Mülheim. Bombenverdacht im Hafen: Von einer möglichen Evakuierung sind Geschäfte, Firmen, Kunden, Anwohner betroffen. Erst Donnerstag gibt es Gewissheit.
Im Hafengebiet muss möglicherweise am Donnerstagabend ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg unschädlich gemacht werden. Wenn der Bombenverdacht zur Gewissheit wird, was erst am Donnerstagmorgen, wenn der Boden geöffnet wird, der Fall sein kann, gibt es ab 18 Uhr eine Vollsperrung – und das Leben im Hafen steht still: Kunden dürfen dann nicht mehr einkaufen, Mitarbeiter müssen die Geschäfte verlassen, Firmen ihre Produktion herunterfahren. Rund 4000 Menschen wären betroffen – als Mitarbeiter oder Anwohner.
Bisher haben die Sondierungsarbeiten einen starken Verdacht auf eine alte Bombe ergeben, sagte Stadtsprecher Volker Wiebels.
Starker Verdacht auf eine Bombe
In der Nähe des möglichen Fundortes, den die Stadt nicht bekannt gibt, der aber nach der von der Stadt veröffentlichten Karte im Bereich Main-, Neckar- und Elbestraße liegen müsste, liegen Handelsbetriebe wie der große Real-Markt und produzierende Firmen. Nach Angaben der Stadtverwaltung wären von den Maßnahmen rund 150 Unternehmen und Gewerbetreibende betroffen.
„Das bedeutet für uns, aber auch für die Anlieger des Gewerbegebietes und mögliche Kunden, dass es einen längeren Vorlauf geben muss“, so der Stadtsprecher. Im Umkreis von 500 Metern um den Fundort müsste der Bereich komplett evakuiert werden. Im Umkreis von 1000 Metern, in der Sicherheitszone, müssten sich Unternehmen, Kunden und Anwohner luftschutzgemäß verhalten, dürfen sich etwa nicht draußen aufhalten und müssen alle Fenster geschlossen haben.
Alle betroffenen Mülheimer Unternehmen wurden bereits informiert
Alle möglicherweise betroffenen Firmen sind bereits von der Stadt informiert worden, sagte Wiebels, auch werden noch Handzettel verteilt, um Anwohner in Kenntnis zu setzen. Die mögliche Sicherheitszone reicht bis nach Speldorf. Auch die Fachhochschule HRW und die Hauptwache der Feuerwehr liegen in der Sicherheitszone. Wenn es Donnerstagabend zur Entschärfung kommen sollte, wird das Hafengebiet rund um die genannten Straßen ab 18 Uhr voll gesperrt sein.
Viele Firmen benötigen einen längeren Vorlauf
Firmen müssen mit Produktionsausfall rechnen
Im möglichen Evakuierungsgebiet müssen sich zahlreiche produzierende Unternehmen auf eine etwaige Bombenentschärfung am Donnerstagabend einstellen. Zu den größeren zählen etwa Drahtseil-Produzent Pfeifer Drako oder die DHC Solvent Chemie GmbH.
„Wir wissen im Moment noch nicht, wie die Mittags- oder Nachtschicht betroffen sein wird“, hieß es am Dienstag etwa in der Finanzverwaltung eines der größeren Unternehmen vor Ort. Mit einem Schaden durch Produktionsausfall rechne man auf jeden Fall. Dagegen sei man allerdings versichert.
„Da wir noch gar nicht wissen, ob und wann evakuiert wird, können wir auch nichts bezüglich der Auswirkungen sagen“, so Matthias Garthe von der Maschinenfabrik Mallepree (Rheinstraße) auf Anfrage.
Für Elektroanlagenbauer Elomech (Mainstraße) gab Christian Geppert indes Entwarnung: Man fahre am Standort keinen Schichtbetrieb und sei daher von der geplanten Entschärfung des Blindgängers in den Abendstunden nicht betroffen.
Die Stadtverwaltung bereitet sich, die Anlieger und mögliche Kunden schon jetzt auf eine Evakuierung und Sperrung vor, obwohl letztlich auch noch „die Möglichkeit besteht, dass wir doch nur eine alte Badewanne vorfinden“, so Wiebels. Die Unternehmen bräuchten aber einen längeren Vorlauf, etwa, um ihre Produktion zu unterbrechen. Wenn bei der Öffnung des Bodens aber eindeutig ein Blindgänger identifiziert wird, ist die Stadt per Gesetz verpflichtet, noch am selben Tag zu entschärfen.
Bei Real ist man jedenfalls vorbereitet: „Wenn es zur Entschärfung kommt, schließen wir am Donnerstag um 17 Uhr“, sagt Markus Jablonski. Man werde an diesem Tag dann auch nicht mehr öffnen, so der Real-Pressesprecher, der eine solche Situation als „absolute Ausnahme“ bezeichnet. Da Supermärkte morgens mit frischen Waren beliefert würden, sei die Logistik nicht betroffen.
Laut den Erfahrungswerten der sondierenden Firma „handelt es sich am Hafen mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine große Bombe, möglicherweise um einen Zehn-Zentner-Blindgänger“, sagt Volker Wiebels. Am Donnerstagmorgen wisse man mehr: Die Stadt wird so schnell wie möglich über das Fundergebnis und die nächsten Maßnahmen informieren.