Mülheim. Der Rathausbau kommt für die Bürgermeisterei Styrum zu spät und ist zu klein. Nach der Zerstörung 1943 entsteht dort ein anderes Gebäude.
Der Bauernhof neben dem Styrumer Bahnhof war Schwerpunkt der vorherigen Folge. Wir bleiben in der ehemaligen Bürgermeisterei, weil es noch viel über die Geschichte des Ortes und das ehemalige Rathaus mit seinem markanten Turm zu berichten gibt.
„Der Ort entstand vermutlich um ein ostfränkisches Reichsgut an einem Zweig des Hellwegs. Stiarhem wurde urkundlich erstmals um das Jahr 1000 erwähnt. 1067 schenkte König Heinrich IV. das noch nicht kultivierte Land mit seinen Höfen dem Stift Kaiserswerth.“ Das haben Jens Roepstorff und Annett Fercho vom Stadtarchiv zusammengetragen.
Bauern, Adel und Erbschaften
„Im Jahr 1200 wies Graf Arnold von Altena als Besitzer von Haus Styrum dieses seiner Frau Mechthild von Holland zu Styrum, einer Tochter Florens’ von Holland, als Wittum (Vermögensleistung des Bräutigams an die Braut und Versorgung der Witwe) an. Graf Dietrich von Limburg, ein Sohn Friedrichs von Isenberg, erweiterte 1289 mit seinem Sohn Eberhard eine Kemenate vermutlich zum Wittum. Bis 1806 war die Herrschaft Styrum eine reichsunmittelbare Herrschaft im Besitz der Grafen von Limburg-Stirum“, schreiben die Stadtarchivare.
Während der napoleonischen Eroberungen wurde sie mit der Herrschaft Broich zum Amt Broich-Styrum, zu dem auch Mülheim gehörte, zusammengefasst.
Altstaden und Dümpten werden Oberhausen zugeteilt
„1871 kam August Thyssen nach Styrum, um dort Roheisen zu erzeugen und zu verarbeiten. Styrum wuchs zum Industriestandort. Wegen des starken Zuzugs erklärt die preußische Staatsregierung Styrum 1878 zum Sitz der Bürgermeisterei Styrum – zwischen den Städten Mülheim und Oberhausen. Dazu gehörten auch die Gemeinden Alstaden und Dümpten. 1904 wurde Styrum nach Mülheim eingemeindet, das auch dadurch 1908 zur Großstadt wurde. Der nördliche Teil Styrums wurde 1910 mit Alstaden und Teilen von Dümpten wieder ausgegliedert und der Stadt Oberhausen zugeordnet“, ordnen Annett Fercho und Jens Roepstorff die Veränderungen ein.
„Die Bürgermeisterei Styrum hatte mit 22.000 weit mehr Einwohner als die anderen Bürgermeistereien. Daher ist es erstaunlich, dass sie ihre Verwaltung lange in gemieteten Räumen unterbrachte. Der Rathausbau folgte wesentlich später als in Heißen und Broich. Zunächst dauerte es fünf Jahre, bis 1889 beschlossen wurde, zwei für diesen Zweck als Geschenk angebotene Grundstücke anzunehmen“, ermittelten die Archivare.
Architekt erlebt Fertigstellung des Rathauses nicht mehr
„Erst 1891 begann der Bau nach Plänen des Architekten Heinrich Siepmann aus Hannover. Da dieser 1892 starb und in seinem Geburtsort Broich beerdigt wurde, erlebte er die Fertigstellung des Rathauses Styrum 1893 nicht mehr. Im Rathaus fand auch die neugegründete Sparkasse Räume. 1900 entstand an der Kaiser-Wilhelm-Straße ein Bürgermeisterwohnhaus.
Zur gleichen Zeit war das Rathaus bereits zu klein geworden. Ursache war das starke Wachstum der Industrie; Stahlbetriebe und Bergbau erzeugten eine erhebliche Zuwanderung. Darum sollte ein Erweiterungsbau an das Rathaus angefügt werden, der 1901 fertig war“, heißt es im Bericht der Archivare.
Bürgermeisterei Styrum wird 1904 aufgelöst
Die neuen Gebäude wurden nur wenige Jahre benötigt, da die Bürgermeisterei Styrum 1904 aufgelöst wurde. Danach nutzten Mülheimer Verwaltungsstellen das der Stadt zugefallene Rathaus.
„Das Styrumer Rathaus war ein stattliches Backsteingebäude. Die dem Marktplatz zugewandte Seite wurde durch einen eindrucksvollen Turm geprägt. Bei dem großen Luftangriff am 23. Juni 1943 wurde das Rathaus zerstört. In den 1950er Jahren wurde dort die Schule Zastrowstraße gebaut, die zum Teil im Bereich des ehemaligen Rathauses liegt“, schließen Annett Fercho und Jens Roepstorff. Heute heißt sie Brüder-Grimm-Schule.
„Der Fotograf stand bei dieser Aufnahme (mit Blickrichtung Süd-West) auf der Marktstraße / Ecke Rosenkamp. Auf Luftbildern im „Geoportal Ruhr“ von 1925 und 1930 ist das alte Rathaus gut zu erkennen“, ergänzt Franz-Josef Hüls.
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