Mülheim. Das Ziel der Ehrenamtler von Freifunk Ruhrgebiet West ist kostenloses Internet für alle. Sie sind bei „Menschen machen’s möglich“ nominiert.
Smartphones gehören zum gewohnten Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit: Mal eben auf dem Weg zur Arbeit die News im Netz lesen oder sich mit Freunden über Facebook und Co. unterhalten. Möglich machen das die von großen Unternehmen angebotenen Mobilfunknetze.
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Wer die nutzt, hat dafür seinen Obolus zu zahlen. Aber es geht auch anders: An mehreren Stellen in der Stadt funktioniert das Surfen im Internet komplett kostenfrei: ohne Passwort oder Anmeldung. Aufgebaut von Ehrenamtlern.
Das Grundprinzip des Freifunks ist das Teilen
„Wir wollen das Internet für alle kostenlos verfügbar machen“, sagen Daniel Jäger, Tim Wichmann und Thomas Zielke. Die drei sind Mitglieder des Vereins „Freifunk Ruhrgebiet West“, der sich vor zwei Jahren aus einer regen Netzaktivisten-Community gebildet hat. Grundprinzip des Freifunks ist das Teilen: Ein vorhandener Internetzugang wird über WLAN anderen zur Mitnutzung freigestellt.
„Freifunk lebt vom Mitmachen aller“, betont Thomas Zielke. Benötigt wird dafür ein zweiter Router mit einer speziellen Firmware, damit eine Verbindung mit dem Server der Freifunker hergestellt werden kann. Etliche Kooperationspartner konnten die Ehrenamtler schon finden: „Auf Bitte der Stadt haben wir einen großen Teil der Flüchtlingsunterkünfte mit Internet versorgt“, erwähnt Zielke. Ihr Engagement brachte ihnen jetzt eine Nominierung für die Aktion „Menschen machen’s möglich“ ein.
Demnächst gibt es freies Surfen auf dem Müga-Gelände
Weitere Punkte sind das Kunstmuseum am Synagogenplatz, Abschnitte der Schloßstraße, die Haltestelle Stadtmitte, die Petrikirche und die Sparkasse am Berliner Platz. Außerdem nehmen zahlreiche Unternehmen und Lokale an dem Projekt teil. „Demnächst wird das Müga-Gelände am Ringlokschuppen freies Surfen anbieten können“, so Zielke.
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Das Engagement der Netzaktivisten findet Anklang: „Wir bemerken steigende Nutzerzahlen“, freut sich Tim Wichmann. „Zeitweise haben wir bis zu tausend User in unserem Netzwerk.“ Das Ende der Fahnenstange ist für die Freifunker damit noch lange nicht erreicht. „Wir wollen bis zum nächsten Sommer die ganze Schloßstraße mit ihren Seitenstraßen flächendeckend mit High-Speed-Internet versehen“, gibt Wichmann als Ziel an. „Wir haben ein Konzept, für das es nur geringe Investitionen seitens der Stadt bedarf.“
4000 Euro aus der privaten Tasche in den Verein gesteckt
Für das kostenfreie Netz haben die Ehrenamtler einiges an eigenem Geld aufgebracht: „Wir brauchen immer wieder neue Testgeräte zur Qualitätssicherung, außerdem fallen monatliche Kosten für die Anmietung des Servers in Höhe von 200 Euro an“, berichtet Daniel Jäger. Da reichen die Mitgliedsbeiträge des 15-köpfigen Vereins nicht aus.
„Seit meinem Eintritt beim Freifunk habe ich 4000 Euro aus privater Tasche in den Verein reingesteckt“, verrät Wichmann. Das alles nehmen sie für ihre ehrenamtliche Arbeit gerne in Kauf. „Die freie Verfügbarkeit des Internets und die Teilhabe daran für alle ist im Informationszeitalter extrem wichtig“, findet Wichmann. Ihre feste Überzeugung lautet: „Egal, wo jemand herkommt; egal, wer er ist; egal, was er macht – er soll freien Zugang zum Internet haben.“