Mülheim. Staatsschutz hat Tatverdächtige ermittelt, die im Juni Mülheimer Gruppe Fridays-for-future attackierten. Sie stammen unter anderem aus Chemnitz.
Gut 100 Nazi- und menschenverachtende Symbole hatten Unbekannte im Juni im Whatsapp-Chat der Mülheimer Fridays-for-future-Gruppe abgesondert. Mitglieder der Gruppe haben die Nummern an die Polizei weitergereicht und Anzeige erstattet. Die mutmaßlichen Täter hat der Staatsschutz nun ermittelt, Zwischenergebnis: Keiner der Akteure stammt aus Mülheim. „Sie werden nun aufgefordert, sich zu den Vorwürfen zu äußern“, schildert eine Polizeisprecherin den aktuellen Sachstand.
Tatverdächtige aus Bochum, Bielefeld und Chemnitz
Die Tatverdächtigen stammen etwa aus Bochum, Bielefeld und Chemnitz, ergaben die bisherigen Ermittlungen der Polizei. Dass es sich dennoch um eine geplante und konzertierte Aktion handelt, daran lässt die Polizei ebensowenig Zweifel wie an der Ernsthaftigkeit der Verfolgung. „Es sind keine harmlosen Streiche“, so die Sprecherin.
Ein Kreis von fünf Personen hatte am 20. Juni gegen 18.24 Uhr unter den Namen Marc, Maximilian, Nils, Tim in die Mülheimer Whatsapp-Gruppe von Fridays-for-future eingeloggt und posteten Bilder der Reichsflagge, Hitler, rassistische und ausländerfeindliche Parolen, zum Teil gepaart mit Symbolen und Slogans der AfD.
Auch Mülheimer AfD erstattete Anzeige
Die Mülheimer AfD distanzierte sich von den Postings und bezeichnete diese als „Verunglimpfung unserer bürgerlich-patriotischen Volkspartei“ angeblich durch den „politischen Gegner“, und nicht etwa Sympathisanten. Sie ließ offen, wer der ,Gegner’ sei, stellte aber ebenfalls Anzeige gegen Unbekannt. „Ergebnisse liegen uns bisher nicht vor“, teilt Kreisvorstand Alexander von Wrese mit.
Die Tat allerdings war kein Einzelfall, wie sich nun herausstellt. Auch die Fridays-for-future-Gruppe in Schwerin ist offenbar von denselben Telefonnummern aus mit ähnlichen Inhalten attackiert worden. Auch hier hat die Gruppe Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt.
Verfasser verteidigt sich: ,Rechter Humor’
„Aus dem Grad der Organisation, wie die Aktion abgestimmt war, kann man herauslesen, dass es keine ,unbedarften’ Postings sind“, vermutet Timo Spors, Mitglied der Mülheimer Fridays-for-future und der Mülheimer Grünen. Spors ist damals von einem der Verfasser, ,Nils’, angeschrieben worden, nachdem im Chat öffentlich wurde, dass Strafanzeige erstattet werde. „Ja, warum nehmt ihr das denn so ernst? Habt ihr gar keinen Humor? Es gibt bei Humor keine Grenzen“, verteidigte sich ,Nils’, offenbar besorgt über den in Aussicht gestellten Besuch vom Staatsschutz.
Schweriner Gruppe ebenfalls attackiert
Hinweise, dass die Akteure ihre Attacken gemeinsam geplant haben, gibt es offenbar auch aus Schwerin. Dort erhielt die Fridays-for-future-Gruppe ähnliche Symbole. Ein Vergleich der Telefonnummern soll ergeben haben, dass es sich um dieselben Nummern wie in Mülheim handelt, bestätigt Timo Spors.
Auch hier haben Mitglieder Anzeige gegen Unbekannt erstattet.
Dass die Postings nicht aus Mülheim stammen, überrascht Tim Spors nicht: Die Vorfälle in jüngster Vergangenheit – der vorgebliche ,Spaziergang’ in Styrum und die ,Mahnwache’ vor dem Rathaus – hätten gezeigt, dass die rechte Szene in der Ruhrstadt aktuell nicht stark ist und daher noch immer rechte Anhänger von außerhalb nach Mülheim gebracht werden. Der Ton und die verschärfte Sprache allerdings machen Spors Sorgen: „Hier ist ein sprachlicher Nährboden entstanden, für den auch die AfD Mitverantwortung trägt“, sagt er.