Mülheim. Der Ausverkauf bei Real im Hafengebiet läuft bis zum Samstagabend. Die Geschäftsführerin dankte dem Team in der letzten Betriebsversammlung.
Der Real-Markt an der Weseler Straße bleibt am Samstag noch bis 18 Uhr geöffnet. Bis zum bitteren Ende – so empfinden es die Beschäftigten. Für den „großen Ausverkauf“ bis zum letzten Tag wirbt dagegen ein Flyer, der am Info-Schalter für die verbliebenen Kunden ausliegt: „Freuen Sie sich auf bis zu 50 % Rabatt in einzelnen Warengruppen“, heißt es da.
Die letzte Betriebsversammlung am Dienstag dauerte nur eine Dreiviertelstunde. „Die kürzeste, die wir jemals hatten“, sagt Betriebsratsvorsitzende Isabell Meeth – und sie hatten so eine Menge Versammlungen, seit es den Markt an der Weseler Straße gibt, der bis 1998 „Allkauf“ war. Ein Mitarbeiter der ersten Stunde ist bis heute dabei, fast 44 Jahre lang war er hier tätig.
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Mitarbeiter der ersten Stunde war fast 44 Jahre an der Weseler Straße tätig
Zu Gast bei der Betriebsversammlung war Lana Bellaali, Geschäftsführerin am Standort: „Sie hat uns noch einmal gedankt“, berichtet Isabell Meeth. Rund 60 Teilnehmer hat der Betriebsrat insgesamt gezählt, bei etwa 70 Mitarbeitern, die noch geblieben sind, aber alle zum Jahresende Kündigungen bekommen haben.
Die Gewerkschaft Verdi, die in der Mülheimer Real-Belegschaft viele treue Mitglieder hat, widmete ihnen einen professionell produzierten Abschiedsfilm. Darin sagt die Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks, Henrike Eickholt: „Das hier war ein besonderer Markt.“ Mit einer Belegschaft, die auch in Arbeitskämpfen immer „kreativ“ gewesen sei. Einige Streikaktionen, an denen sich das Real-Team beteiligt hat, lässt die Gewerkschaft im Film noch einmal Revue passieren.
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Der etwa acht Minuten lange Streifen soll auch dokumentieren, was der Job den Menschen über das Geldverdienen hinaus bedeutet hat. „Der Markt hier war ein Familienunternehmen“, mit diesen Worten einer langjährigen Mitarbeiterin beginnt der Film. Ein anderer O-Ton lautet: „Ich bin seit 35 Jahren im Unternehmen und dachte, ich würde hier in Rente gehen. Aber der Wunsch hat sich nicht erfüllt.“ Der Zusammenhalt im Team wird mehrfach betont. „Ich werde die Kollegen vermissen, aber beruflich wird es irgendwo weitergehen.“
Wunsch, bei Real die Rente zu erreichen, hat sich nicht erfüllt
Aus Sicht der Beschäftigten hat sich die Schließung im Hafengebiet schon über Jahre angedeutet. „Die Gerüchteküche lief schon lange.“ 2010 habe es den letzten Umbau am Standort gegeben, seit fünf oder sechs Jahren sei es mit der Warenbestellung schwieriger geworden. Im Dezember 2018 wurde das Aus durch die Geschäftsführung dann offiziell verkündet - wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage und hoher Verluste vor Ort, wie es hieß. „Es ging zwar bergab“, räumt die Betriebsratsvorsitzende im Verdi-Film ein, „aber nicht so, wie es von der Geschäftsführung dargestellt wird.“
Schließungsgerüchte kursierten schon lange
Vier Märkte im Umkreis
Im Flyer, der an den letzten Verkaufstagen im Real an der Weseler Straße ausliegt, werden die Kunden auf vier Nachbarmärkte hingewiesen: Real am Heifeskamp in Mülheim, in Ratingen-Breitscheid, im Duisburger Mercator-Center und an der Essener Haedenkampstraße.
Anlaufstelle für noch laufende Reparaturen ist ab sofort der Markt am Heifeskamp.
Da, wie berichtet, auch die Geschäfte und Gastronomiebetriebe im Eingangsbereich des Real-Marktes spätestens zum Jahresende ausziehen müssen, wird es dort am letzten Verkaufstag schon einige Leerstände geben. So hat der Schlüsseldienst seinen Laden schon ausgeräumt, auch die Bäckereikette Kamps bedient hier ab November niemanden mehr.
Das Lotto-Tabak-Zeitschriften-Geschäft Laibach konzentriert sich künftig auf zwei verbleibende Standorte in Mülheim-Broich. „Wir werden alle übernommen“, sagt eine Mitarbeiterin. „Bei uns passt es.“