Mülheim. Bislang gab es in Mülheim keine spezialisierte Palliativversorgung für unheilbar kranke Menschen. Das ändert sich mit dem 1. September.
Bis zum Ende dieses Monats ist Mülheim ein weißer Fleck auf der Landkarte. Als einzige Stadt im Bereich Nordrhein gibt es keine spezialisierte ambulante Palliativversorgung für schwerkranke Menschen. Das wird sich mit dem 1. September ändern.
Die Palliativmedizin richtet sich in erster Linie an Menschen mit unheilbaren Erkrankungen, um ihnen die verbleibende Lebenszeit zu erleichtern. „Die Patienten wollen die letzten Tage nicht in einer Klinik verbringen“, erklärt Hausarzt Dr. Benjamin Engelke. In Mülheim gab es bisher nur die Palliativstationen der beiden Krankenhäuser und das stationäre Hospiz sowie die allgemeine Versorgung über einen Pflegedienst.
Funktionierendes Konstrukt fehlte in Mülheim
Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) ist die Ergänzung dazu und ermöglicht den schwerkranken Menschen eine Begleitung in der heimischen Umgebung. „Den Bedarf dafür gab es in Mülheim schon lange, es fehlte nur ein funktionierendes Konstrukt“, erklärt Dr. Peter Ramme, der künftig als ärztlicher Leiter der SAPV fungieren wird. In der Mülheimer Ärztegenossenschaft Doc-Net sei die Idee bereits vor zweieinhalb Jahren aufgekommen, die konkreten Planungen laufen seit September 2018.
Die Kontaktdaten
Koordiniert wird das Angebot der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung in der Geschäftsstelle an der Kaiserstraße 31-33 von Susanne Freudenberg.
Das Team ist für 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche zu erreichen – und zwar telefonisch unter 43 91 14 72 oder 0151-10 54 29 30 sowie per Fax an 43 91 54 48.
Das Palliativ-Care-Team besteht aus Experten in der Linderung von Schmerzen, Luftnot, Übelkeit, Erbrechen und anderen körperlichen Symptomen. Eine zeitnahe Versorgung mit Hilfsmitteln und Medikamenten wird sichergestellt.
Für die Krankenkassen mussten die Verantwortlichen jede Menge Partner wie ein Sanitätshaus, Apotheken oder einen Psychologen vorweisen. „Die höchste Hürde aber war es, einen entsprechenden Pflegepartner mit Zusatzqualifikationen zu finden“, sagt Susanne Freudenberg. Sie ist die Koordinatorin des neuen Angebots, bei ihr laufen die Fäden an der Kaiserstraße zusammen.
Sieben Mediziner und fünf Pflegekräfte
Fündig wurden die Verantwortlichen schließlich bei „Die Pflegepartner“, die ab dem Monatsbeginn mit fünf ausgebildeten Care-Pflegekräften am Start sind. Das Netzwerk von Doc-Net stellt aktuell sieben Mediziner. In der Palliativmedizin gibt es in Mülheim aber rund 30 Ärzte, so dass das Team im Bedarfsfall durchaus noch vergrößert werden kann.
„Je mehr wir sind, desto besser“, sagt Benjamin Engelke. Er weiß aber auch, dass Zahlen aus anderen Städten auf Mülheim nicht übertragbar sind. „Mülheim ist aber eine vergleichsweise alte Stadt, deswegen gehen wir davon aus, dass der Bedarf relativ hoch ist“, sagt der Mediziner.
Team ist rund um die Uhr erreichbar
Die SAPV kann ein Haus- oder Klinikarzt verordnen. Mit der Verordnung kann das neue Team sofort tätig werden. Es ist rund um die Uhr erreichbar. „Es besteht kein bürokratischer Aufwand, weil wir von keiner Institution abhängig sind und uns auch in keiner Trägerschaft befinden“, erklärt Engelke.
Bisher sei es schlimm gewesen, die Wünsche von Patienten abschlagen zu müssen. „Es wurden oft Menschen eingewiesen, wo es überhaupt nicht notwendig war“, weiß Susanne Freudenberg. Patienten in den Mülheimer Randbereichen wurden oft von den entsprechenden Institutionen der Nachbarstädte mit betreut. „Die werden durch uns nun auch entlastet“, so Freudenberg.