Mülheim. 2500 Demonstranten haben gegen die AfD-Veranstaltung in der Mülheimer Stadthalle protestiert. Die AfD zog mehr Besucher an als erwartet.
Über 2500 Demonstranten haben am Dienstagabend gegen den „Bürgerdialog“ der AfD in Mülheim protestiert. Ab 17 Uhr hatten sie sich auf dem Kurt-Schumacher-Platz in der Innenstadt versammelt, um von dort aus lautstark in Richtung Stadthalle zu ziehen. Aber auch die AfD zog mehr Besucher an als erwartet.
„Mülheim stellt sich quer“ hatte nur rund 1000 Demo-Teilnehmer angemeldet
Weit über 1000 Menschen demonstrieren gegen AfD
Offiziell hatte das neu gegründete Bündnis „Mülheim stellt sich quer“ eine Demonstration mit etwa 1000 Teilnehmern angemeldet. Wesentlich größer war die Menschenmenge, die sich am Spätnachmittag vor dem Forum versammelte: „Ich habe diesen Platz noch nie so voll gesehen“, rief Nadia Khalef, eine der Sprecherinnen des Bündnisses, in die Menge. „Wir haben es in drei Wochen geschafft, 33 Unterstützer mit ins Boot zu holen!“
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Ein bunter Zug aus Menschen, Musik, Fahnen und Plakaten zog dann über die Leineweberstraße und breitete sich auf dem Platz vor der Stadthalle aus, wo um 19 Uhr das AfD-Treffen beginnen sollten. Unterstützt von einer Samba-Trommelgruppe schlugen die Demonstranten dort Krach.
Polizei musste die Bergstraße wegen der Menschenmenge einseitig sperren
So viele Leute kamen, dass die Polizei zwischenzeitlich die Bergstraße neben der Stadthalle einseitig sperren musste. Mehr als 100 Einsatzkräfte mit zahlreichen Mannschaftswagen waren angerückt. Sie blockierten die Fahrbahn vor der Stadthalle, außerdem bildeten Polizisten in Schutzausrüstung einen Ring vor der Stadthalle, die zusätzlich durch Absperrungen gesichert war.
Einige Demonstranten versuchten, diesen Wall zu durchbrechen, und rannten von mehreren Seiten auf den Eingang der Stadthalle zu. Sie wurden von Polizisten zu Boden gebracht. Drei oder vier Platzverweise seien ausgesprochen worden, sagt ein Polizeisprecher. Rund zehn Personen blockierten sitzend die Zufahrt zum Stadthallenparkplatz. Laut Polizei wurde dabei ein Fahrzeug beschädigt, anschließend kam es zu einer Rangelei. Gegen zwei Demonstranten, die Flaschen in Richtung Stadthalle geworfen hat, stellte die Polizei Anzeige. Verletzt wurde niemand.
Foyer der Stadthalle wegen Überfüllung geschlossen
Der „Bürgerdialog“ war als öffentliche Veranstaltung angekündigt, aber einige AfD-Sympathisanten mussten dennoch draußen bleiben. „Aus Gründen des Brandschutzes“, wie die Mitarbeiter des privaten Sicherheitsdienstes erklärten, den die AfD engagiert hatte. Mehr als 200 Teilnehmer dürften nicht in den Raum, und so viele waren tatsächlich frühzeitig versammelt.
Die Mülheimer Stadtmarketinggesellschaft MST hatte der Partei kurzfristig noch einen anderen als den ursprünglich gemieteten Raum zugewiesen. „Auflage der Polizei war, den Eingang zu verlegen“, erklärte MST-Chefin Inge Kammerichs, die ebenfalls vor Ort war. „Damit kam der Kammermusiksaal nicht in Frage.“ Er sei aber keineswegs größer als das Foyer.
Polizei hatte gefordert, den Eingang zur Veranstaltung zu verlegen
Wer auch immer über den abgesperrten Platz in Richtung Stadthalle ging, wurde von den Demonstranten mit massivem Lärm und Parolen bedacht: „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda!“ Gegen 18.30 Uhr kam auch der Mülheimer AfD-Kreisvorsitzende Alexander von Wrese an, er wandte sich klatschend der protestierenden Menge zu. Später sagte er in seinen Begrüßungsworten: „An Tagen wie diesen merkt man, dass wir Resonanz finden. Und das freut uns.“
Auch Guido Reil aus Essen, der für die AfD im Europaparlament sitzt, war in Mülheim zu Gast, allerdings nur Zuhörer. Als Gastredner eingeladen waren die NRW-Landtagsabgeordneten Martin Vincentz, Markus Wagner und Gabriele Walger-Demolsky, allen voran aber Alice Weidel, Vorsitzende der Bundestagsfraktion. Ihr Flieger landete allerdings mit Verspätung in Düsseldorf. Weidel traf erst gegen 19.30 Uhr in Mülheim ein.
Spitzen der Parteien und Kirchen bei Gegen-Demo in Mülheim dabei
Gegen den „Bürgerdialog“ der AfD hatten sich im Bündnis „Mülheim stellt sich quer“ Menschen aus allen politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Richtungen zusammen gefunden. Nach 19 Uhr schrumpfte ihre Zahl zwar deutlich, aber die gesamte Veranstaltung war von einem kräftigen Lärmpegel begleitet, den man auch in der Stadthalle deutlich wahrnehmen konnte.
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Die Polizei begleitete die Protestkundgebung, wie angekündigt, „mit starken Kräften“. Sie hatten am Montag angekündigt, dass mit „erheblichen Beeinträchtigungen des öffentlichen Verkehrs zu rechnen ist“. Im Großen und Ganzen ist die Demo laut Polizeisprecher Christoph Wickhorst „ruhig verlaufen“. Es gab keine ernsthaften Zwischenfälle.