Mülheim. Mit vier Teamkolleginnen tritt Grit Schiefelbein im Juli bei der Robotik-WM in Sydney an. Ihr Roboter ist ein Helfer im digitalen Kinderzimmer.
Mit konzentriertem Blick fliegen Grits Augen über die 20 Fächer ihrer „Teilekiste“. „Das brauche ich...das auch“, murmelt sie, während ihre Finger flink die entsprechenden Dinge greifen. Gelbe, blaue und rote Drähte ragen aus dem Kasten, in den Fächern liegen Platinen, kleine Motoren und weiteres technisches Zubehör, das für den Laien nicht zu identifizieren ist. Für die 17-Jährige jedoch sind alle Bestandteile mehr als nur vertraut, denn Grit Schiefelbein baut Roboter.
Die Liebe zur Technik entdeckte Grit schon in der Grundschule – genauer gesagt im Computerraum. Dort verbrachte sie gerne Zeit an den Rechnern, nutzte sie mit Neugier. Beim einfachen Nutzen ist es nicht geblieben, denn mittlerweile baut Grit elektronische Geräte auch mal auseinander. Wieso? „Weil es mir Spaß macht.“ Mehrere aussortierte Smartphones und Fernbedienungen mussten schon dran glauben, aber auch größere Geräte wie ein Fernseh-Receiver und ein Drucker.
Englischsprachige Tutorials helfen bei neuen Ansätzen
Das Wissen, das sie braucht, um zum Beispiel den kleinen Einplatinencomputer Raspberry Pi mit einer Kamera zu koppeln, nimmt sie aus Fachliteratur oder Tutorials, Erklärvideos aus dem Netz: „Meistens sind die Videos auf Englisch.“ So entsteht
RoboCup: Robotik-Weltmeisterschaft
Die RoboCup Weltmeisterschaft findet jedes Jahr in einem anderen Land statt, zuletzt 2016 in Deutschland, in Leipzig. Es gibt die Junioren-Liga, hier treten Schüler bis 20 Jahre an, sowie die Major-Ligen für Erwachsene.
In der Sparte der Junioren gibt es beim RoboCup drei verschiedene Kategorien: „On Stage“, „Soccer“ und „Rescue“. In der „On Stage“-Kategorie ist eine kreative Bühnendarbietung mit Roboter gefragt. In der Kategorie „Soccer“ spielen Roboter gegeneinander Fußball. Durch ein Labyrinth navigieren Roboter in der Kategorie „Rescue“.
dann zum Beispiel eine Bilderkennung, die durch den Wechsel der Lichtverhältnisse merkt, ob ein Hindernis im Weg steht.
So eine Bilderkennung findet sich auch bei „Rob“. Er ist der Roboter, mit dem sich Grit gemeinsam mit vier
Mitschülerinnen beim RoboCup German Open, der deutschen Meisterschaft für Robotik, Anfang Mai in Magdeburg gegen 600 andere Teams durchgesetzt hat. Damit qualifizierte sich das fünfköpfige Team der Roboter-AG des Essener BMV-Gymnasiums für eine Teilnahme an der Weltmeisterschaft im australischen Sydney.
Eine Darbietung mit Hintergrundgeschichte
Ende Juni geht es dann nach Sydney, wo vom 2. bis zum 8. Juli die Weltmeisterschaft startet. Die fünfköpfige Mädchen-Truppe tritt in der Kategorie „On Stage“ an, dafür präsentieren sie den Juroren eine sogenannte Performance, also eine Darbietung mit Hintergrundgeschichte. In dieser Kategorie ist besonders Kreativität gefragt. „Rob“ ist ein Helfer im digitalen Kinderzimmer. „Er packt Bücher nach Stundenplan und merkt, wenn keine saubere Kleidung mehr im Schrank liegt“, erklärt Grit grundlegende Funktionen von „Rob“.
Die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Sydney sieht die Elftklässlerin ganz im sportlichen Geist, denn die Konkurrenz ist hart: „Wenn wir etwas reißen können, wäre das super. Wenn nicht, ist das nicht so schlimm“, sagt sie und fügt schmunzelnd hinzu: „Hey, dann waren wir immerhin in Sydney!“
Die Zukunft im Zeichen der Technik
Ganz egal, wie der Wettbewerb ausgeht, Grit ist sich sicher, dass sie der Technik und auch der Robotik treu bleiben wird. Nach der Schule möchte sie Medizintechnik an der HRW oder an der Uni Duisburg-Essen studieren. „Da kann ich mich dann entscheiden, ob ich eher in die praktische Richtung oder in die Forschung gehe“, erklärt Grit. Auch möchte sie künftig die Leitung der Roboter-AG am BMV-Gymnasium übernehmen, denn „den Spaß an der Robotik habe ich in der AG gelernt, das möchte ich gerne weitergeben“.