Mülheim. Leser Hügen löst das Rätsel um den Sültenfuß. Der Wirt einer Gaststätte trug den Nachnamen. Er übertrug sich auf Platz und Haltestelle.
Die Oberhausener Straße gehört zu den großen Verkehrsadern Styrums und der Stadt. Früher war sie auch d i e Einkaufsmeile der Stadtteils. Der Styrumer brauchte nicht in die Stadt zu fahren. Frauen und Männer fanden ihre Kleidung in den Geschäften vor Ort. Lebensmittel aus der Nachbarschaft galten sowieso als besser. Gaststätten um die Ecke waren stets voll. Das haben die vielen Reaktionen unserer Leserinnen und Leser auf die historische Postkarte von 1910 gezeigt.
Manche Styrumer und viele Mülheimer haben sich jedoch immer schon gefragt: Woher kommt der Begriff „Sültenfuß“. Weder als Platz noch als Straße taucht Sültenfuß im Stadtplan oder im Straßenverzeichnis auf. Auch eine alte Gemarkung oder ein Bauerngehöft mit diesem Namen lässt sich in keiner historischen Quelle nachweisen.
Alte Gaststätte ist Namensgeber
Dabei ist die Lösung ganz einfach – für die, die sie kennen. „Sültenfuß“ ist seit vielen Jahrzehnten die Bezeichnung der Straßenbahnhaltestelle zwischen den Stopps Augustastraße und Dümptener Straße. Die Haltestelle ist nach der Gaststätte benannt, die einst auf der Ecke Goeben-/Oberhausener Straße stand. Das gemütliche Haus ist längst einem Neubau gewichen.
Die dokumentierenden Fotos hat die Styrumer Familie Hügen in ihrem Fundus entdeckt und beigesteuert. „Der Wirt kam aus Düsseldorf und hat hier in Styrum die Kneipe übernommen“, erzählt Kurt Hügen. „Das war Anfang der 1950er Jahre. Damals und später ging dort immer mächtig die Post ab. Der Wirt gehörte zum Eishockeyverein DEG. Spielte die Düsseldorfer Eislaufgemeinschaft, mussten andere am Zapfhahn aushelfen, weil der Chef im Stadion an der Bremstraße war. „So kam schon früh auch das Düsseldorfer Altbier nach Styrum“, schildert Hügen.
Mit Blumen und Gemüse die Styrumer versorgt
Er und seine Frau Marlis hatten diagonal gegenüber der Gaststätte Sültenfuß einen Stand mit Schnittblumen. „Späten kamen noch Obst und Gemüse dazu“, ergänzt Marlis Hügen. „Wir haben mehrere Jahrzehnte an der großen Kreuzung gestanden und die Styrumer mit frischen Waren versorgt“, beschreiben die Händler im Ruhestand.
Es sei jeden Tag toll gewesen, seine Stammkunden zu treffen – ganz gleich ob bei Hitze, Regen oder Kälte. „Bei uns haben mehrere Generationen und ganze Familien eingekauft.“ Es sei eine schöne Zeit gewesen, mit den Menschen aus der Nachbarschaft zu plaudern. Der Stand der Hügens war ebenso eine Nachrichtenbörse der Nachbarschaft. Noch heute kennen beide den Stadtteil sehr gut. „Aber die Älteren werden weniger.“
Bei Sültenfuß kehrten längst nicht alle Styrumer ein. „Dafür war das Haus zu klein“, erinnert sich Kurt Hügen. Richtung ehemaliger Volksschule gab es noch die Restauration Christoph Spickernagel. Der Straßenname lässt sich auf dem Bild nicht mehr lesen. Diese hatten viele Vereine als ihr Heimlokal auserkoren. Die Gaststätte Lunike nahe der Schule war für ihre guten Eintöpfe in der Umgebung bekannt.