Mülheim. . In der Müga ist das Umsonst & Draußen-Festival „Now or Never“ über die Bühne gegangen. Vorbild ist unter anderem das Werdener Pfingst Open Air.
Am Samstag gab das neue Umsonst & Draußen-Festival „Now or Never“ am Ringlokschuppen seine Premiere. Dabei lud der Wintereinbruch zum Wochenende eigentlich nicht gerade zu einer „Outdoor“-Veranstaltung ein. Doch davon ließ sich niemand die Feierlaune verderben, bis zu 500 Besucher kamen über den Tag verteilt an die Freilichtbühne in der Müga. „Dass wir keinen Eiswagen bekommen haben, ist wohl nicht schlimm, Glühwein hätte sich heute wohl eh besser verkauft“, sagte Veranstalter Simon Sandmann scherzend.
Den Anfang machten Filou und Dynamo Dietrich aus Berlin, die sonst als Teil des Berlin Boom Orchestra unterwegs sind. Als sie gegen 15 Uhr die Bühne betraten, hatten sich bereits einige Familien mit Picknick-Decke ausgestattet auf den Stufen versammelt. Dick eingepackt krabbelte der Nachwuchs mit schützenden Kopfhören in Richtung Bühne. Das vom Stadtjugendring gemeinsam mit dem Ringlokschuppen ausgerichtete Festival soll bewusst ein breites Publikum ansprechen, erklärt der Mülheimer Videokünstler Jerry Krüger. Vorbild dabei sei etwa das Werdener Pfingst Open Air.
Auf die so genannten Young Professionals konzentriert
Krüger hat sich mit dem hauptberuflich als Sozialpädagoge tätigen Sandmann gemeinsam um das Line-up der Veranstaltung gekümmert. „Wir haben uns dabei auf die so genannten Young Professionals konzentriert“, erklären die beiden die Idee dahinter. Ein gutes Beispiel dafür ist die Münsteraner Garage-Pop-Band Soeckers, die bis vor kurzem noch mit Wanda auf Tour waren. Auch ihr Debüt-Album haben die Musiker aus Ahaus mit dem Produzenten der österreichischen Rock-Band aufgenommen.
Musikalisch sollte es aber lange nicht beim Rock/Pop bleiben, um ganz unterschiedliche Geschmäcker zu bedienen, bewegte sich „Now or Never“ irgendwo zwischen Afrofuturistic, Experimental, Indie-Rock sowie Electronic und Hip Hop. Bei den Jugendlichen jedenfalls kam die Mischung gut an. „Meine ehrenamtlichen Helfer aus der Lukasgemeinde haben die Künstler allesamt abgenickt“, grinst Sandmann.
Highlights? Ganz sicher Abramowicz und Dexter
Highlights des Programms waren sicherlich die Hamburger Indie-Punk-Band Abramowicz und Rapper Dexter gegen Abend. Die Picknick-Decken sind mittlerweile eingepackt, dafür wird kräftig mitgesungen und getanzt. „Dexter geht gerade voll durch die Decke“, ist Sandmann begeistert.
Er legt bei seiner Arbeit in der Jugendeinrichtung „Oase“ der evangelischen Lukasgemeinde als Gitarrist und Sänger viel Wert auf musikalische Bildung. Rund 20 Mädchen und Jungs aus der Oase engagieren sich als Helfer beim Festival, so sollen sie erste Einblicke in das Veranstaltungsmanagement erhalten. „Das ist gelebte Partizipation.“
Auch vom Publikum gab es viel Lob. „Die Idee, hier ein Festival aufzuziehen, finde ich super“, sagt etwa die 21-jährige Linda. Denn das Angebot für junge Leute sei bislang nicht unbedingt üppig in Mülheim. „Dabei gibt es mittlerweile auch durch die Hochschule viele Studenten.“ Am Wochenende seien die meisten dann aber doch eher Richtung Essen unterwegs, weil dort mehr los sei. Auch dass der Eintritt frei ist, hält ihre Freundin Nadine für eine gute Sache. Denn normalerweise zahle man für Konzerttickets viel Geld, was sich einfach nicht jeder leisten könne...
>> PLAKATE FÜR „FRIDAYS FOR FUTURE“ GEMALT
Auch abseits der Musik versuchte das Festival Themen aufzugreifen, die Jugendliche umtreiben. An einem Stand konnten sie Schilder für den Klimaprotest „Fridays for Future“ malen.
Auch andere Stände widmeten sich der Nachhaltigkeit, darunter der Upcycling-Shop Kommabei, das Label Róka für fair produzierte Textilien und die Farbenmühle „mcdrent“ aus der Mülheimer Altstadt, die sich auf Naturfarben spezialisiert hat.
Ziel sei es, das Gesamtkonzept aus Musik und Rahmenprogramm langfristig zu etablieren und einmal jährlich stattfinden zu lassen, sagten die Veranstalter. „Now or Never“ sei eine gute Ergänzung zum bestehenden Mülheimer Kulturprogramm.