Mülheim. Die Stadt Mülheim will die alte Bürgermeisterei verkaufen. Sie hat kein Geld zur Sanierung des Baudenkmals. Sozialdienst hat noch keine Bleibe.

Die Stadt will das ehemalige Bürgermeisteramt in Dümpten verkaufen. Eine Sanierung und weitere Nutzung des Baudenkmals schließt der städtische Immobilienservice aus, weil dafür „ein siebenstelliger Betrag aufgewendet werden muss“. Das hörten die Mitglieder der Bezirksvertretung 2 – sprachlos und überrascht – auf ihrer Sitzung vor der Sommerpause. Den schmucken Bau haben Bauaufsicht und Feuerwehr vor einem Jahr wegen „baulicher Mängel aus Sicherheitsgründen“ gesperrt. Das Haus steht leer. Interessierte können sich bald bei der Stadt um das Gebäude, Baujahre 1907/8, bewerben. Die entsprechenden Unterlagen für den Bieterwettbewerb werden vorbereitet.

Zurzeit gibt es kein Angebot des KSD im Stadtteil

Eigentlich hatten die Ortspolitiker mit ihrem Prüfauftrag zur Instandsetzung des Gebäudes ein anderes Ziel im Auge. Sie wollten wissen, ob in das ehemalige Bürgermeisteramt Dümpten nach einer Renovierung der Kommunale Soziale Dienst (KSD) wieder einziehen kann. Der Standort an der Mellinghofer Straße 275 sei ideal für die Bürger zu erreichen, hieß es damals. Zur Zeit gibt es Dümpten kein Angebot des KSD, weil das alte Bürgermeisteramt im vergangenen Jahr komplett leergezogen wurde.

Nur 15 Monate als Rathaus genutzt

Ab 1904 war Dümpten sechs Jahre kurz eine selbstständige Bürgermeisterei. Die Verwaltung arbeitete zuerst in einem gemieteten Haus an der Ecke Mellinghofer Straße /Knüfen. 1907 beschloss der Gemeinderat den Bau eines Rathauses.

Gemeindebaumeister Riemann errichtete ein repräsentatives Rathaus, das Ende 1908 bezogen wurde. Am 1. April 1910 wurde die Bürgermeisterei Dümpten wieder aufgelöst. Danach waren Dienststellen der Stadt dort untergebracht. Die Seniorenbegegnungsstätte zog 2016, der KSD 2017 aus.

Stadt kann Gebäude nach Sanierung nicht wirtschaftlich betreiben

Nach einer Prüfung und Kostenschätzung rechnet sich ein Wiedereinzug der KSD-Beratung in das ehemalige Bürgermeisteramt nicht. Bei der „Wirtschaftlichkeitsbetrachtung wurde deutlich, dass eine Sanierung und weitere Nutzung des Gebäudes Mellinghofer Straße 275 als Verwaltungsgebäude schon aufgrund der Folgekosten nicht wirtschaftlich wäre“, heißt es im Bericht des Immobilienservice. „Im Stadtteil Dümpten können geeignete Büroräume zu deutlich günstigeren Konditionen angemietet werden. Entsprechende Angebote liegen dem Immobilienservice bereits vor.“

Außerdem sei die Raum- bzw. Nutzfläche des alten Bürgermeisteramtes doppelt so groß, als es der KSD tatsächlich benötige. „Um Leerstand zu vermeiden, müsste ein weiterer Fachbereich der Stadt dort untergebracht werden. Ein solcher Raumbedarf ist im Stadtteil Dümpten aber derzeit nicht abzusehen“, steht in dem Bericht.

KSD soll nach Dümpten zurückkehren

Seit 111 Jahren ziert der Adler das alte Bürgermeisteramt in Dümpten. Doch der Lack ist ab, die Fassade bröckelt. Ein starker Investor mit einem Herz für ein Baudenkmal wird gesucht.
Seit 111 Jahren ziert der Adler das alte Bürgermeisteramt in Dümpten. Doch der Lack ist ab, die Fassade bröckelt. Ein starker Investor mit einem Herz für ein Baudenkmal wird gesucht. © FUNKE FotoServices | Fabian Strauch

Auch wenn die wirtschaftliche Nutzung eines Baudenkmals nicht an erster Stelle stehe sei „eine Sanierung des Gebäudes allein schon aus haushaltsrechtlichen Gründen in den nächsten Jahren nicht möglich“, stellt der Immobilienservice klar. „Für die Stadt gilt die Nettoneuverschuldungslinie 0 Euro, die eine Ausweitung der bereits geplanten und veranschlagten Investitionen strikt untersagt.“ Daher prüfen die Mitarbeiter des Immobilienservices gerade verschiedene Optionen, „den KSD wunschgemäß wieder in Dümpten anzusiedeln“.

Das von den Bezirksvertretern vorgeschlagene Gebäude der Johanniter Unfallhilfe steht nach Auskunft der Johanniter leider nicht zur Verfügung. Gleiches gilt für ein Gebäude an der Mellinghofer Straße 253. Dieser Neubau steht in der Nähe des geschlossenen Bürgermeisteramtes. Er hat Eigentumswohnungen, die nach Auskunft des Projektentwicklers bereits alle verkauft sind.

Verkauf des Denkmals könnte Neubau finanzieren

Folglich sucht die Stadt weiter nach Mieträumen oder „Neubaumöglichkeiten im Rahmen von sogenannten ,Sale-and-Lease-Back-Geschäften’ (ähnlich wie beim Verkauf von Grundstücken für Kindertagesstätten). In solchen Fällen überträgt die Gemeinde das Eigentum an einem Objekt dem privaten Investor zur Sanierung, um es zur erforderlichen Aufgabenerfüllung von ihm wieder anzumieten.

Der Immobilienservice prüft aktuell mit einer Machbarkeitsstudie, ob in Dümpten potenzielle städtische Grundstücke zur Verfügung stehen. Danach soll es „einen Entscheidungsvorschlag zum neuen Standort für den KSD geben. Der neue Standort darf dabei nicht zu einer Kostensteigerung führen. Darum müsse „die Liegenschaft Mellinghofer Straße 275 verkauft“ werden. Wegen „der Ausweglosigkeit einer mittelfristigen Sanierung, und um Leerstandskosten zu sparen gibt es bald einen Bieterwettbewerb für das ehemalige Dümptener Bürgermeisteramt.