Mülheim. Eine Quartierswerkstatt der Kirchen und der Caritas im Nordosten der Stadt erzielt in der Bevölkerung positive Resonanz. Viele möchten mitmachen.
Wie kann in Winkhausen/Mellinghofen, im Nordosten der Stadt, wo immerhin 14.000 Menschen leben, so etwas wie ein neues Heimatgefühl geschaffen werden? Wie kann es gelingen, dass man sich näher kommt, dass ein besserer Austausch entsteht, dass es vielleicht auch mehr Freizeitmöglichkeiten und eines Tages mal so etwas wie einen Bürgertreffpunkt gibt? Daran arbeitet seit gut einem halben Jahr eine Quartierswerkstatt, die die Christ-König-Gemeinde, die Evangelische Markuskirchengemeinde und die Caritas Mülheim ins Leben gerufen haben. Am Sonntag zog man eine erste Bilanz.
Schwache Versorgung mit Geschäften
Die fiel gut aus. Zwei Werkstattrunden hatte es bisher gegeben, bei denen eine Bestandsaufnahme im Vordergrund stand. „Wir wollten erst einmal aufdecken, was wollen die Menschen, wo sehen sie Bedarf, über welche Probleme klagen sie, welche Defizite haben sie in ihrem Umfeld ausgemacht, welche Wünsche oder auch Visionen existieren“, berichtet Monika Schick-Jöres von der Caritas. Die Versorgung mit Geschäften wird als schwach bewertet, andere sehen einen Mangel an altersgerechten Wohnungen, wieder andere wünschten sich ein Bürgerbüro, einen besseren Informationsfluss.
Eine Bürgersprechstunde wurde durchgeführt, bei einem Müllaktionstag der Unrat im Quartier gesammelt und entsorgt, es wurden Kummerkästen aufgestellt, wo jeder seine Sorgen einwerfen kann. „Wir werden uns dafür einsetzen, dass kurz- oder mittelfristig der Bolzplatz am Steigerweg wieder instand gesetzt wird“, sagt Pfarrer Norden und freut sich, dass viele Menschen ihnen in den ersten Monaten eine „freundliche Bereitschaft signalisiert haben, sich zu beteiligen“.
Eine Art „Gelbe Seiten“ soll entstehen
Mit Wohnungsunternehmen sei man in Gesprächen, natürlich auch mit Stadtverwaltung und Politik. Für Monika Schick-Jöres gilt: „Die Qualität des Lebens entscheidet sich vor Ort.“ Ziel sei es, dass die Menschen in dem Quartier das Gefühl entwickeln: Hier gehöre ich hin. Möglichst viele sollen davon profitieren in den Stadtteilen, in denen die Fluktuation im Vergleich hoch ist.
An einer Art „Gelbe Seiten“, um den Informationsaustausch zu verbessern, wird gearbeitet. Das ferne Ziel ist eine App. Auch dazu brauche man Hilfe. Bernd Bellenbaum, Erster Vorsitzender der Werbegemeinschaft „Wir im Königreich“ (WIK) Dümpten gab beim Jahresempfang in der Markuskirchengemeinde unter anderem den Ratschlag: „Jeder sollte sich in der Quartierarbeit so einbringen, wie er kann.“ Er plädierte für den Aufbau von kleinen nachbarschaftlichen Gemeinschaften, mit festen Treffen und Plätzen. Sie seien auch das beste Mittel gegen Isolation. Lebensfreude schaffen, wieder auffrischen – auch das ist ein Ziel der neuen Quartiersarbeit.
Projekt auf ökumenischer Ebene
Ein Bürgerbüro steht auf der Wunschliste der Quartierswerkstatt als Ziel. Ein zentraler Ort, an dem man sich treffen kann.
Das Gebiet der Quartierswerkstatt wird nördlich und östlich von der A40 eingegrenzt. Die Initiatoren sprechen von Mülheim-Nord.
„Unser Ziel ist es, die Lebensqualität hier zu verbessern“, erklärte Pfarrerin Petra Jäger zum Start. Sie ist eine der Initiatoren des Projekts, das von Anfang an auf ökumenischer Ebene stattfand.