haben am Dienstagabend gegen die AfD-Veranstaltung in der Stadthalle protestiert. Die lautstarke Demo verlief ganz überwiegend friedlich. Einen Vorfall am Rande gab es aber, der für massiven Ärger sorgte und ein Nachspiel haben wird: die Blockade des Stadthallenparkplatzes. Dort soll ein genervter Autofahrer mehrere Demonstranten absichtlich angefahren haben.
Junger Mann (21) wurde nach eigener Aussage angefahren und verletzt
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In diese Richtung gehen nicht nur diverse Kommentare in den sozialen Medien, sondern so schildern es auch zwei Augenzeugen, die sich bei dieser Redaktion telefonisch gemeldet haben. Sie wohnen in Essen beziehungsweise Hattingen und waren am Dienstag an der Stadthalle, um die Aktion von „Mülheim stellt sich quer“ zu unterstützen. Eine der beiden jungen Männer (21) ist nach eigener Aussage angefahren und verletzt worden.
Nach übereinstimmenden Berichten, auch der Polizei, hat eine Gruppe von Demonstranten die Einfahrt zum Stadthallenparkplatz an der Bergstraße, Ecke Fährstraße, stehend und auch sitzend blockiert. Mindestens ein Wagen kam nicht durch. Laut Polizei gab es einen „Tumult“, bei dem der Autofahrer herausgezogen und das Fahrzeug beschädigt worden sei. Man habe die Personalien der „tatverdächtigen Personen“ festgestellt.
Polizei meldete einen „Tumult“, bei dem ein Auto beschädigt wurde
Zwei Demo-Teilnehmer (Namen der Redaktion bekannt), die offenbar selber an der Blockade beteiligt waren, schildern den Vorfall anders: Danach sei ein SUV-Fahrer, dem der Weg versperrt wurde, zunächst im Schritttempo weitergefahren und habe dann plötzlich beschleunigt. Vier Personen seien angefahren worden.
Der 21-Jährige berichtet, er sei am Dienstag beim Arzt gewesen und für zwei Tage krank geschrieben worden, wegen Überdehnungen in beiden Knien. Der Wagen habe ihn weggeschoben, er sei auf die Motorhaube gekippt. „In welcher Welt leben wir denn, dass jemand absichtlich in eine Blockade hineinfährt und sogar beschleunigt?“ Dass der Wagen beschädigt wurde, Motorhaube und Außenspiegel, bestätigen die beiden Demonstranten. Jedenfalls gab es etliche Augenzeugen, darunter auch ein Reporterteam.
Etliche Augenzeugen, darunter auch ein Reporterteam
Polizeisprecher Christoph Wickhorst erklärte am Dienstag auf Nachfrage, die Einsatzkräfte hätten sich vor Ort erkundigt, ob jemand verletzt wurde: „Das wurde vehement verneint.“ Die Äußerungen aller Beteiligten seien in einer Anzeige zusammengefasst worden. „Die Kripo wird die Personen vorladen und den Sachverhalt prüfen.“ Möglicherweise könnten sich daraus Strafanzeigen ergeben.
Stadtdechant erstmals auf einer Demo
Die evangelische und katholische Kirche in Mülheim haben bei der Anti-AfD-Kundgebung viele Menschen mobilisiert – das ist auch Eindruck der Organisatoren.
In der Menge der Demonstranten standen Geistliche beider Konfessionen, darunter auch der katholische Stadtdechant Michael Janßen, der erklärte, dies sei tatsächlich die erste Demo seines Lebens. „So habe ich Mülheim noch nicht erlebt. Ich bin begeistert, dass auch so viele junge Leute da sind“, sagte Janßen.
Im Rückblick auf die gesamte Gegendemonstration geht die Polizei von rund 2500 Teilnehmern aus, nach Schätzung der Veranstalter waren noch einige Hundert mehr auf den Beinen: „Alle Erwartungen sind übertroffen worden“, sagt Fabian Jaskolla (Grüne), einer der Organisatoren von „Mülheim stellt sich quer“. „Wir denken, es waren an die 3000 Leute, und so vielfältig wie ich es noch bei keiner Kundgebung gesehen habe.“
Bündnis will handlungsfähig bleiben, falls AfD in den Stadtrat gewählt wird
Das Bündnis wird von 33 Organisationen unterstützt und will auch künftig aktiv bleiben. „Wir müssen damit rechnen, dass die AfD nächstes Jahr in den Stadtrat gewählt wird“, so Jaskolla. „Wir wollen schnell handlungsfähig sein, wenn Rechte hier aufmarschieren, aber vor allem auch immer wieder ein positives Zeichen setzen.“