Mülheim. Das Heinzelwerk feiert seinen zehnten Geburtstag. Die Ehrenamtler blicken auf 5000 Einsätze zurück – bei Menschen, die Hilfe wirklich brauchen.

„Wenn ich diese Dankbarkeit erlebe, weiß ich, warum ich das mache“, sagt Werner Eller. Der 71-jähriger ist einer von 22 Heinzelwerkern, die in Mülheim Tag für Tag Gutes tun: Indem sie alleinstehenden Frauen helfen, eine Glühbirne zu wechseln, oder der bedürftigen Familie den Wasserhahn reparieren. Ehrenamtlich und kostenlos. In diesem Jahr feiern die Heinzelwerker ihren zehnten Geburtstag.


„Wir haben mit fünf Leuten begonnen, und so ist unser Projekt langsam angelaufen“, erinnert sich Gründer Erich Reichertz. „Über die Jahre kamen mehr Leute dazu. Mittlerweile haben wir in zehn Jahren 4000 Anfragen beantwortet.“ Bei vielen dieser Anfragen waren die Heinzelwerker, die an das Diakonische Werk und das Centrum für bürgerschaftliches Engagement angegliedert sind, mehr als einmal im Einsatz.

Zehn Jahren mit vielen prägenden Erlebnissen

Werner Eller gehört zu den Männern der ersten Stunde, genauso wie Jürgen Schausten. Beim Rückblick auf zehn Jahre erinnern sie sich an viele prägende Erlebnisse – die sie teilweise ganz schön auf den Boden der Tatsachen geholt haben. Schausten erzählt: „Ich war einmal in einer Wohnung, in die eine junge Familie erst vor Kurzem eingezogen ist. Die hatten kein Licht, keine Waschmaschine und keinen Herd. Ihr Wasser haben die im Benzinkocher auf dem Boden erhitzt. Wenn man da helfen kann und in die Augen der Kinder blickt, ist das der größte Dank.“

Bei allem können und wollen die Heinzelwerker aber nicht helfen. Sie kümmern sich um kleinere handwerkliche Arbeiten wie das Befestigen von Regalen, das Anschließen von Lampe oder Herd sowie Problemen mit technischen Geräten. Aufwändige Gartenarbeiten, Haushaltsauflösungen oder Malerarbeiten gehören nicht dazu.

Gründer Erich Reichertz erzählt von einem recht krassen Fall: „Uns hat mal eine Dame angerufen, die uns gebeten hat, ihre 300-Meter-Hecke zu schneiden. Wir haben ihr ans Herz gelegt, dafür einen Gärtner zu engagieren, das war ihr aber zu teuer.“ Die Ironie an der Sache: Die Frau lebte in einem Mülheimer Villenviertel.

Ehrenamtliche Hilfe richtet sich an Bedürftige

Generell liegt es immer im Ermessen der Heinzelwerker, ob sie sich eines Problems annehmen oder nicht. Denn die ehrenamtliche Hilfe richtet sich an Bedürftige, wie Familien, die kaum Geld haben, oder alte Menschen, die es alleine nicht schaffen.

Erich Reichertz: „Oft sagen ältere Frauen dann: ,Früher hat mein Mann das immer gemacht, der jetzt nicht mehr lebt.’“ Geld nehmen die Heinzelwerker nicht – höchstens für Material, das benötigt wird. Aber nur, wenn die Menschen das bezahlen können. Ansonsten gibt es Spendengeldern, die genau für solche Fälle verwendet werden.


Insgesamt helfen die Heinzelwerker überall da, wo sie können. Viele von ihnen haben eine handwerkliche Ausbildung, als Schreiner oder Elektriker. Mit Detlev Berghof ist ein IT-Spezialist im Team: „Ich helfe zum Beispiel dabei, den Router für das Internet zu installieren“, sagt der 75-Jährige.

Größtes Problem: der fehlende Nachwuchs

Eins fällt auf bei den Heinzelwerkern, die sich auch untereinander gut verstehen. Fast alle sind jenseits der 60 oder sogar 70 Jahre. „Das ist auch unser größtes Problem“, weiß Reichertz. „Wir brauchen dringend Nachwuchs.“ Das jüngste Mitglied im Team ist 35, das zweitjüngste 47. „Die beiden sind es aber auch, die den Schnitt deutlich runter ziehen.“


Für die Zukunft wünschen sich Erich Reichertz, Werner Eller, Jürgen Schausten, Detlev Berghof und der Rest des Teams, dass es weiter geht. Mindestens zehn Jahre, am liebsten aber noch viel länger. Zu ihrem Geburtstag werden die Heinzelwerker mit dem „Silbernen Kronenkreuz“ für zehn Jahre Ehrenamt ausgezeichnet. Gold gibt es für 25 Jahre – ihr Ziel haben sie vor Augen.