Mülheim. . Seit fast zwei Jahren gibt es einen Palliativpflegedienst in Mülheim. Betreut werden schwerstkranke Menschen, meist im mittleren Alter.
- Zur Zeit kümmert sich das Team um 94 Patienten, von denen 27 Palliativpflege brauchen
- Die meisten sind im mittleren Alter und unheilbar krank, mit einer Lebenserwartung von wenigen Monaten oder Wochen
- Die Fachkräfte von Pflege Palliativ Ruhr sagen aber auch: „Ohne Angehörige funktioniert es nicht.“
Mehr als 20 ambulante Pflegedienste gibt es in Mülheim, ein einziger davon ist auf die Betreuung Sterbenskranker spezialisiert: Pflege Palliativ Ruhr, gegründet im Januar 2016. Zurzeit kümmert sich das Team um 94 Patienten, von denen 27 Palliativpflege brauchen. Das bedeutet: Sie leiden an einer unheilbaren Krankheit und haben nur noch eine Lebenserwartung von wenigen Monaten oder Wochen.
Sitz dieses Pflegedienstes mit zwölf Mitarbeiterinnen ist an der Leineweberstraße 37-39. Hier teilen sie sich großzügige Räume und in einigen Fällen auch die menschliche Betreuung am Krankenbett mit dem Ambulanten Hospiz. Vom Hospiz ging auch ursprünglich die Initiative aus, den ersten Palliativpflegedienst in Mülheim ins Leben zu rufen: Allen Pflegediensten in der Stadt wurde angeboten, die insgesamt 160-stündige Fortbildung für zehn Fachkräfte zu finanzieren. Allein die Ambulante Diakonie griff zu. Sie hat mittlerweile die Hälfte ihres Teams entsprechend qualifiziert, ihren Namen geändert und den Arbeitsschwerpunkt verlagert.
Zusammenatbeit mit fast allen Pflegediensten
„Wir arbeiten mit fast allen Pflegediensten in Mülheim zusammen“, erläutert Yvonne Helmes, Leiterin der Pflege Palliativ Ruhr. „Es kommt vor, dass sie uns anrufen: Könnt ihr übernehmen?“ Ihre Patienten sind zwischen Anfang zwanzig und Ende neunzig, also Menschen aus drei Generationen. „Die meisten sind mittleren Alters“, berichtet die stellvertretende Pflegedienstleiterin Mareen Böhm, vielfach Krebspatienten, denen es schon sehr schlecht geht.
Die Arbeit mit Schwerstkranken unterscheidet sich von der klassischen Altenpflege. Vor allem geht es darum, Symptome zu lindern, Schmerzen zu dämpfen und die Patienten im Alltag zu begleiten. In der Fortbildung, die berufsbegleitend läuft und auf eine Pflegeausbildung aufbaut, befassen sich Palliativfachkräfte mit vielfältigen Themen: Port-Versorgung, Infusionen, Sterbebegleitung, Patientenverfügung, Testament und andere rechtliche Fragen. „Wir kümmern uns um alles“, sagt Yvonne Helmes: „Medikamente, Rezepte, Krankenkassen.“ Vom Termindruck, über den Pflegende allerorten klagen, könne und müsse man sich lösen: „Wir haben Zeit ohne Ende und schauen nicht auf die Stoppuhr. Das geht bei der Palliativpflege auch gar nicht anders.“
„Wir vergießen auch manchmal Tränen im Team“
Öfter als ihre Berufskolleginnen bei anderen Pflegediensten oder in Heimen müssen sie sich von Patienten verabschieden. Kürzlich sind an einem einzigen Tag drei der Betreuten gestorben. „Wir vergießen auch manchmal Tränen im Team“, sagt Yvonne Helmes, „aber so traurig es ist, es ist der schönste Job der Welt.“
Denn, ergänzt Mareen Böhm, man könne Schwerstkranken den Wunsch erfüllen, in ihrem eigenen Zuhause zu leben und zu sterben.
Jedoch nur, so lange die Arbeit auf mehreren Schultern ruht. „Ohne Angehörige funktioniert Palliativpflege nicht. Wenn sie überfordert sind, geht es nicht mehr.“ Ein möglicher letzter Weg führt dann ins Hospiz.