Mülheim. . Der Förderverein der Mülheimer Grundschule Steiger Weg ist sehr aktiv - unterstützt nicht nur finanziell. Warum Fördervereine unverzichtbar sind.

Auf der Wiese vor der Grundschule am Steiger Weg wurde kürzlich richtig geackert. Die Schüler der 3c, Lehrer, Eltern und 14 Mitarbeiter der Deutschen Bank Essen bauten zwei Hochbeete und eine Kräuterspirale – damit im Vorgarten bald fleißig gegärtnert werden kann. „Nach den Osterferien werden die neuen Beete bepflanzt. Die Pflege des Schulgartens soll in Zukunft komplett von den Kindern übernommen werden. Wir wollen auch schon die 1. Klassen einbinden“, sagt Schulleiterin Andrea Kocks.

Maßgeblich beteiligt war neben den Bankangestellten, die im Rahmen des Social Days der Deutschen Bank ehrenamtlich mit anpackten – und zusätzlich eine Spende von 1000 Euro mitbrachten – auch bei diesem Projekt der Schulverein (=Förderverein). Wie schon so oft ermöglichte er durch finanzielle und tatkräftige Hilfe etwas, was die Schule sich sonst nicht hätte leisten können. „Natürlich hat die Schule ein gewisses Budget zur Verfügung, aber für Sonderwünsche reicht das nicht aus“, weiß Stefanie Anstötz, 2. Vorsitzende des Schulvereins. Daher sammeln sie und weitere engagierten Eltern eifrig Geld – und finanzieren damit die verschiedensten Dinge.

Bewerbungen für Spenden-Programme

175 Mitglieder hat der Schulverein, die Beiträge sind ein Teil der Summe, die der Verein jährlich geben kann. „Wir bewerben uns aber auch überall, wo wir Spenden bekommen können“, so Anstötz. So konnte man beispielsweise 1500 Euro bei der Volksbank akquirieren – für die Renovierung der Bücherei. Oder sich über einen stattlichen Betrag von der Leonhard Stinnes Stiftung für die Errichtung des Bolzplatzes freuen.

Sponsoren finden und durch Veranstaltungen Geld reinholen sind Hauptaufgaben des Schulvereinsvorstandes, zu dem auch Susanne Becker-AmirAhmadi und Qmars AmirAhmadi gehören. Dafür suchen sie sich in der Elternschaft Helfer. Für große und für kleinere Projekte. So richtete man 2012 die Schulbücherei ein, unterhält und pflegt sie seitdem. Die Erträge des Cafés während der Lesewoche bringen ebenso Geld in die Kasse wie der Sponsorenlauf oder der Verkauf auf dem Adventsmarkt. Einmal im Jahr führt der Verein auch eine Schuhsammlung für die Kolpingfamilie durch. „2018 haben wir 160 Kilo Schuhe abgegeben und dafür 100 Euro bekommen“, berichtet Stefanie Anstötz. 2019 kamen sogar 300 Kilo zusammen.

Schulverein liefert nicht nur Geld

„Der Schulverein gibt aber nicht nur Geld, er liefert auch Ideen. Er bereichert das Schulleben“, sagt Schulleiterin Andrea Kocks. So stellt er jährlich für 2000 bis 2500 Euro zusätzliche Unterrichtsmaterialien, bezuschusst finanzschwache Familien bei Klassenfahrten. „Beim Sportfest sponsern wir Wasser und Melone. Letztes Jahr waren es 250 Kilo Melone, und das reichte noch nicht einmal aus“, erzählt Stefanie Anstötz. Auch die Postmappen in der Schulfarbe Türkis, die jeder Erstklässler für Informationen und Papiere bekommt, stellt der Verein. Eine der großen Investition war die Renovierung der Aula, die 2000 Euro kostete.

Aktuell hat man sich um Gelder von der LBS beworben, um eine Erste Hilfe-Schulung für die Schüler zu ermöglichen. Geld wird der Schulverein auch nochmal in die Bücherei stecken müssen. Im nächsten Schuljahr bekommt die Schule nämlich drei statt zwei erste Klassen dazu, die jetzige Bibliothek wird als neuer Klassenraum benötigt, die Bücherei muss umziehen „In einen Kellerraum, der noch gestrichen werden muss“ sagt Stefanie Anstötz. Das schlägt vermutlich mit wieder mit bis zu 2000 Euro zu Buche. Für einen ganz großen Wunsch muss man längere Zeit sparen. Ein neues Klettergerüst könnte die Schule bald gebrauchen, es kostet um die 15.000 Euro.

Fördervereine sind für Schulen unverzichtbar

„Wenn der Förderverein nicht helfen würde, hätten wir viele Dinge nicht“, sagt Angela Huestegge, die Leiterin des Broicher Gymnasiums. Denn: „Von der Stadt können wir, gerade in Zeiten einer Haushaltssperre, nicht immer kriegen, was wir uns wünschen.“ Neben üblichen Hilfen wie etwa der Unterstützung bei Klassenfahrten ermögliche der Verein immer wieder besondere Anschaffungen – beispielsweise den Kauf von zeitgemäßen Mikroskopen, die mit Geldern des Fördervereines und aus dem Fond der chemischen Industrie bezahlt wurden. „Auch für neue Musikinstrumente kommt der Verein auf“, gibt Huestegge ein weiteres Beispiel. Derzeit plant man mit Hilfe des Fördervereins Spielekisten für die Klasse 5 anzuschaffen.

Friedrich Linder, Vorsitzender des Fördervereins am Karl-Ziegler-Gymnasium, sagt es noch deutlicher. „Ohne Fördervereine würde Schule gar nicht mehr laufen. Es fehlt an allen Ecken und Enden.“ Für Projekte, die große Summen erforderten, müsse man Geld bei Stiftungen, Firmen, Gönnern akquirieren. Was nicht so einfach sei. Denn man konkurriere dabei ja mit den Fördervereinen anderer Schulen. „Sein Netzwerk an Sponsoren muss man pflegen“, so Linder.

Zusätzlich versuchen die aktiven Vereinsmitglieder durch und bei Veranstaltungen Geld einzutreiben. „Damit das Nötigste gemacht wird, müssen wir an die 20.000 Euro zuschießen, meist ist es aber ein noch größerer Betrag, den wir investieren“, erklärt Linder, der oft zwei Mal in der Woche mit der Schulleitung konferiert. Als ehrenamtlicher Fördervereinsvorsitzender habe er quasi „einen zweiten Job“, der ihn oft 15 bis 20 Stunden wöchentlich in Anspruch nehme.

Zwei richtig große Projekte konnten in letzter Zeit mit Hilfe des Förderverein verwirklicht werden. Man schaffte für die komplette Schule neue Microsoft Office Pakete an und konnte ein neues Ruderboot (Kosten: 10.500 Euro) für die Schüler erstehen.