Mülheim. Beim Besuch im Mülheimer Wasserwerk mit dem Nabu kommen Umweltthemen zur Sprache. Was ins Wasser gelangt, muss fürs Trinkwasser wieder heraus.
Die Sorge um das Wohl unserer Umwelt treibt nicht nur freitags Jugendliche von der Schule auf die Straße. Seit langem setzt sich der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) für den Artenschutz ein. Am Wochenende lud der Regionalverband Ruhr der Umweltschutzorganisation Interessierte zu einem Besuch im Mülheimer Wasserwerk ein, um eine Antwort auf die Frage zu erhalten, wie gut es um die Trinkwasserversorgung steht.
Schalldämmung sorgt für mehr Ruhe an den großen Pumpen in Mülheim
Zwanzig Bürger warteten vor dem Tor des Wasserwerks Styrum-Ost der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW) auf Einlass. „Es haben sich insgesamt viel mehr Leute gemeldet, als wir gedacht haben“, sagt Reinhard Plath vom Nabu Ruhr. Aufgrund des großen Zuspruchs sei jetzt noch ein zweiter Besuch geplant. Kurz nach zehn Uhr erscheint Stefanie Krohn, Mitarbeiterin der RWW, und gewährt den Wartenden Einlass. Zunächst geht es in die alte Leitwarte, direkt vor den großen Pumpen, die das Wasser in das Netz drücken.
„Früher war es hier richtig laut“, verrät Krohn. Schalldämmungen lassen heute von den Maschinen so gut wie nichts mehr hören. In ihrem Vortrag unterstreicht die RWW-Mitarbeiterin die Wichtigkeit des ökologischen Gedankens: „Wenn wir gutes Trinkwasser haben wollen, brauchen wir eine intakte Umwelt.“ Wasserwerke seien deshalb „ideale Naturschützer“. Und im Haus Ruhrnatur – als „ökologischer Station“ der RWW – habe sich die Zusammenarbeit mit dem Nabu bewährt.
Mülheimer Verfahren seit vielen Jahren
Bezüglich des Mülheimer Trinkwassers kann Stefanie Krohn den Zuhören versichern: „ Die Wasserqualität der Ruhr ist gut.“ Und mit Hilfe des Mülheimer Verfahrens betreibe man einigen Aufwand, um Schadstoffe aus dem Wasser herauszufiltern, damit der Verbraucher ein gesundheitlich unbedenkliches Lebensmittel zur Verfügung hat.
Ozon und Aktivkohle
Das Mülheimer Verfahren zur Trinkwasserherstellung wurde 1974 eingeführt. Statt der strittigen und mittlerweile in Deutschland unzulässigen Verwendung von Chlor setzt dieses Verfahren Ozon und Aktivkohle bei der Aufbereitung ein.
Stefanie Krohn wünscht sich, dass mehr Bürger Wasser aus der Leitung trinken und auf den Kauf von in Flaschen abgefüllten Mineralwässern verzichten würden: „Das Mülheimer Trinkwasser wurde in Blindtests geprüft und hat fast immer als Bestes dabei abgeschnitten.“
Aber nicht alles ist rosig in Mülheim: In den Ruhrauen fehlen 80 Prozent der heimischen Tier- und Pflanzenarten. „Die Ruhrauen sind eigentlich keine Auen mehr, denn per Definition gehören dazu Wälder“, erklärt Stefanie Krohn.
In den Mülheimer Ruhrauen fehlen Bäume und Tiere
Die Waldflächen wurden in den letzten Jahrhunderten abgeholzt: „Man hat hier das Gleiche gemacht, wie es gegenwärtig im tropischen Regenwald geschieht.“ Eine Renaturierung ist vorgesehen – nicht zuletzt, weil eine EU-Verordnung dies vorschreibt. „Aber man ist bei der Umsetzung nicht übermäßig schnell“, merkt die RWW-Mitarbeiterin an.
Eine Schwierigkeit für das Trinkwasser bedeute der intensive Einsatz von Nitrat in der Landwirtschaft, schildert Krohn. Vor allem das Grundwasser sei davon betroffen. Die RWW habe dies im Blick und überprüfe ständig die Werte. Auch der Klimawandel mache sich bemerkbar: Die Trockenheit des letzten Sommers hätte ohne den Wasservorrat der sauerländischen Talsperren zu einer Knappheit des Trinkwassers geführt.
Das Thema „Wassermenge“ werde in Zukunft eine große Rolle spielen für die Wasserwerke, mutmaßt Stefanie Krohn. Für die Besucher ging die Führung durch die einzelnen Stationen der Wasseraufbereitung. Und zum Abschluss konnte jeder einen Schluck Mülheimer Trinkwasser kosten. Aus dem Automaten per Knopfdruck direkt ins Glas.