Mülheim. Bei der Mülheimer Diakonie bekommen Suchtkranke Hilfe. Die neue Leiterin Margret Busse möchte vor allem das Angebot für Spielsüchtige ausbauen.

Knapp sechs Monate ist es nun her, dass Margret Busse die Leitung der diakonischen Suchtberatung übernommen hat. Nach der ersten Einfindungsphase hat sie es sich zum Ziel gesetzt, das Angebot für Suchtkranke auszubauen und die Spielsucht in das Angebot der ambulanten Rehabilitation aufzunehmen.

Die bestehenden Strukturen, die Busse bei ihrem Start vorfand, beschreibt sie als erhaltenswert: „Das Ambulatorium hat einen sehr guten Ruf, eine lange Tradition und steht in engem Austausch zu den Selbsthilfegruppen.“ Gerade hier sieht die erfahrene Sozialarbeiterin den Ansatzpunkt für ihre Zukunftspläne.

Erweitertes Angebot für Spielsüchtige

Margret Busse ist seit Anfang des Jahres die neue Leiterin der Suchtberatung der Diakonie Mülheim.
Margret Busse ist seit Anfang des Jahres die neue Leiterin der Suchtberatung der Diakonie Mülheim. © Funke Foto Services | Martin Möller

Sie möchte das Angebot für pathologische Glücksspieler nämlich erweitern – Spielsüchtigen eine Hilfe über offene Sprechstunde und Selbsthilfegruppe hinaus bieten. Denn ein Trend, der sich in der täglichen Arbeit mit Suchtkranken herauskristallisiert habe, zeigt: „Sehr viele Menschen, die etwa wegen einer Medikamenten- oder Alkoholabhängigkeit zu uns kommen, sind pathologische Glücksspieler.“

Bislang werden in der ambulanten Rehabilitation vor allem Alkohol- und Medikamentenabhängige behandelt. Durch zwei wöchentliche Termine, Einzel- und Gruppentherapie, sollen sie in ihrer Entwöhnung unterstützt werden. Dabei stehe der Durchschnittsklient des Ambulatoriums laut Busse meist „mitten im Leben“ und sei 30 bis 50 Jahre alt.

Mehrfache Abhängigkeit kommt immer häufiger vor

An gesellschaftlichen Schichten sei alles vertreten. Immer häufiger lasse sich eine mehrfache Abhängigkeit feststellen, das Glücksspiel sei dabei ein entscheidender Faktor. „Beim ersten Gespräch wird die Frage ‘Haben Sie schon mal gespielt oft bejaht“, erklärt Margret Busse.

Um die Behandlung möglichst vielschichtig und erfolgbringend zu gestalten, sei eine verstärkte Zusammenarbeit mit klinischen Psychiatern und einem Ärztekreis erforderlich. Steine, die die Sozialarbeiterin in naher Zukunft ins Rollen bringen will.

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Stadt verdient Millionen durch Glücksspiel

Die jährlichen Einnahmen der Stadt durch die Vergnügungssteuer verdeutlichen, wie viel Geld die Mülheimer für das Glücksspiel ausgeben. Jeder Euro, der beim Spielen verloren wird, macht für die Stadt einen Gewinn von 24 Cent. 2017 kamen so 4,51 Millionen Euro zusammen, im vergangenen Jahr sanken die Einnahmen leicht auf 4,41 Millionen Euro. Dennoch wird deutlich, dass das Glücksspiel für viele Mülheimer alltäglich zu sein scheint.

Zur Person

Nach dem Studium der Sozialarbeit stieg Margret Busse bei der Familienhilfe der Düsseldorfer Diakonie ein. Zum Diakonischen Werk Mülheim wechselte sie nach der Geburt ihrer Tochter.

Von 1991 bis 1993 arbeitete Busse in der Jugend- und Familienhilfe. Dort erlebte sie die Auswirkungen von Sucht auf das Familienleben und entschied sich, in die Suchtberatung zu wechseln.

Die Auswirkungen einer nicht-stofflichen Sucht, wie es die Abhängigkeit vom Glücksspiel ist, zeigen sich laut Margret Busse vor allem im sozialen Umfeld: „Spieler kommen eigentlich nie alleine in die offene Sprechstunde.“ Meist begleitet sie Familienmitglieder, die durch die Sucht ebenfalls leiden. „Familie und Freunde leihen Geld, das belastet die ohnehin schwierigen Beziehungen dann zusätzlich“, berichtet Busse.