Mülheim. Mülheim soll einen neuen Bildungsentwicklungsplan bekommen. Das beschloss die Politik. Der Schuh drückt an mancher Stelle im Schulbereich.

Die Politik will Mülheims Schul- und Bildungslandschaft auf ein neues Fundament stellen. Bis Ende Oktober 2020 will man ein entsprechendes Konzept dafür vorlegen. Zum Schuljahr 2020/21 soll es in Kraft treten. Dabei geht es nicht nur um Schule, sondern auch um Weiterbildung, die frühkindliche Bildung bis hin zu Fragen des Studiums oder Berufsausbildung.

Einen neuen Bildungsentwicklungsplan immer wieder gefordert hatten in den vergangenen Monaten die Mülheimer Bürgerinitiativen. Grund: Der aktuell gültige Entwicklungsplan ist 2011 beschlossen worden, die Prognosen vor gut zehn Jahren haben sich längst überholt, „er ist überfällig“, argumentierte MBI-Frau Eva-Annette Klövekorn nun im Bildungsausschuss.

Prognosen aus dem Jahr 2011 sind längst überholt

Heiko Hendriks (CDU): Eine klare Linie

Der Beschluss über den Bildungsentwicklungsplan wurde einstimmig gefasst.

Welche Inhalte der Plan hat, wie die Mülheimer Schul- und Bildungslandschaft künftig aussehen soll, ist damit nicht entschieden. Er soll aber nach Wunsch der CDU – anders als bisher – nur für fünf Jahre gelten, weil dies ein überschaubarer Zeitraum sei.

Die CDU-Fraktion zeigte sich im Anschluss hocherfreut. Heiko Hendriks: „Es ist wichtig, dass der Bildungsausschuss jetzt diesen Grundsatzbeschluss gefasst hat und in diesem eine klare Linie zum weiteren Vorgehen vorgibt.“

Und jene Prognosen haben sich auch in Teilen nicht erfüllt – etwa hatte man damals nicht die Flüchtlingsbewegungen von 2015 absehen können, sondern ging vielmehr von sinkenden Geburtszahlen und damit auch künftig geringeren Raumkapazitäten für Schulen und Kitas aus. Inzwischen, so das Argument der MBI, habe sogar die Landesregierung einen Anstieg der Geburten um rund 20 Prozent bis 2029 vorausgesagt.

Der Handlungsbedarf ist durchaus dringend. Die Kapazitäten etwa der weiterführenden Schulen in der Innenstadt wie Karl-Ziegler- und Otto-Pankok-Gymnasium haben aufgrund der dichten Innenstadtbebauung ihre Grenzen erreicht – so wurde es in einem Bericht für den Bildungsausschuss über die geplante Erweiterung der Otto-Pankok-Schule deutlich.

Erweiterungsmöglichkeiten bei Gymnasien in der Innenstadt sind begrenzt

Das Gymnasium soll aufgrund einer Änderung der Landesbauordnung NRW nun breiter gebaut werden, weil die Abstände zu den Nachbargrundstücken nun kleiner sein dürfen. Das schafft zunächst mehr Platz und spart Kosten, führt aber dazu, dass man künftig nicht weiter in die Höhe bauen können wird.

Und erst im vergangenen März wagten die Grünen einen Vorstoß mit dem Vorschlag, eine neue Gesamtschule in der Innenstadt zu bauen. Denn: „Die Kapazitäten sind überall ausgeschöpft“, stellte die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Franziska Krumwiede-Steiner, fest. „Man muss nur mal in die Grundschulen schauen, wie voll die inzwischen sind“, sekundierte Lothar Reinhardt (MBI) wie auch die SPD.

Willy-Brandt-Gesamtschule musste 79 angemeldete Schüler abweisen

Glaubt an eine längere politische Debatte: Heiko Hendriks (vorne rechts) von der CDU.
Glaubt an eine längere politische Debatte: Heiko Hendriks (vorne rechts) von der CDU. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Wie eng der Gürtel tatsächlich geschnallt ist, obwohl die Gesamtschule in Saarn ihre Kapazität erweitern wird, zeigt das Beispiel Willy-Brandt-Schule. 79 Anmeldung musste die Schule in diesem Jahr aus Platzgründen abweisen, nur 34 davon konnten die beiden weiteren Gesamtschulen Saarn und Gustav-Heinemann aufnehmen.

Mit ihrem Vorstoß rannten die MBI im Ausschuss offene Tür ein: Während die einen dem „Gedanken etwas abgewinnen“ konnten und sich mit Nachbarkommunen abstimmen wollten, ergriff CDU-Mann Heiko Hendriks schnell das Zepter und pochte auf einen Entwurf schon für Oktober 2020: „Denn wir wissen ja, dass die politische Diskussion länger dauern kann“.

Bildungsdezernent will sich mit Nachbarkommunen abstimmen

Hendriks bestand ebenso auf die Beantragung der Mittel für den Haushalt 2020, über den bereits nach den Sommerferien 2019 entschieden werden muss. Schuldezernent Marc Buchholz will den Plan extern begleiten lassen und mit den Nachbarkommunen Oberhausen, Essen, Mettmann und Ratingen abstimmen.