Mülheim. Mülheimer Forscher untersuchen mit Wissenschaftlern aus Addis Abeba, wie sich das Öl einer Pflanze in nachhaltige Produkte verwandeln lässt.
Das Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion (MPI CEC ) in Holthausen beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Thema „grüne Chemie“. Die Forscher arbeiten zum Beispiel an der Herstellung von chemischen Produkten unter Verzicht auf fossile Rohstoffe. Ein neues Projekt wurde nun gemeinsam mit der äthiopischen Universität Addis Abeba begonnen: „Unkraut“ soll der Herstellung nachhaltiger chemischer Produkte dienen.
Wissenschaftlicher Austausch zwischen Mülheim und Addis Abeba
MPI-Direktor Prof. Walter Leitner ist Ehrenmitglied der chemischen Vereinigung in Äthiopien und hat die Zusammenarbeit mit Prof. Yonas Chebude, dem Leiter der Fakultät für Chemie in Addis Abeba, ins Leben gerufen. „Wir planen wechselseitige Aufenthalte von Doktoranden und technischen Mitarbeitern, um so Kontakte aufzubauen und einen wissenschaftlichen und interkulturellen Austausch zu schaffen“, erklärt Leitner. Prof. Chebude und sein Team forschen in Äthiopien intensiv an der Umwandlung von Biomasse in chemisch nutzbare Produkte.
Gegenstand der Forschung ist die Pflanze Vernonia galamensis. Diese gehört zu der Familie der Sonnenblumen, wächst nur am Äquator und gilt eigentlich als „Unkraut“. Doch für die industrielle Produktion ist sie sehr interessant, teilt das MPI CEC mit: Aus ihr lässt sich nämlich ein Öl gewinnen, das zu 40 Prozent „epoxidiert“ ist, wie die Chemiker sagen. Das heißt: Die Moleküle sind ihrer chemischen Natur nach besonders reaktionsfähig. Das macht das Öl als industriellen Rohstoff viel geeigneter als andere Pflanzenöle.
Chemische Produkte wie biologisch abbaubares Plastik
Die deutsch-äthiopische Forschungsgruppe versucht nun, aus dem Öl chemische Produkte wie biologisch abbaubares Plastik oder Klebstoffe zu erzeugen. Dafür sind spezielle Katalysatoren nötig. Ein Katalysator beschleunigt eine chemische Reaktion, ohne selbst daran beteiligt zu sein. Solche passenden Katalysatoren sollen im Forschungsprojekt gemeinsam entwickelt werden.
Zurzeit gibt es noch keinen kommerziellen Anbau von Vernonia galamensis, aber schon eine hohe Nachfrage für ihr Öl. „Wenn man nachweisen kann, dass sich aus dem vermeintlichen Unkraut nachhaltige Produkte herstellen lassen können, wäre das nicht nur ein Fortschritt auf dem Gebiet der grünen Chemie, sondern auch ein lukratives Exportprodukt für Äthiopien“, erklärt Professor Chebude.
Das Projekt wird durch eine private Spende aus Deutschland gefördert, beläuft sich auf eine Gesamtsumme von 20.000 Euro und hat zunächst eine Laufzeit von einem Jahr, so das MPI auf Anfrage.