Mülheim. Zum dritten Mal inszenierte die Willy-Brandt-Gesamtschule ein Stück für das Schultheater-Festival. Das kommt womöglich bald schon nach Mülheim.

„Es ist eine Haltung, Theater zu machen“, sagt Hildegard Schroeter-Spliethoff. Sie denkt kurz nach und fügt hinzu: „Sich auf seine Gefühle einzulassen, nicht so zu verrohen.“ Diese Haltung versucht sie, in ihrem „DaG“-Unterricht weiterzugeben. „DaG“ ist kurz für Darstellen und Gestalten – was an den meisten Schulen in Form einer Theater-AG als nebensächlich eingestuft wird, hat an der Willy-Brandt-Schule in Mülheim einen hohen Stellenwert. Dort ist das Theaterspielen ein Hauptfach und in der Oberstufe ein Projektkurs.

Der Projektkurs Theater der zwölften Klasse, der von Hildegard Schroeter-Spliethoff geleitet wird, nahm vergangene Woche in Gelsenkirchen am Maulheld*innen-Festival teil und führte dort das selbstgeschriebene Stück „Stadt_unter“ auf. So viel sei verraten: Das Stück setzt sich auf durchaus kritische Weise mit dem Leben in der Stadt auseinander.

Forschendes Theater für mehr Selbstbewusstsein

Der gesamte Text, die Szenerie, das Konzept stammt von den 16 mitwirkenden Schülerinnen und Schülern. Vorgaben gab es keine. „Wir machen forschendes Theater“, erklärt Schroeter-Spliethoff. Das scheint bei den Gesamtschülern gut anzukommen.

Die Zehntklässler Maja Bitter (15) und Luca Stampf (16) belegen seit der sechsten Klasse das Hauptfach „DaG“ und möchten auch in der Oberstufe weiterhin Theater auf dem Stundenplan stehen haben. „Man wird durch das Spielen auf der Bühne einfach selbstbewusster“, sagt Maja. Luca stimmt ihr zu und ergänzt: „Gerade wenn man vor Gruppen sprechen muss, ist das hilfreich.“ Auch die Kombination aus Konzentration, Disziplin und Kreativität reizt die beiden am Theater spielen.

Notenvergabe richtet sich nach Entwicklung der Schüler

An diese Kombination knüpft auch die Notenvergabe von Hildegard Schroeter-Spliethoff an: „Ich bewerte nicht, wie talentiert oder extrovertiert jemand ist. Es geht um die Entwicklung.“ Dass die Schüler häufig auch außerhalb der Schulzeit an ihren Inszenierungen arbeiten, zeigt laut Schulleiterin Karin Rinn, wie engagiert die Jugendlichen sind.

Sie war auch bei der Aufführung von „Stadt_unter“ in Gelsenkirchen dabei. „Es war spannend und erstaunlich, die Schüler so zu erleben. Ganz anders, als ich sie aus dem Unterricht kenne“, schildert die Schulleiterin ihre Eindrücke.

Gerade das mache Schultheater so wertvoll, sind sich die Pädagoginnen einig. „Schultheater hat eine eigene Form, eine eigene Ästhetik“, erklärt Schroeter-Spliethoff.

Fördergelder von Schul- und Kulturministerium möglich

Für die Zukunft hoffen die beiden, das Schultheater-Festival, das jedes Jahr in einer anderen Stadt ist, nach Mülheim holen zu können. „Die Chancen stehen nicht schlecht, das Schul- und Kulturministerium sind bereits auf uns zugekommen“, sagt Rinn. Pro Ministerium gäbe es eine Förderung in Höhe von 15.000 Euro. Nun hängt es von der Stadtverwaltung ab, ob das Festival in der Theaterstadt Mülheim stattfinden kann. Bis dahin wird an der Willy-Brandt-Gesamtschule weiterhin Theater gemacht, die etwas andere Form des Unterrichts.