Mülheim. . Im Mülheimer Trinkwasser werden die Grenzwerte für Nitrat deutlich unterschritten. RWW kooperiert mit den Landwirten und klärt über Düngung auf.

Grundsätzlich ist die Stadt Mülheim ist nach landes- und bundesrechtlichen Vorgaben dazu verpflichtet, die öffentliche Wasserversorgung sicherzustellen – das betrifft auch die Trinkwasserversorgung, gibt Umweltamtsleiter Dr. Jürgen Zentgraf Auskunft.

Mülheim wird im Wesentlichen dezentral über die Wasserwerke der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW) mit Wasser versorgt. Der Umweltamtsleiter sieht hier akut wie auch grundsätzlich keine Gülle- oder Nitrat-Probleme für die Stadt. Denn für die Trinkwasserversorgung Mülheims werde Rohwasser aus der Ruhr entnommen und nach dem sogenannten Mülheimer Verfahren in den Wasserwerken aufbereitet. Doch: In Gebieten, die über kein Leitungsnetz verfügen, wird Trinkwasser über Eigenverbraucheranlagen, also Brunnen gewonnen. Es gibt gut 125 im Stadtgebiet.

Bauern am Ruhrbogen schütteten Gülle aus

Hier zumindest könnte eine Schwachstelle liegen: So ist es rund zwei Jahre her, dass man im nahen Bottrop Alarm schlug, weil man dort erhöhte Nitratwerte im Grundwasser bei Brunnenwasserproben festgestellt hatte. Eine Ursache für erhöhte Werte im Bottroper Oberflächen- und jungen Grundwasser ist die Düngung in der Landwirtschaft. Erst im Oktober 2017 erregte auch in Mülheim und Duisburg Meiderich ein übler Geruch die Nasen und Gemüter. Bauern am Ruhrbogen schütteten größere Mengen Gülle auf ihren Feldern aus. Der Wind trieb die fauligen Gase bis nach Meiderich.

Ob das Nitratproblem in Brunnen aktuell auch Mülheim betrifft, kann man beim RWW nicht sagen, da die Eigenversorger dafür selbst verantwortlich sind. Die Nitratbelastung durch Landwirtschaft beobachtet RWW in der Ruhrstadt durchaus genau. „Auch wenn es in Mülheim wenig Landwirtschaft gibt“, sagt RWW-Sprecher Roman Steggink, „haben wir seit 20 Jahren Kooperationen mit der Landwirtschaft im Mülheimer Süden, Kettwig bis Duisburg-Mündelheim.“ Ziel ist es, die Landwirte mit Beratern bei einer möglichst bedarfsgerechten Düngung zu unterstützen, um die Nitratwerte im Grundwasser niedrig zu halten.

Ein Wasserversorgungskonzept aufgestellt

Das scheint gut zu gelingen, die aktuellen Nitratwerte im Trinkwasser gibt Steggink mit „unter 10 Milligramm pro Liter“ an. Der Grenzwert liegt bei 50 mg/l. Auch Umweltamtsleiter Zentgraf bestätigt: „Die Nitratbelastung, die z. B. auf eine Überdüngung zurückgeführt werden könnte, liegt seit über zehn Jahren unterhalb 20 mg/l mit abnehmender Tendenz. Aufgrund dessen sind keine zusätzlichen Maßnahmen zur Nitratreduktion bei der Trinkwassergewinnung erforderlich.“

Zur langfristigen Sicherung der Wasserversorgung, ergänzt Zentgraf, hat das Amt für Umweltschutz zudem ein Wasserversorgungskonzept in Kooperation mit RWW für das gesamte Stadtgebiet im vergangenen Jahr aufgestellt, das alle sechs Jahre fortgeschrieben wird.

Grundwasser wird engmaschig überprüft

Der Umweltamtsleiter gibt außerdem zu bedenken: Das Grundwasser in NRW wird regelmäßig und engmaschig durch das Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz (Lanuv) überprüft.

Dabei werden, so Zentgraf, in Mülheimer Grundwasserkörpern auch chemische Belastungenfestgestellt. Nitratbelastungen spielten aber seit 2000 keine Rolle und die Gehalte würden mit ,gut’ bewertet.

Die Überwachung der guten fachlichen Praxis beim Düngen nach Düngeverordnung erfolgt durch die Landwirtschaftskammer. Die Überprüfung der Hof-stellen wird durch das Veterinäramt und das Umweltamt vorgenommen.