Mülheim. Die Bewegung Critical Mass machte am Montag erstmals in Mülheim auf die Probleme für Alltagsradler im Straßenverkehr aufmerksam. 120 machten mit.

So voller Fahrräder ist der Bahnhofsvorplatz selten: Dem Aufruf der Rad-Aktivisten, auch in Mülheim die „Critical Mass“-Bewegung zu starten, sind nach Zählungen der Teilnehmenden rund 120 Radfahrerinnen und Radfahrer am Montagabend gefolgt. Sie wollen Präsenz zeigen in der Stadt, indem sie gemeinsam durch Mülheim fahren. Und wenn so viele Radler auf einmal auf die Strecke gehen, dürfen sie laut Gesetz im Verbund die ganze Fahrbahn einnehmen, was sie auch tun.

Die kritische Masse ist nicht zu übersehen, wie sie über die Eppinghofer fährt, Polizeiwagen haben sich zur Sicherheit angehängt. Autofahrer halten respektvoll Abstand. „Wir sind“, sagte einer der Radelnden, „in der Stadt ja nicht einmal auf den Radwegen sicher, die sowieso immer zugeparkt sind.“

Unter den Teilnehmenden sind auch mehrere Fahrer von Lastenrädern, was demonstriert: Hier fahren nicht die Freizeitradler, hier fahren die Alltagsradler. Jene, die bei Wind und Wetter aufs Rad steigen, die zur Arbeit fahren mit dem Rad, zum Einkaufen und zur Kita, um die Kinder abzuholen. Sie fühlen sich – nicht nur in Mülheim – stiefmütterlich behandelt von der Verkehrspolitik. Lebensgefährlich sei es für Radfahrer auf den Straßen. Heute wollen sie mal zeigen: „Wir sind viele.“

Infrastruktur ist nur für die Autos gemacht

„Die ganze Infrastruktur ist ja für die Autos gemacht“, sagt Teilnehmer Carsten Voß und deutet auf den am Bahnhof vorbeirauschenden Feierabendverkehr. „Schauen Sie mal: In jedem Wagen sitzt nur einer!“ Für die Autos gibt es eine riesige Infrastruktur, so der Tenor, „für uns bleiben die Brotkrumen.“ Die Alltagsradler, sagt Voß und viele nicken, „die setzen hier jeden Tag auf der Straße ihr Leben aufs Spiel“.

Über Facebook haben sie sich verabredet wie bei einem Flashmob, also quasi spontan, rund 120 Interessierte gab es für die erste Critical Mass-Ausfahrt. Gekommen sind, das kann man auch nach Zählungen der Polizei sagen, die meisten davon, die sich am Montagabend einmal quer durch die Innenstadt bis nach Saarn und zurück bewegen. Gesprochen wurde schon von einer Wiederholung der Veranstaltung, die, wie die Polizei bestätigte, ohne Vorkommnisse blieb. Ob es, wie in Städten wie Essen oder Duisburg, nun regelmäßig zu einer Critical Mass-Ausfahrt in Mülheim kommt, ist noch offen.