Speldorf. . Der Markt soll Ende 2019 schließen, Grund sind auch hohe Verluste am Standort. Die Kunden sind enttäuscht, kommen sie doch schon seit Jahren.

Unter dem Punkt „Verschiedenes“ auf der Tagesordnung des Real-Wirtschaftsausschusses am vergangenen Mittwoch wurde die Nachricht öffentlich, so berichtet es Betriebsrätin Isabell Meeth: Zum 31. Dezember 2019 soll der Real-Markt an der Weseler Straße – geht es nach dem Willen der Geschäftsführung – schließen. Für die Vorsitzende des Betriebsrates ist die Sache klar. Abgewickelt wird das Geschäft, geschlossen der Laden, in dem sie und viele andere ihrer Kollegen teilweise schon seit Jahrzehnten arbeiten. Doch spricht man mit der Real GmbH selbst, ist indes noch längst nicht alles klar.

„Die Geschäftsführung beabsichtigt, den Geschäftsbetrieb des Standortes – vorbehaltlich der Zustimmung des Aufsichtsrats – zum 31.12.2019 einzustellen“, heißt es auf Nachfrage der Redaktion. Bislang liege aber noch keine Zustimmung des Aufsichtsrates dazu vor. Eine mögliche Schließung begründet Real etwa mit der „schwierigen wirtschaftlichen Lage des Standortes“ und den hohen Verlusten in den vergangenen Jahren.

Betriebsart will das nicht einfach so hinnehmen

„Kein Arbeitgeber stimmt für uns“, ist sich Isabell Meeth schon jetzt sicher. Und: „Die wollen uns loswerden.“ Viele der Kollegen seien sehr be- und getroffen, „ganz viele Tränen sind geflossen“, berichtet Isabell Meeth. Sie sagt aber auch und das schon jetzt: „Wir werden das nicht einfach so hinnehmen.“

102 Mitarbeiter hat der Markt an der Weseler Straße, 6237 Quadratmeter Verkaufsfläche. Und wenn man so durch die Gänge schlendert, an einem Freitagmorgen, dann mag man kaum glauben, dass dieser Markt hohe Verluste macht. Real-Pressesprecher Markus Jablonski gibt jedoch Hintergründe zu bedenken: zum Beispiel die Kosten für Logistik und weitere Aufwendungen und die Miete für das Gebäude. Die Real GmbH ist an allen Standorten nur Mieter.

Neuigkeiten stimmen die Kunden traurig

Sonja Jäger aus Broich kommt drei Mal in der Woche zum Einkauf an die Weseler Straße, auch an diesem Freitagmorgen. „Das ist mein Einkaufsladen“, sagt sie und das schon seit Jahren. Die Neuigkeiten stimmen sie traurig: „Ich hätte nie gedacht, dass der Laden so schlecht läuft.“ Sie mag die Atmosphäre beim Einkaufen, die persönliche Art, mit der die Mitarbeiter mit den Kunden umgehen.

„Eigentlich passt hier alles“, sagt auch Ulrike Vogt. Die Speldorferin kommt ebenfalls regelmäßig, schon „seit 20 Jahren bestimmt“. „Hier ist es überhaupt nicht anonym, man kennt die Mitarbeiter schon so lange“, sagt auch sie. Und spricht damit einen Punkt an, den Betriebsrätin Isabell Meeth noch ein Stück weiter denkt: „Wir sind zu teuer für Real.“ Der Altersdurchschnitt liege bei 48 Jahren, so Meeth, zu 80 Prozent sind die Mitarbeiter gewerkschaftlich organisiert. Und dazu seien sie noch an den älteren Tarifvertrag gebunden, den die Unternehmensleitung von Real im Frühjahr verlassen hatte. Nur etwa eine Handvoll Mitarbeiter sei unter Bedingungen des neuen Tarifs eingestellt, so Meeth.

Angeblich soll der Mietvertrag auslaufen

Real-Sprecher Markus Jablonski bezeichnete das Netz aus fast 300 Märkten im Gespräch mit der Redaktion als „lebenden Organismus“. So sei es auch „nichts Unnormales, das immer wieder ein Standort zur Disposition steht“. Die Mitteilung der Metro, die Tochter Real verkaufen zu wollen, habe nichts mit einer eventuellen Schließung der Weseler Straße zu tun. Angeblich wird auch der Mietvertrag zum Ende des Jahres 2019 auslaufen, ein Punkt, den Isabell Meeth bestätigt, die Real GmbH aber nicht kommentieren möchte. „Das sind Interna mit unserem Vertragspartner“, so Markus Jablonski.

Der Standort am Heifeskamp ist von den Plänen nicht betroffen – Isabell Meeth weiß, warum: „Dort ist der Organisationsgrad nicht so groß“, viele Mitarbeiter seien auf 450-Euro-Basis angestellt.

In einer der nächsten Sitzungen des Aufsichtsrates soll die Entscheidung fallen. Wann konkret das sein wird, kann Markus Jablonski nicht sagen.