Mülheim. Obdachlose leiden besonders unter der Sommerhitze. Viele tragen in Mülheim noch immer die Kleidung aus dem Winter. Sie sind auf Hilfe angewiesen.

Es ist wieder einer dieser heißen Sommertage, wie sie in jüngster Vergangenheit zuletzt immer häufiger vorkommen. Die Hitze flirrt auf den Straßen, die Sonne strahlt gnadenlos vom wolkenlosen Himmel. In der Broicher Mitte sitzt ein Mann, in sich zusammengesackt, mitten im prallen Sonnenschein, mit Kleidung am Körper, die locker für einen milden Winter reicht.

Viele gehen an diesem Tag einfach so an ihm vorüber – bis doch noch jemand hilft. Dieter genannt Didi saß bis dahin schon seit Stunden in der Sonne. Dieter genannt Didi lebt schon seit 30 Jahren auf der Straße. Und das Schicksal von Dieter genannt Didi ist passendstes Beispiel dafür, dass es Obdachlosen in heißen Sommern noch schlechter ergehen kann als in manchen Wintern.

Solidarität in Mülheim unterstützt Obdachlose

„Wo sollen die Obdachlosen auch hin?“, fragt Martina Justenhofen, zweite Vorsitzende des Vereins „Solidarität in Mülheim“. Und sie fügt hinzu: „Die Obdachlosen sind teilweise schlimmer dran als im Winter.“ Ursprünglich als Bürgerinitiative gegründet, ist Solidarität in Mülheim mit Gründungsversammlung vom 18. Juni nun eingetragener Verein.

Die Ziele und Ansprüche sind dieselben geblieben: Alle ehrenamtlich tätigen Helfer wollen einen Dienst zum Wohl der Gesellschaft leisten.

Auch interessant

Das bedeutet ganz konkret: Der Verein unterstützt Obdachlose, „da wir festgestellt haben, dass gerade diese Menschen besonders Hilfe benötigen und leider von unserer Gesellschaft nicht genug Beachtung und Aufmerksamkeit finden“, heißt es in einem Post der gleichnamigen Gruppe auf Facebook.

Verein steht an fünf Tagen am Hauptbahnhof

Die Helfer von „Solidarität in Mülheim“ stehen montags, dienstags, mittwochs, donnerstags von 18.30 bis 20 Uhr und sonntags von 16.30 bis 18 Uhr unweit des Mülheimer Hauptbahnhofs am Nordausgang, am Taxistand.

Weitere Infos zum Verein gibt es im Internet unter si-mh.de . Eine Notfallnummer gibt es auch: 0178-1442712 – „Solidarität in Mülheim“ ist über diese Nummer Tag und Nacht erreichbar.

Zudem hat der Verein seit neustem ein Vereinsheim, in dem einmal wöchentlich Club-Abende veranstaltet werden. Alle, die ein wenig Gesellschaft genießen wollen, sind von dem Verein eingeladen, Mitglied zu werden und bei den Club-Abenden dabei zu sein.

An fünf Tagen in der Woche verteilen die Helfer Essen, Getränke, Kleidung und so vieles mehr an Mülheims Obdachlose. Treffpunkt ist an jedem der fünf Tage ein mobiler Stand am Mülheimer Hauptbahnhof. Der Plan: Im September sollen alle Wochentage abgedeckt sein.

Viele Obdachlosen tragen Daunenjacken

Hunger kennt schließlich kein Wochenende und Wohnungslosigkeit keine Jahreszeiten. „Aus klimatisierten Einkaufszentren werden die Obdachlosen meist herausgeschmissen“, berichtet Martina Justenhofen. Auch U-Bahn-Stationen böten dieser Tage kaum Schutz. „Die meisten sind schnell dehydriert“, so Martina Justenhofen weiter. „Die laufen ja teilweise noch in Winter- oder Daunenjacken herum“, hat auch Sascha Prandstetter, erster Vorsitzender des Vereins Solidarität in Mülheim, beobachtet.

Auch interessant

Das, was diese Menschen am Körper tragen, ist oftmals die einzige Kleidung, die sie überhaupt noch besitzen. Und die nächste Hitzewelle kündigt sich an. Was würden Martina Justenhofen und Sascha Prandstetter dann allen Mülheimern für genau diese Tage mit auf den Weg geben?

„Dass sie immer die Augen offen halten und hingehen, wenn sie einen Obdachlosen sehen. Und einfach mal fragen, wie es ihm oder ihr geht“, antwortet Martina Justenhofen. „Man kann auch eine Flasche Wasser oder ein Brötchen kaufen. Wichtig ist, dass man ihnen einfach Zeit schenkt und fünf Minuten investiert“, sagt Sascha Prandstetter. Und er fügt etwas Wichtiges hinzu: „Man muss vor den Leuten keine Angst haben.“

Hygienestation der Diakonie besonders beliebt

Auch den Mitarbeitern der Diakonie ist das Problem mit der Hitze bekannt. Trotzdem „schwitzen die meisten lieber, als dass sie frieren“, sagt Heiner von der Brüggen, Streetworker bei der Diakonie. Er erlebe ebenfalls häufig, dass Klienten von ihm viel zu warme Kleidung tragen. „Die wissen, dass der nächste Winter wieder kommt.“ Und alles was sie haben, geben sie nur ungern ab - auch wenn es sehr heiß ist.

Besondere Vorkommnisse auf Grund der Hitze in diesem Jahr seien ihm nicht bekannt. Das kann Andrea Krause, Sozialarbeiterin der Diakonie, bestätigen. Gemeinsam mit ihren Kollegen betreibt sie unter anderem die Teestube der Diakonie an der Auerstraße. Dort können Obdachlose den Tag verbringen, bekommen Frühstück und Mittag für kleines Geld und können sich und ihre Kleidung waschen. Die Hygienestation sei an den heißen Tagen besonders beliebt, sagt sie. „Selbstverständlich haben wir bei der Hitze Wasser kostenlos herausgegeben.“

Verein steht an fünf Tagen am Hauptbahnhof

Die Helfer von „Solidarität in Mülheim“ stehen montags, dienstags, mittwochs, donnerstags von 18.30 bis 20 Uhr und sonntags von 16.30 bis 18 Uhr unweit des Mülheimer Hauptbahnhofs am Nordausgang, am Taxistand.

Weitere Infos zum Verein gibt es im Internet unter si-mh.de . Eine Notfallnummer gibt es auch: 0178-1442712 – „Solidarität in Mülheim“ ist über diese Nummer Tag und Nacht erreichbar.

Zudem hat der Verein seit neustem ein Vereinsheim, in dem einmal wöchentlich Club-Abende veranstaltet werden. Alle, die ein wenig Gesellschaft genießen wollen, sind von dem Verein eingeladen, Mitglied zu werden und bei den Club-Abenden dabei zu sein.

Das Sommerfest der Diakonie, das auf einen der heißesten Tage im Juni fiel, wurde kurzerhand auf einen schattigeren Platz verlegt und „statt Pommes gab es Eis“, sagt Krause. Das sei bei den etwa 100 Klienten, die an dem Fest teilnahmen, besonders gut angekommen.

Doch trotzdem kann Streetworker van der Brüggen, der jeden Tag die Straßen von Mülheim abfährt, festhalten: „Im Sommer ist es nicht so dramatisch. Der Winter kann für viele jedoch leider vor allem nachts lebensbedrohlich werden.“