Mülheim. Notsprechstunden für Kinder soll es ab Juli nur noch in Oberhausen geben, so will es die KV. Mülheimer Ärzte erwägen jetzt juristische Schritte.
In Mülheim soll es offenbar schon ab 1. Juli keinen kinderärztlichen Notdienst mehr geben. Er wird an das evangelische Krankenhaus Oberhausen (EKO) verlegt. Diese Entscheidung wurde den Mülheimer Kinderärzten jetzt durch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein schriftlich mitgeteilt. Die Ärzte sowie viele Familien hätten es sich anders gewünscht. Sie kämpfen seit Monaten gegen diese Lösung und wollen sie nicht widerstandslos hinnehmen.
Weite Wege für Eltern mit kranken Kindern
Den Kinder-Notdienst in eine andere Stadt zu verlegen, werde „der Notfallversorgung einer besonders verletzlichen Gruppe nicht voll gerecht“, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme der niedergelassenen Mülheimer Kinderärzte. Sie geben zu bedenken, dass Eltern mit kranken Kindern weite Wege auf sich nehmen müssen. Falls sie an Sonn- und Feiertagen auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind, sei die Verkehrsanbindung schlecht. Außerdem befürchten sie, ein gemeinsamer Notdienst für zwei Städte könnte überlaufen sein.
Bislang dezentrale Notdienste in der Praxis
Bislang ist es so geregelt, dass die zehn Kinder- und Jugendärzte in Mülheim im Wechsel in ihrer jeweiligen Praxis Notdienste anbieten, stundenweise an Wochenenden, Feiertagen sowie mittwochs und freitags am Nachmittag. Für Familien kann das bedeuten, dass sie durch die ganze Stadt fahren müssen.
Mehr als 5000 Unterstützer fordern Notdienst in Mülheim
In der Online-Petition und Unterschriftenaktion, die Manuela Reinbacher-Leske aus Mülheim-Speldorf gestartet hat, wird der Erhalt eines kinder- und jugendärztlichen Notdienstes in der Stadt Mülheim gefordert.
Bereits 2016 hatte sich die Tagesmutter, die auch drei eigene Kinder hat, in dieser Sache engagiert. Damals hatte die KV erwogen, den Notdienst in Essen und Ratingen zu bündeln.
Ihre aktuelle Kampagne hat nach Aussage der Tagesmutter schon insgesamt mehr als 5000 Unterstützer gefunden. Sie hatte Unterschriftenlisten ausgelegt bei örtlichen Kinderärzten und Tageseinrichtungen. Weiterhin läuft die Online-Petition auf www.change.org.
Die hiesigen Kinderärzte hatten daher vorgeschlagen, eine zentrale Notfallsprechstunde im St. Marien-Hospital einzurichten, wo sich bereits der allgemeine ärztliche Notdienst befinden. Eine innerstädtische Lösung hat auch in der Bevölkerung breite Zustimmung gefunden: An einer privaten Unterschriftensammlung, begleitet von einer Online-Petition, haben sich bislang mehr als 5000 Unterstützer beteiligt (siehe Box).
Ärzte verärgert über die Entscheidung
Auf die jüngste Entscheidung der KV reagieren die Mülheimer Mediziner, die künftig an den Diensten im EKO mitwirken müssten, verärgert. „Sie erfolgte ohne Not im laufenden Jahr, mit Dienstplänen, Urlaub und allem, was dran hängt“, erklärt Dr. Thomas Lamberti, in Dümpten ansässiger Kinderarzt, und spricht damit auch für seine Kollegen. „Unser großer Wunsch wäre, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Wir haben noch Kompromissideen“, so Lamberti. Aber die KV habe weitere Gespräche „ohne hinreichende Begründung“ abgelehnt.
Juristische Schritte angekündigt
Die Gemeinschaft der Mülheimer Kinderärzte kritisiert auch, dass die Ärztekammer an dem Beschluss zum zentralen Notdienst in Oberhausen nicht beteiligt worden sei. Dies sei aber notwendig. Die Kinderärzte wollen nun juristische Schritte einleiten, um zu prüfen, ob die Entscheidung angemessen und rechtens ist.
KV: Sache noch nicht in trockenen Tüchern
Die KV Nordrhein bestätigte am Donnerstag auf Anfrage dieser Zeitung, dass ab 1. Juli Änderungen an der Organisation des kinderärztlichen Notdienstes in Mülheim/Oberhausen geplant sind. Details sollen aber erst bekannt gegeben werden, wenn „alle Beteiligten sich dazu abschließend einbringen konnten und die Entscheidung auch formal feststeht“, so ein KV-Sprecher. „Das Ganze ist noch nicht in trockenen Tüchern.“