Mülheim. . Thorsten Lennertz hat sich in den vergangenen 15 Jahren ein riesiges Areal am Osterfeldhof aufgebaut. Die Sorten eignen sich gut für Allergiker.
Langsam schreitet Thorsten Lennertz über die Wiese. In gleichmäßigen Abständen sind viele kleine Bäume gesetzt Einige stehen in voller Blüte, tragen vereinzelt Früchte. Lennertz hat sich in den vergangenen 15 Jahren die größte Streuobstwiese in Mülheim aufgebaut.
Es fing alles mit alten Bildern an, die der Familienvater im Album des Opas seiner Frau entdeckte. „Er hatte sich eine Streuobstwiese geschaffen, was mit viel Aufwand verbunden war. Dem Sohn fehlte die Zeit dafür, so dass irgendwann nur noch drei Bäume übrig blieben. Das fand ich schade“, erzählt Lennertz. Gemeinsam mit seiner Frau Antje Sellerbeck setzte er neue Bäume. Heute sind es über 400 auf rund 45.000 Quadratmetern in Raadt.
Kostspieliges Hobby
Die Pflege des riesigen Areals kostet viel Zeit. Für Lennertz ist es zudem nur ein Hobby, er ist Bankkaufmann, hat die Landwirtin vom Osterfeldhof geheiratet und kümmert sich in seiner Freizeit um die Streuobstwiese. Heißt: Jedes Wochenende ist er draußen, bekommt Hilfe von Frau und den beiden Kindern, etwa bei der Ernte. Zusammen kommen im Jahr knapp 1000 Stunden zusammen, schätzt er. „Die Grundlagen des Baumschnitts habe ich mir anfangs selbst beigebracht.“
Naturschutz wird von der Stadt unterstützt
Stolz ist er auf die vielen Sorten, die er auf der Streuobstwiese hat: verschiedene Äpfel, Birnen, Pflaumen und Pfirsiche. „Es gibt heutzutage nur noch wenige Streuobstwiesen, damit schwindet Tradition und Kulturgut geht verloren“, bedauert der Mülheimer. Die Wiesen bieten vielen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum. „Alte Obstsorten würden ohne sie wohl irgendwann aussterben“, vermutet Lennertz.
Auf der Wiese an der Wöllenbeck leistet er Vertragsnaturschutz, wird von der Stadt unterstützt. Der Hobbybauer erinnert sich, dass es in den 1970er-Jahren noch eine Prämie für die Abholzung gab.
In der Nähe des Flughafens hat Lennertz aufgeforstet. Die Apfelbäume werden laut ihm etwa 80 Jahre, Birnenbäume teilweise 150 Jahre alt. „Wir haben viele alte Sorten: Kaiser Wilhelm, rote Sternrenette, Französische Blutbirne, Dülmener Rosenapfel, roter Boskop, gelber Bellefleur. Der rote Eiserapfel ist eine robuste und widerstandsfähige Sorte aus dem 16. Jahrhundert.“
Mit Spannung erwartet: der erste rote Apfelsaft
Stolz ist Lennertz auf einen Zugang, den roten Mond, eine Sorte aus dem Jahr 1915. „Da bin ich auf unseren ersten roten Apfelsaft gespannt. Der Apfel hat tatsächlich rotes Fruchtfleisch und die Färbung bleibt bei der Verarbeitung erhalten“, erklärt er. Das Pressen macht er allerdings nicht selbst, dies geschieht in einer Saftmosterei in Heiligenhaus. Im privaten Keller lagert Lennertz den Saft kühl, der nur für den Eigenbedarf gedacht ist.
Auch manche Äpfel lagert er, damit sie bis zum Herbst noch reifen. „Wobei die alten Birnensorten häufig geschmacklich noch mehr bieten als die Äpfel. Clapps Liebling ist toll, Gellerts Butterbirne, die Köstliche von Charneux, Williams Christ oder die gute Luise“, so Lennertz.
Für Allergiker sollen die alten Obstsorten verträglicher sein, sie enthalten einen hohen Anteil Polyphenole. Lennertz weiß: „Bei neuen Apfelsorten werden die Polyphenole fast vollständig herausgezüchtet. Sie machen Äpfel sauer und lassen sie schneller braun werden. Sie sind aber ein natürlicher Schutz gegen Insekten- und Pilzbefall. Spritzen, wie es daher häufig in einer steril gehaltenen Plantage notwendig ist, entfällt auf Streuobstwiesen.“
Feste und Verkauf auf dem Osterfeldhof
In Zukunft möchte Thorsten Lennertz auf dem Osterfeldhof kleine Feste feiern, um auf die Bedeutung der Streuobstwiese aufmerksam zu machen.
Dabei sollen Kinder an die Thematik herangeführt werden. Außerdem denkt der Hobbybauer an den wirtschaftlichen Aspekt und möchte Abnehmer für das Obst finden.