Mülheim. Zum Entwicklungskonzept vom Mülheims Friedhöfen sind 2000 Beschwerden eingegangen. Einige sind überzeugt, andere pochen nicht nur auf Rechte.
„Wir haben mit Ärger gerechnet, weil wir mit dem Friedhofsendwicklungskonzept (FEK) nicht allen Erwartungen und Wünschen gerecht werden können. Wir müssen die Bestattungsflächen reduzieren, damit die Gebühren für Gräber zukünftig nicht überdimensional steigen.“ So erklärt Planungsdezernent Peter Vermeulen einen Ratsbeschluss, gegen den voraussichtlich etwa 30 Bürger klagen wollen.
„Vom beschlossenen Schrumpfungsprozess sind rund 4000 Familien betroffen. 2000 Bürger haben sich gemeldet“, sagt Rainer Stobbe. Der Abteilungsleiter Friedhofwesen ergänzt: „Wir haben mit fast allen gesprochen. Die meisten konnten wir davon überzeugen, dass es auf ihren Grabstätten keine weiteren Bestattungen geben kann.“ Nur wenige seien damit nicht einverstanden, bestünden auf dauerhafte Familiengräber. Stobbe: „Die werden wohl klagen.“ Vermeulen dazu: „Die Bürger haben ein Recht darauf. Da müssen wir durch.“
Rat hat das Konzept vor einem Jahr beschlossen
Nachdem der Rat das FEK vor eineinhalb Jahren beschlossen hatte, haben etwa 4000 Familien Post vom Friedhofsamt bekommen. „Das Schreiben in Amtsdeutsch hat viele empört. Aber wir brauchen solche Formulierungen für die Rechtssicherheit“, erläutert Peter Vermeulen. Nach der Bürgerinformation erhalten alle 2000 Beschwerdeführer einen ordentlichen Bescheid plus Informationsblatt. „Weiterhin helfen wir in allen Einzelfällen in persönlichen Gesprächen“, ergänzt Rainer Stobbe.
„Im Gegensatz zu Kirchen oder anderen Städten erhalten wir einige Ausnahmeregelungen“, sagt der Planungsdezernent. Ehegatten, Lebenspartner können weiterhin im Familiengrab bestattet werden, ebenso Kinder, die bis zum zwölften Lebensjahr sterben. Andernorts werden Grabfelder geschlossen und es geht dort nichts mehr.“
Grabfleiche Randflächen erst ab 2030 absehbar
Erst nach dem Jahr 2030 sehen Friedhofs- und Grünflächenplaner erste grabfreie Flächen an den Friedhofsrändern. „Deren Pflege übernimmt dann das Grünflächenamt“, erläutert Amtsleiterin Sylvia Waage. „Diese Kosten muss der Kämmerer finanzieren und nicht der Gebührenzahler, der ein Grab kauft“, zeigt Peter Vermeulen die Finanzierungszuständigkeiten auf.
Im Lauf der nächsten 40 Jahre wird die Stadt ihre Bestattungsflächen von jetzt etwa 95 Hektar um die Hälfte reduzieren. „Wir behalten Friedhöfe in allen Stadtteilen und haben dort weiterhin Kernflächen für Sarg- und Urnengräber“, erläutert Sylvia Waage. Das sei notwendig, weil sich die Bestattungskultur in den letzten Jahren stark gewandelt habe. „Wir haben erhebliche Konkurrenz von privaten Anbietern, die Tote in ihre Kolumbarien übernehmen“, sagt Peter Vermeulen. „Viele Familien lebten auch nicht mehr komplett in einer Stadt. Darum gibt es bereits viel weniger Familiengruften“, schildert Rainer Stobbe die Entwicklung hin zu kleineren Gräbern.
Infoblatt sieht keine Umbettungen vor
Für das FEK werden keine Nutzungszeiten verkürzt, keine Gräber verlagert und keine Umbettungen vor Ablauf der Nutzungszeit erfolgen, steht im Informationsblatt der Stadt. Beisetzungen werden noch zugelassen, wenn die vereinbarte Restnutzungsdauer größer ist als die 25-jährige Ruhezeit. Denn Grabpflege ist weiterhin – gegen Gebühr – möglich. Auf den zukünftigen Grünflächen neben den Friedhöfen gibt es aber schon jetzt keine neuen Bestattungen mehr.
>>>Bürgerversammlung am 3. Mai
4000 Familien sind vom Schrumpfungsprozess der Begräbnisfelder auf städtischen Friedhöfen betroffen. 2000 haben empört beim Friedhofsamt angerufen. 400 haben sich schriftlich beschwert.
Eine Bürgerinformation zum Friedhofsentwicklungskonzept ist für den nächsten Freitag, 3. Mai, um 18 Uhr, im Ratssaal des Historischen Rathauses angesetzt. Dort werden Aspekte der zukünftigen Grabnutzungen erklärt.