Mülheim. Fridays for Future, ADFC, Alpenverein, Baumwatch und Greenpeace fordern in Mülheim, schon 2035 die CO2-Emissionen komplett zu kompensieren.

Mülheim soll bis 2035 CO2-neutral werden. Mit einer starken Forderung der Mülheimer Fridays for Future und des Aktionsbündnisses Klimanotstand geht eine Aktionswoche gegen den Klimawandel zu Ende. Denn die Stadt hat ursprünglich zum Ziel, den CO2-Ausstoß der Kommune bis 2030 lediglich zu halbieren. Deutschlandweit geht man von einer Klimaneutralität nicht vor 2050 aus.

Stadtverwaltung soll ein Maßnahmenpaket erarbeiten

Wie CO2-Emissionen kommunal 15 Jahre früher auf ein Minimum gesenkt und verbleibende CO2-Emissionen mit Klimaschutzmaßnahmen kompensiert werden können, ist noch unklar. Hinter der Forderung des Aktionsbündnisses stehen aber keine ,Fantasten’: der Mülheimer Allgemeine Deutsche Fahrradclub, Greenpeace, der Alpenverein, Baumwatch und Aktive der lokalen Fridays-for-Future-Gruppe. „Die Stadtverwaltung soll ein Maßnahmenpaket erarbeiten, mit dem sich die Klimaneutralität erreichen lässt“, formuliert Timo Spors, der als Mitglied von Fridays for Future und der Grünen in einer Doppelrolle steckt: Idealismus versus Realpolitik.

Spors sieht sich hier nicht im Konflikt mit seiner Partei, obwohl die Grünen – mit SPD und CDU – noch Ende des vergangenen Jahres Einsparungen von sieben Millionen Euro im ÖPNV im Haushalt verankerten. Fridays for Future und das Aktionsbündnis fordern hingegen eine Verkehrswende und eine längerfristige Vision für den Nahverkehr, die nicht nur von Haushalt zu Haushalt weitergeführt wird. Inzwischen sind auch politisch die Wege bekanntlich anders formuliert: Die Kostensenkung soll nun zum Teil durch Attraktivität und Mehreinnahmen erzielt werden.

Initiativen wollen selbst konkret für Klimaschutz aktiv werden

Doch Fridays for Future und Klimabündnis wollen künftig selbst konkret für den Klimaschutz aktiv werden: Am vergangenen Samstag sammelten sie zum Auftakt der Aktionswoche Müll in der Müga. „Oft wird von Kritikern behauptet, wir demonstrieren nur und machen selbst nichts. Aber viele haben dabei mitgemacht“, berichtet Spors, „für mich war es bitter zu erleben, wie in kurzer Zeit sechs Säcke Müll zusammengekommen sind, obwohl es etliche Mülleimer gibt und die MEG hier regelmäßig sauber macht.“

Alltag mit dem Rad an einigen Stellen „echt brutal“

Die Atmosphäre am Freitagnachmittag ist friedlich, auch bei den Autofahrern. Das ist nicht immer selbstverständlich. Peter Beckhaus, der in Mülheim täglich mit dem Rad unterwegs ist, kennt’s auch anders: „Es ist an einigen Stellen echt brutal“, denkt er besonders an die Duisburger Straße.

Die autofreundliche Stadt? Für Beckhaus sind die Versuche gerade im gordischen Verkehrsknoten Mülheim ohnehin gescheitert. Eine Alternative zum Auto müsse her – nicht nur das Fahrrad ist gemeint: „Wir brauchen eine menschen-freundliche Stadt.“

Ähnlich viel Beteiligung gab es auch zur Diskussionsrunde mit Verdi über das Nord-Süd-Gefälle beim Klimaschutz am vergangenen Mittwoch. An zwei weiteren Tagen schlossen sich die Mülheimer Fridays for Future den Demos in Düsseldorf und Köln an. Nicht immer sei die Beteiligung stark gewesen, so wie auch die Demos unterschiedlich groß ausfallen – „das liegt auch an den Formaten, jede Aktion zieht unterschiedliche Leute an, da muss man realistisch sein“, glaubt Spors.

Kritische Masse für die Forderung nach einer Verkehrswende

Judith Jantzen (Mitte) und Luisa Reichwein von Fridays for Future strampeln mit für mehr und bessere Radwege.
Judith Jantzen (Mitte) und Luisa Reichwein von Fridays for Future strampeln mit für mehr und bessere Radwege. © FUNKE Foto Services | Tamara Ramos

Die Vernetzung mit anderen Bewegungen soll weitergehen, um Stärke zu gewinnen. Um die Forderung nach einer Verkehrswende zu unterstreichen, haben sich Fridays for Future am Freitagnachmittag mit der Fahrrad-Bewegung Critical Mass verabredet. Mehr als 50 Aktive haben sich auf dem Kurt-Schumacher-Platz versammelt.

Das sind zwar deutlich weniger, als noch vor einer Woche für das Klima auf die Straße gingen. Für Julian Schaa, der die Fridays-for-Future-Demos in Mülheim mitorganisiert, geht von der Aktion dennoch ein positives Signal aus: „Wenn der ÖPNV reduziert werden sollte, ist das Rad für Schüler die einzige Alternative. Die Radwege besonders zu Schulen müssen deshalb ausgebaut werden. Dafür radeln wir hier mit.“