Mülheim. Die Stadt Mülheim will beim Kindernotdienst „am Ball bleiben“ und über Verbesserungen informiert werden. Für die KV ist es eine Lösung auf Dauer.
Die Neuregelung des kinderärztlichen Notdienstes ist ein Thema, das manche in Mülheim seit Monaten emotional bewegt. Auch die Stadt schaltet sich ein: Sie kann zwar nicht direkt eingreifen, möchte aber umfassend informiert werden. „Wir bleiben am Ball“, sagt Dr. Georg Ohde, Leiter des Gesundheitsamtes.
Seit Anfang Juli sind die zehn Mülheimer Kinderärzte mit in die Notfallpraxis am Ev. Krankenhaus Oberhausen (EKO) eingebunden. Pädiatrische Notdienste hier in der Stadt gibt es nicht mehr. Sie wurden früher auch nur in geringem Umfang angeboten: insgesamt sechs Stunden pro Woche, verteilt auf vier Tage. Die Kinder-Notfallpraxis am EKO steht dagegen außerhalb der Sprechstunden täglich verlässlich bereit, wöchentlich 30 Stunden.
Notfallpraxis in Oberhausen ist täglich geöffnet
Die Einführung der zentralen Anlaufstelle für zwei Städte wurde durch die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KV) in Gang gesetzt und war von Anfang an umstritten, unter anderem, weil betroffene Familien nun weitere Anfahrtswege hätten. Ein formaler Widerspruch der Mülheimer Mediziner gegen die Neustrukturierung läuft noch.
Tatsächlich hat es beim Start des zentralen Notdienstes am EKO Anlaufschwierigkeiten gegeben, so fehlte ein einheitliches Computersystem sowie eine Grundausstattung von Untersuchungsgeräten und Material, die alle diensthabenden Ärzte nutzen können. Die KV Nordrhein hat Nachbesserungen versprochen.
Vertreter der KV standen im Sozialausschuss Rede und Antwort
Aufgrund der Einwände aus Mülheim hat sich nun der Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales mit dem kinderärztlichen Notdienst beschäftigt. Eingeladen waren Vertreter der KV Nordrhein, neben deren Sprecher Dr. Heiko Schmitz nahm auch der Abteilungsleiter für regionale Gesundheitspolitik, Dr. Johannes Martin, an der Sitzung teil. Es ging noch einmal um die Hintergründe der Umstrukturierung, die auf landesweiten Überlegungen und politischen Weichenstellungen beruht.
Anlaufstellen auch in anderen Städten
Strittig zwischen den Mülheimer Kinderärzten und KV-Vertretern ist die Frage, wie hoch der Anteil Mülheimer Patienten in der EKO-Praxis ist, und wie er sich seit der Neuregelung entwickelt. Laut KV soll es hierzu am Jahresende genaue Zahlen geben.
Die KV Nordrhein hat gegenüber dem Mülheimer Gesundheitsamt auch darauf hingewiesen, dass Eltern wahlweise die Kinder-Notdienstpraxen am Essener Elisabeth-Krankenhaus, am Krankenhaus Velbert oder Ratinger St. Marien Krankenhaus ansteuern können, falls diese näher an ihrem Wohnort liegen.
In Nordrhein-Westfalen haben sich die entscheidenden Akteure im Gesundheitswesen darauf geeinigt, den ambulanten Notdienst bis Ende 2022 flächendeckend als „Portalpraxen“ zu gestalten, die jeweils an geeigneten Krankenhausstandorten liegen. Auch bundesweit soll die Notfallversorgung entsprechend zentralisiert werden. Da es in Mülheim keine Kinderklinik gibt, scheiden die beiden örtlichen Krankenhäuser nach diesem Konzept aus.
Stadt Mülheim kann keine Vorgaben zur Notdienstregelung machen
Zuständig für die Regelung der ärztlichen Versorgung ist die Kassenärztliche Vereinigung, darauf weist die Verwaltung auch in der aktuellen Ausschussvorlage hin: Die Stadt Mülheim habe keine rechtlichen Möglichkeiten, hier Vorgaben zu machen. Sie möchte aber die Kriterien für die künftige Planung mit
beeinflussen, um „nicht nur eine möglichst günstige Lösung für die KV herzustellen, sondern auch eine optimale Versorgung für die Mülheimer Bürger zu erreichen“.
Sozialdezernent Marc Buchholz hat daher den Vorsitzenden der KV Nordrhein angeschrieben und um fortlaufende Informationen gebeten. Die KV soll darlegen, ob und wie sie die bestehende Situation überprüfen will, und ob die Erreichbarkeit durch betroffene Bürger dabei von Bedeutung ist.
KV will Zeitrahmen für notwendige Verbesserungen nennen
Wie Dr. Heiko Schmitz, Sprecher der KV Nordrhein, auf Anfrage dieser Zeitung mitteilt, ist bereits ein Schreiben in Arbeit, „mit dem wir der Bitte des Ausschusses nachkommen, unsere Gründe für die Zusammenlegung des Notdienstes noch mal darzulegen und mitzuteilen, wie zeitnah die Rahmenbedingungen für die diensthabenden Kinderärzte vor Ort verbessert werden (EDV, Personal, Sprechstundenbedarf).“
Der KV-Sprecher stellt aber auch klar, dass die jetzige Lösung „auf Dauer“ bleiben soll. Die Ärztekammer möchte sie dagegen auf zunächst ein Jahr befristen.